Noch ist das industrielle Antlitz der gewaltigen Gebetsstätte zu sehen: In schmutzig grauem Beton ragt die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh auf.
Am 34 Meter hohen halb fertigen Minarett sind die Nahtstellen der Einzelteile zu erkennen. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis das Baugerüst an der Warbruckstraße verschwunden ist, und die Kuppeln in makellosem Silber glänzen.
Spätestens 2007 öffnet die bundesweit größte Moschee, die 1300 Gläubigen Platz bieten soll. Als das "Wunder von Marxloh" wurde das religiöse Großprojekt in osmanischem Stil einmal euphorisch von der rot-grünen nordrhein-westfälischen Vorgängerregierung beschrieben. Mehr als ein Jahr nach dem Spatenstich versammelten sich am gestrigen Freitag Hunderte Muslime zum Richtfest.
Mittlerweile stellt eine schwarz-gelbe Koalition die aktuelle Landesregierung, und das Lob fällt nicht minder herzlich aus. Der Bau zeige, dass "wir uns auf den Weg gemacht haben, Integration ernst zu nehmen", sagte NRW-Bauminister Oliver Wittke (CDU). Die Moschee mitsamt Begegnungsstätte sei ein "architektonisch und städtebaulich wegweisendes Projekt für das ganze Ruhrgebiet". Rund 7,7 Millionen Euro wird das Projekt insgesamt kosten.
Das Land NRW und die EU übernehmen 3,2 Millionen Euro, da fast die Hälfte der 2500 Quadratmeter großen Gesamtfläche einer "Begegnungsstätte" mit Seminarräumen gewidmet wird. Diese solle zu einem "offenen Dialog beitragen, in dem die Mehrheit ohne große Hemmschwellen zu uns kommen kann", betonte der Vorsitzende des Türkisch-Islamischen Kulturvereins (TIKV), Mehmet Özay. Der Bau der Gebetsräume in den oberen Etagen wird mit Spenden der Vereinsmitglieder finanziert und von der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) unterstützt. Immerhin gehört der TIKV diesem größten islamischen Dachverband in Deutschland an. Der Ortsteil Marxloh in der vom wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandel belasteten Industriestadt Duisburg gilt gemeinhin als positives Beispiel für funktionierende Integrationsarbeit, die maßgeblich vom hiesigen Stadtteilbüro angetrieben wird.
In Marxloh ist fast jeder dritte Einwohner ausländischer Herkunft, Tendenz steigend. Das Ortsbild ist von türkischen Geschäften, Frisören und Dönerbuden geprägt. Allein in Marxloh existieren zehn Gebetsstätten, in ganz Duisburg sind es an die 40. Die TIKV-Mitglieder selbst beteten lange in einer umgebauten Werkskantine.
Um eine breite Akzeptanz der neuen Moschee zu erreichen, wurden Kirche und Kommunalpolitik eng an den Planungen beteiligt. Dieser Ort sei ein "sichtbares Zeichen für interkulturelles und friedfertiges Miteinander", sagte der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU).
Die Toleranz Duisburgs ist landesweit bedeutsam, denn nicht einmal hundert Kilometer weiter südlich, in Köln, entfacht ein geplanter Moscheebau harsche Bürgerproteste.
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