Unser wahres Selbst, der Kern unsers Wesens, ist Das, was hinter jenem steckt und eigentlich nichts Anderes kennt, als wollen und nichtwollen, zufrieden und unzufrieden seyn, mit allen Modifikationen der Sache, die man Gefühle, Affekte und Leidenschaften nennt.
(Schopenhauer)
Gefühle sind die Basis des menschlichen Lebens. Das wird von der modernen Neurologie bestätigt. Ein Denken ohne Gefühle, ohne Emotionen ist undenkbar, schon beim komplexen Prozess des Lernes spielen die Emotionen eine gewaltige Rolle, jeder weiss, daß er besser behält, wenn er Dinge mit Gefühlen in Verbindung bringt. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist der Geruchssinn, der selbst nach vielen Jahren vergangene Szenen rekonstruieren kann.
Jedoch hat uns das theologische Menschenbild weis gemacht, der Mensch sei im Wesentlichen Vernunft, Seele mit Freiheit gespickt, die sich vor Gott verantworten müsste. Was für ein grandioser Unsinn!
Das Denken ist überhaupt nur Behuf der Gefühle, sie treiben den Intellekt und die Vernunft an, nicht umgekehrt. Im Strang "Der freie Wille, nur ein gutes Gefühl", wird sogar ein Gefühl der Freiheit postuliert, das dem Individuum vorgegaukelt wird. Und im letzten Spiegel stand ein ausführlicher Bericht über ein "Erinnerungsgefühl", welches bei krankhaftem Ausbleiben oder dauerhafter Aktivierung Menschen vorgaukelt, Dinge schon gesehen zu haben oder nicht mehr zu kennen, die ihnen doch vertraut sind.
Der Mensch scheint ein einfaches Werk von Gefühlen zu sein, welche die intellektuellen Prozesse antreiben und hemmen, je nachdem, wie der Charakter dieses Menschen bestimmt ist.
---