Dresden - Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU laufen noch. Dennoch haben die demokratischen Parteien bereits einige Hausaufgaben erledigt. Es geht um den Umgang mit der rechtsextremen NPD, die mit sechs von 71 Sitzen im Schweriner Schloss vertreten sein wird.
Der Schweriner Landtag will sich einiges ersparen, was den Sachsen blühte, nachdem dort die NPD vor zwei Jahren in den Landtag einzog und das Parlament zur Bühne für antisemitische Ausfälle und nazistische Eklats machte. In Schwerin will man dem braunen Spuk, da wo es geht, engere Grenzen setzen.
Landtagspräsidentin Sylvia Brettschneider (SPD) teilte jetzt einige geplante Änderungen bei Geschäftsordnung und Fraktionsfinanzierungen mit, auf die sich SPD, CDU, PDS und FDP geeinigt hatten. Im Eiltempo soll sie der neue Landtag nächste Woche verabschieden.
Vor allem die Regeln für die Beschäftigung von Fraktionsmitarbeitern werden verschärft. Abgeordnete sollen nur noch Geld für die Beschäftigung von Wahlkreismitarbeitern bekommen, wenn dem Landtag vorher ein polizeiliches Führungszeugnis auf dem Tisch liegt, das keine Hinweise auf vorsätzliche Straftaten enthält. Für Fraktionsmitarbeiter sollen dieselben Spielregeln gelten. Eine solche Regel wäre einmalig in deutschen Parlamenten. "Es gibt Hinweise, dass die NPD Vorbestrafte in die parlamentarische Arbeit einbinden will", begründete Brettschneider die Gesetzesinitiative.
Auch bei der Finanzierung ihrer Arbeit haben sich die Fraktionen auf Änderungen geeinigt. Nach dem bisherigen Modell würden kleine Parteien wie FDP und NPD, die am 17. September den Sprung ins Parlament schafften, den Großparteien gegenüber bevorzugt. Der Landtag will die Grundbeträge für die Fraktionen kürzen, dafür aber etwas höhere personenbezogene Aufwendungen zahlen. Unterm Strich ändert sich für die drei großen Parteien kaum etwas. Die SPD als stärkste Fraktion bekäme 1,3 Millionen Euro pro Jahr, die CDU 1,28 Millionen, die PDS 1,08 Millionen. Neuling FDP erhält 675 000 statt 882 000 Euro nach alter Berechnungsmethode. Und die NPD 600 000 statt 847 000 Euro. Man müsse ein Interesse daran haben, dass antidemokratische Kräfte nicht überdimensioniert mit Geld des Steuerzahlers ausgestattet werden, meinte Parlamentspräsidentin Brettschneider.
Ändern soll sich auch die Besetzung der Parlamentarischen Ausschüsse. Deren Vorsitzende sollen nach einem anderen Verfahren besetzt werden. Die Folge: Erst ab zehn Ausschüssen stünde der NPD ein Vorsitz zu. In der abgelaufenen Legislaturperiode hatte der Schweriner Landtag nur neun.
Möglicherweise wird sich das Schweriner Parlament auch schon sehr bald mit der Aufhebung der Immunität eines NPD-Abgeordneten befassen. Um wen es geht, wollte Brettschneider nicht sagen.
Bei der ersten Sitzung wird Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) noch nicht gewählt. Die Verhandlungen zwischen SPD und CDU bräuchten noch ein bisschen, heißt es in der Regierung.