Zitat von
Bernhard44
Dazu eine Demokratisierung, eine Liberalisierung und weitere ...ungen!
"Signal für eine asiatische Zukunft, eine ottomanische Despotie der Türkei"
Fragen an den Abgeordneten des britischen Unterhauses und früheren Europaminister Denis MacShane
Die Welt: Sie sind von einem der Nebenkläger im Pamuk-Prozeß geschlagen und auch nach dem Prozeß von Nationalisten beschimpft und getreten worden. Warum?
Denis MacShane: Es ist schade, daß diese Dinge passieren. Ich war immer ein Verfechter eines türkischen EU-Beitritts, aber wir müssen Ankara wirklich klarmachen, daß die Türkei es sich nicht leisten kann, andauernd solche massiven Signale zu senden, daß man im Grunde eine asiatische Zukunft will, eine ottomanische Despotie. Es ist lächerlich, daß man hier über die türkische Geschichte nicht frei diskutieren kann.
Die Welt: Die Nebenkläger berufen sich auf das Erbe Atatürks.
MacShane: Das ist absurd. Atatürk war der erste Reformpolitiker der Türkei, er wollte das Land in Richtung Europa bewegen. Diese Leute pervertieren seine Gedanken, wenn sie daraus einen primitiven Nationalismus ableiten, Europa beschimpfen und eigentlich sagen, daß sie für die Türkei eine asiatische Zukunft wünschen, eine autoritäre Gesellschaft.
Die Welt: Was halten Sie vom neuen türkischen Gesetzbuch, reformiert, um europäischen Standards zu genügen, und das den Paragraphen 301 enthält, auf Grund dessen Pamuk angeklagt ist, das Türkentum beleidigt zu haben?
MacShane: Das ist natürlich völlig widersinnig. Das geht vollkommen gegen alle rechtsstaatlichen Werte. Freilich gab es auch in Deutschland ein Berufsverbot für Vertreter der extremeren Linken, aber es kam nie dazu, daß ein Günter Grass vor Gericht gestellt wurde.
Die Welt: Was werden Sie nun tun?
MacShane: Solidarität mit Orhan Pamuk bewahren. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß das nur die Spitze des Eisbergs ist. Dahinter stecken noch 50 bis 60 ähnliche Verfahren gegen Intellektuelle.
[Links nur für registrierte Nutzer]