Ich bin jetzt 22 Jahre alt und will mich hier mal zu einem Thema äußern, dass momentan in der ganzen Diskussion um die sogenannten "Reformen" finde ich zu sehr untergeht: Und zwar das Thema Generationengerechtigkeit! Ich gehe bei meinen Beispielen jetzt von einem Geringverdiener aus, der so 1000-1500 Euro netto im Monat hat.
Bei den ganzen anstehenden Sozial"reformen" (hat einen Grund, warum ich das Wort immer in Anführungszeichen schreibe) müssen gerade die jetzt ins Berufsleben startenden, jungen Menschen enorme Belastungen im Vergleich zu den anderen aufbringen! Sie werden von Beginn an mit hohen Beiträgen zu den maroden Sozialversicherungssystemen belastet und haben ein dementsprechend niedriges Grundeinkommen. Dann kommen noch die ganzen Belastungen durch Medikamentenzuzahlungen usw. hinzu. Zahnersatz kriegen wir auch keinen. Und was sonst noch so alles gestrichen wird. Oder wenn wir unverschuldet arbeitslos werden, werden wir durch massiven Druck zu niedrigen, unterbezahlten Tätigkeiten gezwungen werden, damit wir nicht auf Sozialhilfeniveau fallen. Und muss man sich noch von der CDU anhören, dass der Kündigungsschutz massiv gelockert werden soll.
Dann wird immer gefordert, man solle und müsse sich privat Rentenversichern. Mit welchem Geld denn?! Warum muss meine Generation jetzt noch fast 20% Rentenbeitrag zahlen, wenn wir gleichzeitig gesagt bekommen, dass wir wahrscheinlich bis 67 arbeiten müssen und dann nur noch bestenfalls 42% unseres letzten Gehalts als Rente bekommen?! Warum müssen wir dann aber jetzt so viel einzahlen; wo ist unser RECHT, eine angemessene Rente für dieses viele Geld zu erhalten? Wenn ich nur noch eine Mindestrente kriege, will ich auch nur noch einen Mindestbeitrag jeden Monat in die Sozialkasse einbezahlen! Mit dem restlichen Geld, dass ich dann auch auf dem Konto habe, sorge ich dann gerne privat vor!
Oder Allgemein mal: welche Generationen haben denn unseren Staat derart runtergewirtschaftet?! WIR frühen 80er waren es jedenfalls nicht! Und dennoch sollen WIR die Zeche nun für 20-30 Jahre politische und gesellschaftliche Misswirtschaft zahlen? Warum? Warum können wir nicht auch einfach nach dem Prinzip "nach uns die Sintflut" leben wie unsere Väter- und Großväter-Generationen?! Um es mal überspitzt zu formulieren!
Es geht von alledem für mich persönlich nur ein Signal aus - dieser Staat macht dir absolut keine Hoffnung auf ein Sorgenfreies Leben, im Gegenteil: Er verlangt nur ab!
Ich habe insgesamt jetzt schon mit meinen jungen 22 Jährchen jegliches Vertrauen in die Parteien-Politik in Deutschland verloren, gerade weil ich schon von früh an immer sehr interressiert daran war! Ich war grundauf überzeugter Anhnänger der Sozialdemokratie. Bis diese Reformwut begann... Wirklich - in gewissen Bereichen sind sie notwendig. Aber bitte sozial ausgewogen. Ich will auch Zeichen, dass die Besserverdiener und Vermögenden auch belastet werden, aber es passiert nichts! Momentan läuft einfach alles auf eine reine Umverteilung der anstehenden Belastungen von unten nach oben hinaus - und das unter einer SPD-Regierung...
Und um noch kurz zum Wort Reform an sich zu kommen - wo sind diese bitteschön!? Beispiel "Gesundheitsreform": Wo werden die extrem geldverschlingenden, uralten oder aufgeblähten Strukturen bei Kassen, Ärzten und Pharmaindustrie reformiert?! Warum gibt es keinen Wettbewerb in all diesen Bereichen? Nein, man geht einfach und sicher an den Geldbeutel der Geringverdiener, die die eh schon wenig haben und sich auch nicht wehren können - im Gegensatz zu den Lobbyisten in Pharmaindustrie und Kassenvereinigungen! Das ist immer noch das einfachste u. das effektivste!
Für mich steht inzwischen nur eins fest - in diesem Land werde ich jedenfalls nicht alt werden, in 5-10 Jahren wandere ich aus...! Ich will Perspektiven haben - und keine ständige Existenzangst!