Zitat von
Alevi_Playa
Der Islam hat die Nische verlassen...
Integrationsbeauftragter stellt erste Ergebnisse einer Studie über islamisches Gemeindeleben in Berlin vor.
Die Bandbreite islamischen Lebens in Berlin wächst, muslimische Gemeinden werden jünger und professioneller und die Zusammenarbeit mit nichtmuslimischen Einrichtungen hat sich erheblich intensiviert - das sind einige Ergebnisse einer Studie, die Berlins Beauftragter für Integration und Migration, Günter Piening, heute gemeinsam mit den Koordinatorinnen der Studie vorstellte. „Der Islam hat die Nische verlassen und ist heute zu einer in vielen Stadtteilen nicht mehr wegzudenkenden gesellschaftspolitischen Kraft geworden“, fasste Piening die Ergebnisse der Studie zusammen.
„Muslime sind keine religiösen ‚Exoten’ mehr, sie sind heute vielfältig präsent und aktiv, in Kunst und Kultur, in Politik und Bildung. Sie tragen als Gewerbetreibende zur Wirtschaft der Stadt bei und engagieren sich in zivilgesellschaftlichen Bereichen.“ Darauf wiesen die beiden Koordinatorinnen der Untersuchung, Riem Spielhaus und Alexa Färber von der Humboldt-Universität zu Berlin, hin. „Ein Teil von ihnen engagiert sich auch in religiösen Vereinen. Diese Aktivitäten waren Ausgangspunkt unserer Arbeit.“ Anhand eines standardisierten Gesprächleitfadens wurden 40 islamische Gemeinden befragt. Zusätzlich haben die Autorinnen und Autoren der Studie themenspezifische Einzelgespräche geführt und nahezu alle Gemeinden besucht. Aussagen zu den Veränderungen der Situation der Gemeinden ergeben sich aus dem Vergleich mit der ebenfalls im Auftrag des Berliner Senats 1999 veröffentlichten Untersuchung von Gerdien Jonker und Andreas Kapphan.
In Deutschland ist das islamische Gemeindeleben vor allem in der Form von eingetragenen Vereinen organisiert. Mit Hilfe dieser Organisationsstruktur können Imame beschäftigt, religiöse Grundbildung für muslimische Kinder und Jugendliche angeboten und vor allem Gebetsräume zur Verfügung gestellt werden.
Die Studie ergab, dass nur etwa die Hälfte aller Gemeinden in Dachverbänden organisiert sind.
In Berlin sind wie in vielen europäischen Städten islamische Gebetsorte nicht nur Orte des Gebets und der spirituellen Betreuung, sondern gleichermaßen soziale Treffpunkte,Bildungsstätten und Anlaufstellen, die ihren Besuchern praktische Lebenshilfe bieten. Die Untersuchung zählte 2006 in Berlin 76 Moscheen, ein Cem evi der alevitischen Gemeinde und drei weitere Orte, die von islamischen Vereinen für religiöse Handlungen im Islam - jedoch nicht das Freitagsgebet - betrieben werden. Von den 76 sind nur 3 repräsentative Moscheebauten.
Das Angebot der Gemeinden hat sich in den vergangenen Jahren stark professionalisiert. Der Integrationsbeauftragte sieht als Grund dafür auch die Verjüngung der Gemeinden: „Inzwischen ist eine neue Generation Berliner Muslime herangewachsen, gebildet und hier sozialisiert. Kein Wunder, dass die Studie auch festgestellt hat, dass der deutschen Sprache heute im Gemeindeleben eine stärkere Bedeutung zukommt, als noch vor acht Jahren“, so Piening weiter. „Viele Imame erachten es heute als notwendig, Deutsch zu beherrschen, um auf die Bedürfnisse der Gemeinden eingehen zu können – die dies auch einfordern. In den Gemeinden wird seit einigen Jahren eine Debatte um die angemessene Unterrichtssprache für religiöse Erziehung geführt, wobei sich derzeit eine Tendenz für die Verwendung von Deutsch abzeichnet.“ In diesem Zusammenhang steht auch der Wunsch vieler Gemeinden nach in Deutschland ausgebildeten Imamen.
Ein wichtiger positiver Unterschied zur Befragung der muslimischen Gemeinden vor acht Jahren: Damals hatten die Moscheevereine kaum Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen; heute berichten über 2/3 über gute Kontakte zu Verwaltung, Polizeidienststellen und Schulen.
Allerdings treten auch Schwierigkeiten zu Tage: Die wichtigsten Problemfelder, mit denen sich die Gemeinden konfrontiert sehen, sind vor allem die finanziellen Engpässe bei der Bewältigung ihrer erweiterten Aufgabengebiete und Konflikte bei der Suche nach angemessenen Räumen.
Kennzeichnend für die Entwicklung der letzten Jahre ist auch das wachsende Engagement von Musliminnen, das die Autorinnen konstatieren: „Die Hälfte aller Gemeinden verfügt über Frauenräume, sie sind verstärkt in Vorständen vertreten. In vielen Veranstaltungen zu gesellschaftspolitischen Themen Berlins sind sie aktive Diskussionsteilnehmerinnen.“ Aber nicht nur auf diesem Gebiet lässt sich der fortscheitende Emanzipationsprozess des Islam in der Einwanderungsgesellschaft feststellen. Die Gemeinden treten stärker an die Öffentlichkeit und sind bemüht, auch Außenstehenden Einblick in ihre Aktivitäten zu geben. Das beobachteten die Autorinnen auch bei ihrer Recherche: „Die Möglichkeit, die eigene Moschee präsentieren zu können, wurde in den Umfragen zumeist als eine Chance betrachtet, den als vorwiegend negativ empfundenen Mediendarstellungen die eigene positive Selbstsicht entgegenzusetzen. Lediglich zwei von über sechzig angefragten Moscheen wollten kein Gespräch mit uns führen oder uns nicht ihre Gebetsräume zeigen.“
„Gerade in einer Zeit, in der der Islam nicht selten unter den Generalverdacht gestellt wird, Sympathie für islamistischen Terror zu nähren, ist stärkere Transparenz des Gemeindelebens eine gute Basis, den Dialog zwischen Muslimen und Nichtmuslimen zu stärken“, fasste der Integrationsbeauftragte die Ergebnisse der Studie zusammen.
Berlin, den 26.09.2006
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Mal ein positiver Beitrag, der das genaue Gegenteil der Darstellungen der subjektiven Islamhasser widerspiegelt