EIN SAUBERER KRIEG ?
Bush und Rumsfeld versprachen ihrem Volk und der Welt einen "sauberen" Krieg. Mit Hightec- und Präzisionswaffen sollten "chirurgische Schläge" gegen ausgewählte militärische und administrative Objekte geführt werden. Die haushohe waffentechnische Überlegenheit der USA und ihrer Verbündeten sollte einen schnellen Sieg über den Irak ohne große "Kollateralschäden" ermöglichen. Zu diesem Zweck wurde der Anteil der sogenannten Abstands- und Präzisionswaffen gegenüber dem ersten Golfkrieg von ca.20% auf über 70% erhöht. Ihre Steuer- und Korrektureinrichtungen gestatten eine wesentlich höhere Treffgenauigkeit und Vernichtungswirkung. Der große Abstand zum Ziel soll dem Gegner keine Chance zur Abwehr lassen, eigene Verluste möglichst ausschließen und dadurch ein Gefühl der eigenen Unverwundbarkeit erzeugen.
Tatsächlich begann die Aggression am 20.03. mit dem Start von 40 neuartigen Marschflugkörpern der US-Navy auf Ziele im Regierungsviertel von Bagdad, wo man den irakischen Präsidenten vermutete. Gleichzeitig warfen "Tarnkappenbomber" F-117, die von keinem Radar erfasst werden, "intelligente", d.h., satellitengesteuerte Bomben ab. "Einen Krieg wie diesen mit solch atemberaubender Präzision, Geschwindigkeit, Ausdauer, Wendigkeit und Tödlichkeit haben wir noch nicht gesehen," kommentierte ein US-Vizeadmiral das Geschehen. Am nächsten und an den folgenden Tagen kamen aus England anfliegende B-52-Bomber zum Einsatz. Allein am 22.03. wurden 1000 Marschflugkörper auf Ziele im Irak abgefeuert.
Da aber die alliierten Truppen nicht - wie Bush sich einbildete - als "Befreier" mit Blumen und Liedern empfangen werden, da auf beiden Seiten in wachsender Zahl Tote und Verwundete unter den Soldaten und der Zivilbevölkerung zu beklagen sind, im Fernsehen zerstörte Wohnhäuser und selbst amerikanische Kriegsgefangene gezeigt werden, bricht der Mythos vom "sauberen" Krieg mehr und mehr in sich zusammen. Krieg ist immer unmenschlich. Mit der Einstufung der Millionenstadt Basra als "legitimes Kriegsziel" wurde das überdeutlich.
Auch der Mythos von den HighTec-Waffen bekommt zunehmend Kratzer. Die vielgerühmten Marschflugkörper "Tomahawk" zerstören Wohnhäuser und andere zivile Objekte in Bagdad, ja, sie detonieren sogar auf türkischem und iranischem Gebiet. Ein britischer "Tornado"-Jagdbomber wird von einer amerikanischen Flugabwehrrakete "Patriot" abgeschossen.
Mit dem Andauern der Kampfhandlungen und dem Verbrauch der "modernen" Kampfmittel ist zu erwarten, dass Altbestände zum Einsatz kommen, darunter ungelenkte Bomben für Flächenbombardements und die international geächteten Streubomben, die furchtbare Wunden reißen. Aber auch die Anwendung neuer Kampfmittel zu Testzwecken ist möglich - von "E-Bomben" für die Störung der elektronischen Anlagen, geomagnetischen Bomben zur Erzeugung eines künstlichen Erdbebens (die anscheinend schon in Afghanistan eingesetzt wurden) oder auch einer neuen 10-Tonnen-Superbombe, deren Sprengkraft der einer kleinen Atombombe gleich kommt. Und die USA, die doch gegen angebliche Massenvernichtungswaffen Saddam Husseins in den Krieg gezogen sind, drohen selbst mit dem Einsatz solcher Waffen.