Angst um die klügsten Köpfe Deutschlands
Abwanderung erreicht Höchstmarke - Arbeitnehmer zieht es in Nachbarländer
Von Stefan von Borstel
Berlin - 144 815 - so viele Deutsche wie noch nie seit 1954 haben im vergangenen Jahr ihrem Heimatland den Rücken gekehrt. Politik und Wirtschaft schlagen Alarm: Sie fürchten einen "brain drain", den Exodus der klügsten Köpfe ins Ausland. Sind doch, so DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun "viele qualifizierte und hochmotivierte Köpfe" unter den Auswanderern. "Kein Grund zur Hysterie, aber zur Besorgnis", sagt auch der Osnabrücker Migrationsforscher Klaus Bade. "Die Geschichte Deutschlands als Einwanderungsland könnte bald zu Ende gehen."
Die Auswanderungsdebatte hat auch den Bundestag erreicht: In einer Großen Anfrage will die FDP-Fraktion von der Bundesregierung wissen, welche Konsequenzen sie künftig aus der zunehmenden Abwanderung Hochqualifizierter zieht. Im Wettbewerb um die besten Köpfe komme es für Deutschland darauf an, "nicht auf Dauer auf der Verliererseite zu stehen."
Auch die Datenlage möchte die FDP durchleuchtet wissen. Denn warum die Auswanderer gehen - ob aus Abenteuerlust oder Frust, ob sie vor der Arbeitslosigkeit fliehen oder ihren Lebensabend im sonnigen Süden verbringen wollen, darüber gibt die Statistik keine Auskunft.
Genau zählen die Wiesbadener Statistiker dagegen, in welche Länder es die Auswanderer zieht. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) blieben in Europa, und am liebsten dort, wo auch deutsch gesprochen wird. Spitzenreiter war 2005 die Schweiz mit 14 409 deutschen Einwanderern, auf Platz drei lag Österreich mit 9314. Das klassische Auswandererland, die USA, erreichte mit 13 569 Zuwanderern den zweiten Platz (siehe Grafik). [...]
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Tja, wer hätte gedacht, dass das (ehemals?) Wohlhabende Deutschland sich eines Tages mit dieser Problematik auseinandersetzen muss. Und, hier ist man wohl erst am Anfang!
MFG