Im Vorfeld des Bildungsgipfels gibt es aus Berlins Brennpunktschulen dramatische Appelle an die Bundeskanzlerin, die Anstrengungen für die Migrantenförderung zu verstärken. Vor allem eine frühere und bessere Kita-Förderung steht im Fokus der Forderungen. Nach Aussage von Schulexperten führen die miserablen Sprachkenntnisse der Grundschulkinder längst dazu, dass Lehrer bei den obligatorischen Vergleichsarbeiten den Kindern helfen, um die Ergebnisse weniger katastrophal aussehen zu lassen.
„Die Kollegen schummeln ganz bewusst, damit ihre Klassen nicht in ein schlechtes Licht gerückt werden“, bestätigte eine Kreuzberger Lehrerin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Kinder hätten einen derart verarmten Wortschatz, dass sie bereits an der Fragestellung scheiterten. Deshalb würden Lehrer die Aufgaben tags zuvor besprechen oder aber während des Tests Hilfestellungen geben. Konkret geht es um die Drittklässler-Arbeit „Vera“, die bundesweit geschrieben wird. Die Bildungsverwaltung betonte, sie wisse von der Schummelei nichts, werde aber konkreten Hinweisen „selbstverständlich“ nachgehen.
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Wie groß die sprachliche Armut vieler Kinder ist, haben anlässlich des Bildungsgipfels die Lesepaten der Bürgerstiftung auf den Punkt gebracht. In einem offenen Brief an die Kanzlerin weisen sie darauf hin, was Kindern verloren gehe, mit denen niemand lese und die „tausende Stunden“ vor Fernsehern und Spielkonsolen säßen. Die Kinder könnten „keinen Vogel und keinen Baum benennen“, heißt es in dem Brief, den sie als „Notschrei“ bezeichnen.