Rund 2,5 Millionen Türken leben in Deutschland, 700 000 von ihnen mit deutscher Staatsbürgerschaft, und im vergangenen Jahr reisten vier Millionen Deutsche zum Urlaub in die Türkei. Doch auch 45 Jahre nach Unterzeichnung des Anwerbevertrags mit der Türkei gibt es auf beiden Seiten immer noch viele Missverständnisse. Die Vorurteile gegenüber ihren Landsleuten seien nach wie vor groß, beklagen prominente Deutschtürken.
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Sollen wir deren Rückständigkeit gutheißen?Obgleich viele in Deutschland lebende Türken mittlerweile hier geboren sind, sei es zuweilen unerträglich, welche Vorstellungen sich die Deutschen vom türkischen Alltag machten.
Die heutige Generation ist auch ungebildet oder warum ist deren Arbeitslosenquote so hoch?"Eine Ursache ist immer noch die Arbeitsmigration in den 60er Jahren", sagt Feruk Sen, Direktor des Zentrums für Türkeistudien an der Universität Essen. Die "Gastarbeiter" der 1960er Jahre waren vor allem ungelernte Kräfte. Und da man auf deutscher Seite davon ausging, dass diese Menschen nicht lange bleiben würden, bemühte man sich nicht, sie zu integrieren. "Das Bild der Deutschen hängt immer noch an dieser Generation", so Faruk Sen.
Feruk Sen, für eine Universität sind sie nicht tragbar. Ich dachte Hochschulen orientieren sich an Fakten und nicht an Klischees.
Würden die Deutschen die neue Generation kennenlernen, kämen sie aus dem Kotzen nicht mehr heraus.
In dem die gesellschaftliche Anteilnahme immer schlechter wird (Parallelgesellschaften lassen grüßen)?"Auch wenn die zweite und dritte Generation sich mittlerweile viel besser integriert hat."
Warum wirken dann deren Berliner-Ghettos auf uns so türkisch?Inzwischen sind 60 Prozent der in Deutschland lebenden Türken unter 30 Jahre alt. Die meisten von ihnen sind hier geboren und kennen das Heimatland ihrer Eltern nur aus Urlauben und aus den Erzählungen.
Paßdeutsche - natürlich nicht, die deutsche Sozialhilfe ist sehr verlockend. Welche Deutschen meint sie damit? Etwa die Rosa-Brillen Träger?Sie bezeichnen sich als Deutsche und sind sich nicht sicher, ob sie jemals in der Türkei leben wollen. Und selbst von den Deutschen werden sie vielfach nicht mehr als Türken identifiziert.
Es ist noch schlimmer."Ein Türke ist für viele Deutsche immer noch ein böser Mann, der seine Frau schlägt, die sozialen Systeme ausbeutet, den ganzen Tag nichts tut und allen in seiner Familie vorschreibt, was sie zu tun haben", sagt Lale Akgün, in Istanbul geborene SPD-Bundestagsabgeordnete. "Das Bild hat mit der Realität nichts zu tun."
Sie schließt von sich auf andere, perfekt nur völlig verkehrt.Die 53-Jährige stört sich vor allem an der Unwissenheit der Deutschen. "Da fragen mich meine Wähler allen Ernstes, ob mein Mann es mir erlaubt, während der Sitzungswochen in Berlin zu wohnen! Ja, was meinen die denn? Wie soll das denn sonst gehen?"
Auch sie schließt von der Oberschicht auf die Unterschicht, nur lassen sie zwei verschiedene soziale Schichten schlecht vergleichen.Baha Güngör hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Der 56-Jährige ist Leiter der türkischen Programme bei der Deutschen Welle in Bonn. "Ich werde gefragt, ob meine Tochter Kopftuch tragen muss, ob ich von meiner Frau erwarte, dass sie Kopftuch trägt. Das ist manchmal zum Davonlaufen", beklagt der in Istanbul geborene Journalist.
Der EU-Bericht über die Türkei hat uns die wahre türkische Modernität vor Augen geführt - dann bin ich lieber unmodern.Die Türkei sei wesentlich moderner und entwickelter, als die deutsche Bevölkerung das vermute. "In Deutschland wird manchmal so getan, als sei ein Ehrenmord in der Türkei ein Bagatelldelikt wie Falschparken. Aber das ist auch bei uns nicht normal", sagt der Journalist. "Das ist auch bei uns Mord."
Mit Kritik muß man in einer Demokratie leben oder wäre ihnen der Umgangston mit der christlichen Minderheit in der Türkei lieber?Dazu kommt die aktuelle Diskussion des politischen Islam, die gerade in Deutschland sehr kritisch geführt wird. "Es gibt 3,5 Millionen Muslime in Deutschland", erklärt Faruk Sen, "davon sind 2,5 Millionen aus der Türkei. Das führt auch dazu, dass vieles Negative auf die Türken zurückfällt."
Bei einem türkischen Anteil von ca. 71% liegt das auch sehr nahe oder wollen wir den anderen Musels die Schuld dafür geben? Stimmt, Türken sind immer Opfer und die anderen die bösen Täter.
Sollen wir die Probleme leugnen?Außerdem müsse die türkische Minderheit in der deutschen Öffentlichkeit immer wieder als Prellbock für innenpolitische Probleme herhalten, meint auch Kenan Kolat, der Bundesvorsitzende der türkischen Gemeinden in Deutschland.
Komisch, es gibt auch andere Minderheiten in Deutschland, nur dienen die nie als Prellböcke weil es keinen Anlaß dazu gibt."Das ist in jedem Land so. Wenn es Probleme gibt, dienen die Minderheiten als Sündenböcke. Und da die Türken die größte Minderheit in Deutschland sind, wird vieles an ihnen ausgelassen."
Sie instrumentalisiert sie, wie der Bericht aufzeigt.Kolat sieht daher die Politiker in der Pflicht, die türkische Minderheit nicht für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und den Deutschtürken ein faires Integrationsangebot zu machen: "Das muss Partizipation sein, nicht Assimilation", sagt der Bundesvorsitzende.
Feruk Sen, Direktor des Zentrums für Türkeistudien an der Universität Essen; Lale Akgün, SPD-Bundestagsabgeordnete; Baha Güngör, Journalist, Leiter der türkischen Programme bei der Deutschen Welle in Bonn.
Alles gebildete(?) Türken, die so furchtbar uninformiert sind und deren Sicht einem Tunnelblick ähnelt.
Fazit: Ich bin viel Satire gewohnt aber dieser Bericht war bisher die beste von allen.