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Thema: Alternativen zum globalen Kapitalismus

  1. #21
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von Frei-denker Beitrag anzeigen
    Ich bin zwar kein Volkswirtschaftler, doch kann selbst ich bereits jetzt absehen, daß der Neoliberalismus nichts anderes als eine Wiedereinführung des unmenschlichen Kapitalismus ist und zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führt. Insofern fällt es mir schwer zu glauben, daß die Uni-Profs das nicht auch schon erkannt haben. Ich argwöhne, daß diese Lehrmeinung von den Wirtschaftsverbänden verbreitet wird. Denn das viele angeblich unabhängige Sachverständige auf der Lohnliste der Unternehmerverbände stehen, ist ja kein Geheimnis mehr.
    Ein wichtiges Mittel Amerikas seine dominierende Stellung zu halten, liegt weniger im technischen Vorsprung, als die Dominanz der Wirtschaftswissenschaften. Dazu genügt ein simpler Blick auf die Liste der Wirtschaftsnobelpreisträger, aus welchen Ländern sie stammen, und an welchen Universitäten sie dozieren.
    Natürlich kommt noch dazu, dass oftmals auch wirtschaftliche Interessensvertretungen hierbei ihre Forschungsarbeiten und Studien finanzieren, und sie somit mit wenig Argwohn ihrem Brötchengeber gegenüber stehen. Das jede Theorie gewisse Lücken hat und Fehlannahmen zulässt, ist ihnen sehr wohl bekannt, jedoch gibt es dazu genauso gegenargumente, die wiederum ihren Kurs stützen.
    Als gutes Bsp ist hier das Standardwerk der Volkswirtschaft von Samuelson/Nordhaus anzuführen: Economics zu dt. Volkswirtschaft. (Ich habe das studiert und weiß daher auch, wer die Standardwerke geschrieben hat, und auf welchem Gedankengut sie beruhen.)

    Zitat Zitat von Frei-denker Beitrag anzeigen
    Dies scheint mir eine ganz falsche Einschätzung zu sein. Denn die Abwanderung von Unternehmen geschieht ja aktuell gerade durch fehlende Protektion. Würde man hingegen den EU-Binnenmarkt mit Zöllen schützen, dann wäre es für die Unternehmen profitabler hier zu produzieren, da ihre Gewinnspanne dann ohne Zölle höher wäre. Folglich müßte der Zoll höher sein, als die Differenz zwischen unseren Löhnen und denen der Billiglohnländer. So kämen sogar aus reiner Profitsucht Firmen nach Deutschland zurück, denn den europäischen Markt kann kein Unternehmen ignorieren. Ich denke, so müßte das funzen.

    Die multilateralen Verhältnisse werden m.E.n. überbewertet. Denn wir exportieren über 60% (80%?) in EU-Länder. Also selbst wenn Drittländer uns ihren Zugang zu ihren Märkten erschweren würden, würde sich das kaum auf unseren Gesamtexport auswirken. Und das Export nicht zwangsläufig Wohlstand bedeutet, sehen wir angesichts der jährlichen Exportrekorde bei steigender Verarmung der Bevölkerung. Nicht der Export ist das Wichtigste, sondern daß die Produktionsstätten hier stehen. Lieber ein wenig weniger Export, dafür mehr Produktionsbetriebe und damit Arbeitsplätze.
    Gerade für ein Land wie D ist es wichtig gute multilaterale Verhältnisse zu haben, da seine Wirtschaft auf Export ausgelegt ist. Deutscher Protektionismus wäre damit eine der schwerwiegensten Fehlentscheidungen, die jemals getroffen werden würde, da D im Umkehrschluss auch vom Import grundlegender Rohstoffe abhängig ist.

    Ein Schutzzoll ist für ein Unternehmen nur ein kalkulatorisches Hindernis. Vor allem bei arbeitskraftintensiven und technologiearmen Prozessen, die wenig bis gar nicht automatisiert werden können, erfolgt die Abwanderung, da das niedrige Lohnniveau sich dort rechnet. Selbst ein erheblicher Schutzzoll würde die Produkte im Inland oftmals im besten Fall verteuern, könnte aber nicht die Unternehmen ins Inland zurückholen. Grob 10% der Exporte erfolgen in die USA. Zwar sind die EU 25 definitv ein unverzichtbarer Handelspartner Deutschland, aber der Rest der Welt ist für D unverzichtbar, vor allem weil es Rohstoffarm und daher auf Importe angeweisen ist.

    Dazu entsteht die Arbeitslosigkeit im Moment NICHT primär durch Abwanderung, sondern durch Umstrukturierung (sprich Optimierung der unternehmensinternen Prozesse durch Automatisierung und Computerisierung).

  2. #22
    Gegen Ausbeuterei Benutzerbild von Frei-denker
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von Haloperidol Beitrag anzeigen
    Gerade für ein Land wie D ist es wichtig gute multilaterale Verhältnisse zu haben, da seine Wirtschaft auf Export ausgelegt ist. Deutscher Protektionismus wäre damit eine der schwerwiegensten Fehlentscheidungen, die jemals getroffen werden würde, da D im Umkehrschluss auch vom Import grundlegender Rohstoffe abhängig ist.
    Wie ich schon sagte, halte ich die multinationalen Verbindungen für vielfach überbewertet. Der Export innerhalb Europas reicht m.E.n. aus, um den Deutschen ein angenehmes Leben zu ermöglichen - vorausgesetzt, die Produktionsstandorte sind in Deutschland und nicht in einem Biliglohnland wie Polen oder Rumänien.

    Auch wird vielfach der Denkfehler gemacht, daß Export wichtiger sei als hiesige Produktionsstandorte. Man ist oft bereit, die Produktionsstandorte in Deutschland zugunsten des Exports zu opfern. Doch der Export ohne hiesige Produktionsbetriebe bringt der Bevölkerung nichts, sondern nur dem Unternehmer. Insofern ist Export/Globalisierung auf Kosten von hiesiegen Produktionsstandorten kontraproduktiv. Der Wohlstandsverlust durch Firmenabwanderung ist größer, als der Wohlstandszugewinn durch eine gesteigerte Exportquote. Hier liegt der entscheidende Denkfehler der Globalisierungsbefürworter.

    Zitat Zitat von Haloperidol Beitrag anzeigen
    Ein Schutzzoll ist für ein Unternehmen nur ein kalkulatorisches Hindernis. Vor allem bei arbeitskraftintensiven und technologiearmen Prozessen, die wenig bis gar nicht automatisiert werden können, erfolgt die Abwanderung, da das niedrige Lohnniveau sich dort rechnet. Selbst ein erheblicher Schutzzoll würde die Produkte im Inland oftmals im besten Fall verteuern, könnte aber nicht die Unternehmen ins Inland zurückholen. Grob 10% der Exporte erfolgen in die USA. Zwar sind die EU 25 definitv ein unverzichtbarer Handelspartner Deutschland, aber der Rest der Welt ist für D unverzichtbar, vor allem weil es Rohstoffarm und daher auf Importe angeweisen ist..
    Ich favorisiere eine Mittelweg zwischen Globalisierung und völliger Abschottung. Beide Extreme führen in die Armut. Erst wenn man aus beiden Extremen den für uns vorteilhaftesten Mittelweg einschlägt, wird der hiesige Wohlstand maximiert.

    Das Problem ist nur, daß dieser Mittelweg nicht das Profitmaximum der Unternehmen darstellt. Hier kolidieren Bevölkerungsinteressen mit Unternehmerinteressen. Und eine von Unternehmern gekaufte Politik verrät die Bevölkerung für ein paar Silberlinge.

    Zitat Zitat von Haloperidol Beitrag anzeigen
    Dazu entsteht die Arbeitslosigkeit im Moment NICHT primär durch Abwanderung, sondern durch Umstrukturierung (sprich Optimierung der unternehmensinternen Prozesse durch Automatisierung und Computerisierung).
    Da magst Du recht haben. Ich habe nicht alle Zahlen vorliegen, um das abschließend beurteilen zu können.

    Solltest Du recht haben, wäre damit die Behauptung, daß wir Einwanderung zum Ausgleich der demographischen Entwicklung bräuchten widerlegt, denn offensichtlich bräuchten wir dann weniger Arbeitskräfte. Ebenso würde damit klar, daß wir aufgrund der Technologie in der Lage sind, mit weniger Menschen mehr Güter zu produzieren und so auch die vielen Rentner zu finanzieren. Man muß halt nur aufpassen, daß die Unternehmer nicht die Automatisierung gegen die Bevölkerung anwenden und die Bevölkerung in die Verarmung schicken. Die Technologie muß der Bevölkerung zugute kommen, nicht nur einer Kapitalistenminderheit. Wir brauchen also eine Sozialabgabe auf Automation!
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  3. #23
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von Frei-denker Beitrag anzeigen
    Wir brauchen also eine Sozialabgabe auf Automation!
    Politisch zu unsicher.
    Wir brauchen breitgestreutes Eigentum an den Automaten selber!

    mfg
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  4. #24
    Gegen Ausbeuterei Benutzerbild von Frei-denker
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Politisch zu unsicher.
    Wir brauchen breitgestreutes Eigentum an den Automaten selber!

    mfg
    Käme vom Ergebnis aufs selbe raus. Doch wie soll sowas in der Praxis aussehen?
    US-Hegemonie, Zionismus und international operierende Konzerne

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  5. #25
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von Frei-denker Beitrag anzeigen
    Käme vom Ergebnis aufs selbe raus. Doch wie soll sowas in der Praxis aussehen?
    Genossenschaften, Kooperativen, ggf. kommunales Eigentum.
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
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  6. #26
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Genossenschaften, Kooperativen, ggf. kommunales Eigentum.
    Ja, sowas schwebt mir auch vor. Waldgänger hat da mit seiner Variante vom Räte-Sozialismus interessante Alternativen vorgestellt. Sowas gibt es in ähnlicher Form bereits in Argentinien. Dort sind die Arbeiter gleichzeitig Besitzer der Fabrik. Ausgesprochen interessante Unternehmenskonstruktion!
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  7. #27
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Indem man der wirtschaftlichen Globalisierung eine politische Globalisierung entgegensetzt: Demokratischere und staerkere internationale Institutionen aufkosten des Nationalstaates.
    Eben keine "politische Globalisierung" zu wollen und zu machen ist aber Sinn und Zweck des "One World"-Alptraums und seiner Betreiber. Die Völker und Kulturen werden in inszenierten Konflikten und Kriegen aufeinander gehetzt. Nationale Regierungen sind an die Schranken ihren Territoriums gebunden, alldiweil das Kapital über diese Grenzen springen kann und auf Weltebene niemanden hat - weder eine Klasse noch einen Staat - der ihm Einhalt gebieten kann.

  8. #28
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    Standard AW: Alternativen zum globalen Kapitalismus

    Neben meiner standhaften Ablehnung eines Rätesozialismus, der zu nichts anderem als Freunderlwirtschaft führen würde, und die Machtteilung im Staat aufhebt, hilft Deutschland Protektionismus nicht weiter, da es auf den Inport von Halbfertigprodukten und Rohstoffen angewiesen ist. Jeder Mittelweg würde auf diesem Gebiet schon zu einer dauerhaften Schädigung der Wirtschaft führen. Außerdem laufen, oftmals in Hintergrund, schon genug Marktscharmützel ab, in denen sich USA und EU gegenseitig Schutzzölle androhen. Diese Idee ist weder neu, noch unpraktiziert, geschweige denn nicht ein fortwährendes Thema der EU.

    Richtig erkannt: Es werden sukzessive wenige Arbeiter gebraucht, um gleichbleibend Produktiv zu sein. Die Verdammung zum Wachstum ist mehr eine Folge des demographischen Überganges, der zu einer Überlast an Pensionsisten führt. Da die Systeme primär über Generationenverträge ablaufen - Jung streckt für Alt vor, um selbst die Pensionen von Jung bezahlt zu bekommen, braucht eine zumindest konstante arbeitende Bevölkerung, um nicht zusammenzubrechen.

    Imigration kann nur ein Bestandteil der Steuerung der Bevölkerungsentwicklung sein, denn sie allein reicht nicht aus, um die Bevölkerung konstant zu halten. Bei der aktuell niedrigen Geburtenquote, steht damit Deutschland eine Schrumpfung der Bevölkerung bevor, und damit essentielle Wandlungen in der demographischen Verteilung der Bevölkerung in D.

    Automatisierung ist Fakt. Im Sinne der unternehmerischen Gewinnmaximierung und Prozessoptiomierung ist sie der einzig vernünftige Weg. Dabei geht es nicht, dass sich Maschinen gegen Menschen richten, sondern die Produktivität des einzelnen Arbeiters einfach steigt.

    Ein Problem der Globalisierung ist, dass ein guter Teil des Marktes über Preis gemacht wird. Zwar kannst du durch protektionistische Maßnahmen die Produktion im einen Land halten, aber du würdest damit Waren produzieren, die am Weltmarkt gesehen zu teuer sind, und dabei sind die Schutzzölle der anderen Staaten noch gar nicht eingerechnet, und würdest damit keine Abnehmer finden. Dem könnte nur durch Exportförderungen entgegengewirkt werden, was aber nichts anderes bedeutet, dass der Staat die Konkurrenzfähigkeit seiner Wirtschaft selbst bezahlt. Spätestens damit würden die positiven Effekte deiner Abschottung wieder zu nicht gemacht werden.

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