Trend-Schimpfwörter unter Kindern: "Christ" und "Schweinefresser"
Nach der Randalen in Berlin-Kreuzberg begeben sich die Journalisten auf Spurensuche. Dabei machen sich Parallelen nicht nur zum Rütliskandal, sondern auch zu den Defiziten in den Pariser Vororten bemerkbar [1].
Die Direktorin der Fichtelgebirgs-Grundschule lobt religiösen Dialog und die Arbeit von Konfliktlotsen, räumt aber auch ein, dass sich manche Mütter und Väter nicht zum Elternabend trauen, weil sie kaum Deutsch sprechen. Sie erzählt von Streitigkeiten unter Kindern, "bei denen immer häufiger Schimpfworte wie 'Christ' und 'Schweinefresser' fallen."
Sie erwähnt verzweifelnde Lehrern, die "aus ihren Schülern nicht mehr als die Vokabeln 'Ding' und 'machen' herausbringen." Bei manchen Kindern kommen vor lauter Koransuren die Hausaufgaben zu kurz.
Die Designerin Claudia Weiler hatte vor fünf Jahren einen der ersten Szeneläden der Wrangelstraße eröffnet. Nachdem sie die Lust verlor. den "Gemüsehändler zu bitten, herumlungernde Kinder zur Ordnung zu rufen", zog sie in eine andere Straße. Der Begriff "Integration" löst bei ihr Abneidung aus: Aggression bestimme den Alltag. "Wer nicht pariert, hat schon mal eine Fensterscheibe zu beklagen."
In einem Café nebenan sagt die Bedienung, sie lebe in Reinickendorf: "Fünf Prozent Ausländeranteil, keine Gewalt."
Nihat Sorgeç, der eine Anlaufstelle für Jugendliche ohne Lehrstelle leitet, meint, dass er vielen jungen Männern aus türkischen oder arabischen Familien erst klar machen müssen, "warum Anstrengung sich lohnen soll". Er berichtet von einem frischen Erlebnis: Gerade hatte er sich drei "Wranger-Jungs" bei sich im Büro, "die zu spät zum Unterricht kamen, die Arbeit verweigerten und den Lehrer beschimpften. Im Direktorenzimmer bauten sie sich drohend vor ihm auf und schrien ihn an."
Einigen dieser Gestrandeten sagt Nihat Sorgeç daher direkt ins Gesicht: "Ich schäme mich, daß du mein Landsmann bist."
Allerdings macht er deutlich, dass auch die Eltern in der Pflicht seien: "Sie müßten verstehen, daß sie für die Erziehung zuständig seien, nicht allein die Schule."
Andere Pädagogen wie Omid-Yazdani, die die offene Jugendarbeit in Kreuzberg einstellen mussten, haben schon resigniert: "Man kann die nicht mehr ändern." Wenn der Leiter des Jugendclubs über seine Klientel spricht, sind die Fälle erfolgreicher Integration die rare Ausnahme. Vielmehr habe "Gewalt und Drogenabhängigkeit in den letzten zehn Jahren gravierend zugenommen. Wir stecken mitten im Prozeß der Ghettoisierung." Der Kontakt zur demokratischen Mehrheitsgesellschaft seit in manchen Migrantenvierteln abgerissen. Und: "90 Prozent der Jungen, die in seinen Club kommen, tragen mindestens ein Messer bei sich." [2]
Die Quartiersmanager des Berliner Rollbergkiezes wagen sogar die düstere Prognose: "Das sind alles junge Leute, die niemals auch nur in die Nähe des ersten Arbeitsmarktes kommen. Sie werden ihr Leben lang auf Hilfsleistungen angewiesen sein." Gilles Duhem, selbst mit Migrationshintergrund, erklärt: "Wir sind ein Irrenhaus, ein Zirkus und ein anatolisches Dorf, das im 19. Jahrhundert stehen geblieben ist, und wir sollen auch noch das Bildungsproblem der Türkei lösen." [3]
Die zahllosen Verwerfungen in den Berliner Multikultistadtteilen bilden den Bodensatz für neue Gewalt. Die Polizeigewerkschaft beklagt inzwischen unumwunden die "Zusammenrottungen mit Migrationshintergrund".
"Zuerst sah sich die Polizei am Dienstag abend in der Wrangelstraße achtzig wütenden Jugendlichen gegenüber, als zwei Zwölfjährige wegen versuchten Straßenraubs verhaftet werden sollten. Am nächsten Tag kam es in einer Tempelhofer Schule zu einer Massenschlägerei zwischen verfeindeten Jugendlichen. In Moabit blockierte eine aufgebrachte Menschenmenge den Rettungswagen von Sanitätern, die einen angefahrenen Fünfjährigen ins Krankenhaus bringen wollten. Am Donnerstag überfielen maskierte Jugendliche eine Physikklasse und verletzten einen der Schüler mit einem Messer. Als Motiv werden Rivalitäten zwischen türkisch- und arabischstämmigen Migranten vermutet." Die Gesamtschule, in der der Überfall stattfand, verlor vor zwei Jahren ihren letzten Schüler deutscher Herkunft.
Die Zuspitzung der Gewalt spiegelt sich in einer Zuspitzung der Rhetorik wider. Der SPD-Innensenator spricht von einem "Mob", dem man nicht die Straße überlassen werde.
Die türkische Tageszeitung "Hürriyet" geht noch weiter. Sie titelt unverhohlen: "Krieg in Kreuzberg".
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Zitat von Misteredd
) oder scheiß Schweinefresser... 
AW: Trend-Schimpfwörter unter Kindern: "Christ" und "Schweinefresser"
