Immer oft ist es das beste, einfach das Original zu lesen.
Der tendenzielle Fall der Profitrate ist eine notwendige Folge der im Kapitalismus angewandten Produktionsmethoden. Da dieses Marxsche Syndrom ausgerechnet in diesem Forum nicht jeder kennen wird, kurze Skizze, was damit gemeint ist:
Sr besagt, daß bei anwachsendem konstantem Kapital (d.i. der Einsatz von Investitionskapital und Investitionsgütern, wie Maschinen etc.) im Verhältnis zum variablen Kapital (d.i. der Einsatz von Lohnabhängigen) die Profitrate, in Bezug auf das eingesetzte Gesamtkapital (d.i. konstantes + variables Kapital) sinken wird.
Die Herleitung möge sich jeder aus dem Internet besorgen, es interessiert hier der scheinbar paradoxe Zustand, daß es auf den ersten Blick nicht so zu sein scheint, wie behauptet, die BETONUNG LIEGT AUF SCHEINBAR, denn dann würden die Kapitalisten ja gar keinen Profit mehr machen, und wie jeder sehen kann, sie machen Profite.
Marx hat diese Erstaunen des Publikums über diese scheinbare Parodoxie, welche auf einem optischen Irrtum beruht, nämlich dem Starren auf die Börsenkurse und die PRofitraten, welche ja real existieren, vorhergesehen.
Welche Faktoren sind es, die dieses Phänomen scheinbar nicht stattfinden lassen?
Hier sollten wir, einleitend, einmal von dem betriebswirtschaftlichen Profit einen Blick auf den volkswirtschaftlichen Effekt werfen. Dabei wird klar, wie ungeheuer aktuell Marx auch heute, nach mehr als 150 Jahren, noch ist.
Auf die Bezugsmenge der in einem Land lohnabhängig Bschäftigten zuzüglich der Unternehmergewinne tut sich nämlich heute genau das, was Marx vorhersagte (Text folgt unten nach): Die Profite werden, da die Rate fällt, zugunsten der Kapitalisten gehalten durch Aussonderung der Lohnabhängigen. SPrich, in einem Unternehmen, welches irgendwann mal 200.000 Beschäftigte hatte, wird die ProfitRATE durch Reduzierung der Bezugsmenge um 100.000 Beschäftigte IRGENDWIE GEHALTEN ODER SOGAR GESTEIGERT. Betriebswirtschaftlich gesehen.
Volkswirtschaftlich gesehen, stehen nun diese 100.000 arbeitslos auf der Straße, und der Gesamtprofit des Unternehmens ist nur deshalb nicht radikal zusammengefallen, weil diese 100.000 aus der Bezugs- bzw. Betrachtungsmenge ausgeschlossen werden.
Soviel von mir, nun Marx, wie schon gesagt, aktuell wie nie:
Als Auszug (aus dem ganzen Text) zwei Zitate vorweg, weiteren Kommentar erspare ich mir:
„Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen, worin sich wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 250.
„Sonst ist es bereits nachgewiesen - und bildet das eigentliche Geheimnis des tendenziellen Falls der Profitrate -, dass die Prozeduren zur Erzeugung von relativem Mehrwert im ganzen und großen darauf hinauslaufen:
einerseits von einer gegebenen Masse Arbeit möglichst viel in Mehrwert zu verwandeln, andererseits im Verhältnis zum vorgeschossenen Kapital möglichst wenig Arbeit überhaupt anzuwenden; so dass dieselben Gründe, welche erlauben, den Ausbeutungsgrad der Arbeit zu erhöhen, es verbieten, mit demselben Gesamtkapital ebensoviel Arbeit wie früher zu exploitieren.
Und ein drittes Zitat, welches Einleitung zum Thema sein könnte:
Dies sind die widerstreitenden Tendenzen, die, während sie auf eine Steigerung in der Rate des Mehrwerts, gleichzeitig auf einen Fall der von einem gegebenen Kapital erzeugten Masse des Mehrwerts und daher der Rate des Profits hinwirken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 243.
Hier der ganze Text, entnommen aus marx-forum.de :
Kapital 3.242-245
14. Kapitel
Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate.
Entgegenwirkende Ursachen
„Wenn man die enorme Entwicklung der Produktivkräfte der gesellschaftlichen Arbeit selbst nur in den letzten 30 Jahren, verglichen mit allen früheren Perioden, betrachtet, wenn man namentlich die enorme Masse von fixem Kapital betrachtet, das außer der eigentlichen Maschinerie in die Gesamtheit des gesellschaftlichen Produktionsprozesses eingeht, so tritt an die Stelle der Schwierigkeit, welche bisher die Ökonomen beschäftigt hat, nämlich den Fall der Profitrate zu erklären, die umgekehrte, nämlich zu erklären, warum dieser Fall nicht größer oder rascher ist.
Es müssen gegenwirkende Einflüsse im Spiel sein, welche die Wirkung des allgemeinen Gesetzes durchkreuzen und aufheben und ihm nur den Charakter einer Tendenz geben, weshalb wir auch den Fall der allgemeinen Profitrate als einen tendenziellen Fall bezeichnet haben.
Die allgemeinsten dieser Ursachen sind folgende:“ K. Marx, Kapital 3. S. 242.
I. Erhöhung des Ausbeutungsgrades der Arbeit
„Der Ausbeutungsgrad der Arbeit, die Aneignung von Mehrarbeit und Mehrwert wird erhöht namentlich durch Verlängerung des Arbeitstags und Intensivierung der Arbeit. Diese beiden Punkte sind ausführlich entwickelt in Buch I bei der Produktion des absoluten und des relativen Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 242.
„Die Masse des Mehrwerts, die ein Kapital von gegebener Größe erzeugt, ist das Produkt zweier Faktoren, der Rate des Mehrwerts multipliziert mit der Arbeiterzahl, die zur gegebener Rate beschäftigt wird. Sie hängt also ab bei gegebener Rate des Mehrwerts von der Arbeiterzahl und bei gegebener Arbeiterzahl von der Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244.
„Die Masse des Mehrwerts ist gleich der Rate multipliziert mit der Arbeiterzahl; die Rate wird aber nie auf das Gesamtkapital, sondern nur auf das variable Kapital berechnet, in der Tat nur auf je einen Arbeitstag.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245.
„Nun hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt dieselben Ursachen, die die Rate des relativen Mehrwerts erhöhen, die Masse der angewandten Arbeitskraft erniedrigen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244.
(Beispiel I: Erhöhung der Ausbeutung bei höherer Kapitalzusammensetzung:
90 c + 10 v + 10 m;
Zusammensetzung v/c = 11,1 %, Ausbeutungsrate = 100 %, Profitrate = 10 %;
91 c + 9 v + 10 m;
Zusammensetzung v/c = 9,8 %, Ausbeutungsrate = 111 %, Profitrate = 10 %
„Sonst ist es bereits nachgewiesen - und bildet das eigentliche Geheimnis des tendenziellen Falls der Profitrate -, dass die Prozeduren zur Erzeugung von relativem Mehrwert im ganzen und großen darauf hinauslaufen:
einerseits von einer gegebenen Masse Arbeit möglichst viel in Mehrwert zu verwandeln, andererseits im Verhältnis zum vorgeschossenen Kapital möglichst wenig Arbeit überhaupt anzuwenden; so dass dieselben Gründe, welche erlauben, den Ausbeutungsgrad der Arbeit zu erhöhen, es verbieten, mit demselben Gesamtkapital ebensoviel Arbeit wie früher zu exploitieren.
Dies sind die widerstreitenden Tendenzen, die, während sie auf eine Steigerung in der Rate des Mehrwerts, gleichzeitig auf einen Fall der von einem gegebenen Kapital erzeugten Masse des Mehrwerts und daher der Rate des Profits hinwirken.“ K. Marx, Kapital 3. S. 243.
„Wenn einem Arbeiter die Arbeit aufgezwungen wird, die rationell nur zwei verrichten können, und wenn dies unter Umständen geschieht, wo dieser eine drei ersetzen kann, so wird der eine soviel Mehrarbeit liefern wie früher zwei, und sofern ist die Rate des Mehrwerts gestiegen. Aber er wird nicht soviel liefern wie vorher drei, und damit ist die Masse des Mehrwerts gefallen. Ihr Fall ist aber kompensiert oder beschränkt durch das Steigen der Rate des Mehrwerts. Wird die gesamte Bevölkerung zu gestiegener Rate des Mehrwerts beschäftigt, so steigt die Masse des Mehrwerts, obgleich die Bevölkerung dieselbe bleibt. Noch mehr bei wachsender Bevölkerung; und obgleich dies verbunden ist mit einem relativen Fall der beschäftigten Arbeiterzahl im Verhältnis zur Größe des Gesamtkapitals, so wird dieser Fall doch gemäßigt oder aufgehalten durch die gestiegene Rate des Mehrwerts.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245.
„Die Profitrate fällt nicht, weil die Arbeit unproduktiver, sondern weil sie produktiver wird. Beides, Steigen der Rate des Mehrwerts und Fallen der Rate des Profits, sind nur besondere Formen, worin sich wachsende Produktivität der Arbeit kapitalistisch ausdrückt.“ K. Marx, Kapital 3. S. 250.
„Das Steigen der Mehrwertrate ... ist ein Faktor, wodurch die Masse des Mehrwerts und daher auch die Profitrate mit bestimmt wird.
Er hebt nicht das allgemeine Gesetz auf. Aber er macht, dass es mehr als Tendenz wirkt, d.h. als ein Gesetz, dessen absolute Durchführung durch gegenwirkende Umstände aufgehalten, verlangsamt, abgeschwächt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 244.
„Damit nun eine neue Produktionsmethode sich als wirkliche Steigerung der Produktivität bewähre, muss sie auf die einzelne Ware einen geringeren zusätzlichen Wert für Verschleiß von fixem Kapital übertragen, als der abzügliche Wertteil ist, der infolge verminderter lebendiger Arbeit erspart wird, muss sie mit einem Wort den Wert der Ware vermindern.... Diese Verminderung des in die Ware eingehenden Gesamtarbeitsquantums scheint hiernach das wesentliche Kennzeichen gesteigerter Produktivität der Arbeit zu sein, gleichgültig unter welchen gesellschaftlichen Bedingungen produziert wird. In einer Gesellschaft, worin die Produzenten ihre Produktion nach einem voraus entworfenen Plan regeln, ja selbst in der einfachen Warenproduktion würde die Produktivität der Arbeit auch unbedingt nach diesem Maßstab gemessen.“ K. Marx, Kapital 3. S. 271.
(Den Kapitalisten steigern aber nicht die Produktivität der Arbeit, um den Arbeitsaufwand zu vermindern. Sie steigern die Produktivität durch Einführung neuer Technologie nur soweit, als der Fall der Profitrate durch gesteigerte Mehrwertproduktion mindestens ausgeglichen wird.
Es folgt eine Beispielrechnung, wann sich für den Kapitalisten die Einführung einer Maschine lohnt. Nämlich dann, „wenn an dem bezahlten Teil der lebendigen Arbeit mehr erspart als an vergangener Arbeit zugesetzt wird.“ K. Marx, Kapital 3. S. 272. Das heißt, dass die Kosten für die neue Technologie niedriger sein müssen als die Lohnkosten, die durch diese Technologie erspart werden.)
II. Herunterdrücken des Arbeitslohns unter seinen Wert
„Dies wird hier nur empirisch angeführt, da es in der Tat... mit der allgemeinen Analyse des Kapitals nichts zu tun hat, sondern in die, in diesem Werk nicht behandelte Darstellung der Konkurrenz gehört. Doch es ist eine der bedeutendsten Ursachen, die die Tendenz zum Fall der Profitrate aufhalten.“ K. Marx, Kapital 3. S. 245.
(Beispiel II: Senkung des Lohns bei höherer Kapitalzusammensetzung:
Ergibt gleiche Zahlenverhältnisse wie in Beispiel I;
Aus
90 c + 10 v + 10 m wird
91 c + 9 v + 10 m;
nur dass die Verminderung von 10 v auf 9 v diesmal nicht eine geringere Zahl Arbeiter wie im Beispiel I, sondern eine geringe Lohnsumme für die selbe oder sogar eine höhere Zahl Arbeiter ausdrückt.
Das ist die Grundlage für die Behauptung der Kapitalisten, niedrigere Löhne würden Arbeitsplätze schaffen. Würden alle Arbeiter ganz ohne Lohn arbeiten, könnten auch alle Beschäftigung finden. Die Arbeiter arbeiten eben nicht für Beschäftigung, sondern für ihren Lebensunterhalt, also für Lohn. Der Sache nach wird bei Lohnsenkungen aus dem Lohnfonds akkumuliert, nicht aus dem Mehrwert. Der Mehrwert und mit ihm die Ausbeutung wächst. )
„Ebenfalls ist die massenhafte Einführung von Weiber- und Kinderarbeit soweit hier zu erwähnen, als die ganze Familie dem Kapital eine größere Masse Mehrarbeit liefern muss als vorher, selbst wenn die Gesamtsumme des ihr gegebenen Arbeitslohnes wächst.....“ K. Marx, Kapital 3. S. 243. (Reichte früher ein Lohneinkommen für eine Familie, so steigt durch die Frauenarbeit zwar das Familieneinkommen absolut, aber relativ zur Zahl der Lohnarbeiter sinkt der Lohn. Sobald es sich als normal durchgesetzt hat, dass auch Frauen lohnarbeiten, reicht der Lohn des Mannes im Durchschnitt nicht mehr für eine Familie.)