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Thema: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

  1. #61
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Zitat Zitat von basti Beitrag anzeigen
    viele afghanen und pakistani sollen in der letzten zeit in warschau 'eintrudeln', habe ich mir vor kurzem von einem polen sagen lassen ...
    Was? Wie bitte? /

  2. #62
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Zitat Zitat von ciasteczko Beitrag anzeigen
    Was? Wie bitte? /
    Was denn? Bist du nicht weltoffen und tolerant, Bärchen? Freu dich doch, wenn Muslime eure heruntergekommene Hauptstadt bereichern. :]
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  3. #63
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Lass niemals Volkswirte die Arbeit echter Sozialwissenschaftler machen! Das sollte man sich mal merken!
    Nichts gegen dich Kaiser speziell, deine rechte politische Anschauung gefällt mir zwar absolut nicht, aber hier geht es gegen deine ökonomistische Herangehensweise als solche. Sorry, aber Volkswirte sind nunmal keine Experten für Migrationsströme und deine Argumente wirken für mich genauso wirklichkeitsfremd wie ein neoklassisches Wirtschaftsmodell.

    Aber mal in medias res:
    Wenn tatsächlich jeder Einkommensunterschied als incentive ausreichen würde, Massenmigrationen auszulösen, dann müßte der gesamte afrikanische Kontinent schon bei uns in Europa zu Gast sein oder dies versuchen. Aber tuen sie das alle?!
    Nein!

    Es ist eine viel zu simple Denkweise, wenn man einfach nur die Arbeitslosigkeit in Polen oder sonst einem anderem osteuropäischen EU Land nimmt und dann einfach kausal darauf schlussfolgern will, dass all diese Leute dann bei vollständiger Freizügigkeit sofort unsere Arbeitsmärkte überfluten würden! Das ist für einen Akademiker - mit Verlaub - Kindergartendenke. Du abstrahierst verzerrend da von diversen Faktoren: Der Struktur der Arbeitslosigkeit bzw. deren Bildungs- und Alterstruktur, daraus folgernd, der tatsächlich vorhandenen Mobilität und Flexibilität. Außerdem vergisst du völlig, dass viele EU-Staaten schon länger die volle Freizügigkeit haben für die neuen Länder. Und weas passierte? England und insbesondere Irland freut sich über polnische Ärzte und Facharbeiter und alle haben dort etwas davon. Es ist inzwischen sogar so, dass in Polen in bestimmten Bereichen Fachkrfte fehlen und polnische Arbeitgeber kräftig die Löhne erhöhen müssen, um ihre Leute zu bekommen. Oder sie hohlen sich eben Ukrainer. Wie passt das zusammen mit gut 18% Arbeitslosigkeit, das inzwischen auf Warschauer Baustellen Moldawier, Ukrainer und Belarussen arbeiten?? Wie bei uns in Deutschland, sind Arbeitslose nunmal ein heterogener Block. Allerdings muss man sich strukturell die Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit verdeutlichen in Polen: Einerseits viele ältere Bauern, die zwar als arbeitslos gemeldet sind, aber daneben Subsistenzwirtschaft auf ihrem kleinen Gut betreiben, ältere Industrie und Bergarbeiter, die in Schlesien durch den Tod der großen Kombinate auf die Strase gespült wurden. Diese Leute sind nicht mobil und haben Qualifikationen, mit denen sie nichts anfangen können. Die gehen nicht mal nach Warschau um dort zu arbeiten, wieso sollten die dann nach Deutschland in Massen 2009 gehen?? Mit jedem Jahr werden sie älter und eher weniger mobil und flexibel. Wer entsprechende Qualifikationen hat und verdienen will, der arbeitet in den Städten ode rist schon jetzt im Ausland als willkommener Gast in Irland oder Großbritannien. Selbst in Deutschland werden polnische Facjkräfte gern genommen. Die Vorstellung vom polnischen Kuli ist daher albern und einzig und allein rassistisch gegründet. Polens Bildungssystem produziert genügend Fachkräfte, wie überhaupt die osteuropäischen Länder über eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung verfügen, deren Bildung nicht schlechter ist als die unsrige. Wenn du tatsächlich auch nur etwas von einem Akademiker haben solltest, dann wäre dir klar, dass Deutschland für ein Industrie- und Hightechlamd des 21. Jahrhunderts selbst viel zu wenige Fachkräfte in seinem Bildungssystem produziert.
    Also, dieses Schreckensszenario, was du hier malst, ist einzig und allein politisch motivierte Panikmache und hält einer echten wissenschaftlichen Examinierung nicht mal 5 Sekunden stand. Es werden sicherlich verstärkt osteuropäische Fachkräfte zu uns kommen nach 2009 und auch einige unqualifizierte Arbeitnehmer mehr, aber das werden keine Fluten sein und in einigen Branchen wird man sie nur zu gern nehmen, weil in Deutschland einfach da der Nachwuchs fehlt (Krankenpfleger, Ärzte, Ingenieure usw..)
    Geändert von Wachmann (25.12.2006 um 12:04 Uhr)
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  4. #64
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Aber mal in medias res:
    Wenn tatsächlich jeder Einkommensunterschied als incentive ausreichen würde, Massenmigrationen auszulösen, dann müßte der gesamte afrikanische Kontinent schon bei uns in Europa zu Gast sein oder dies versuchen. Aber tuen sie das alle?!
    Nein!..)
    Wo lebst du? Klar versuchen die das! Was meinst du eigentlich, warum laufend ein Flüchtlingsboot von der italienischen Marine aufgebracht wird und Fuerteventura von Flüchtlingen überschwemmt wird? Allein 1990-1991 kamen ca. 1 Mio. Flüchtlinge zu uns, größtenteils aus Afrika. Willkommen in der Realität! :rolleyes:

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Es ist eine viel zu simple Denkweise, wenn man einfach nur die Arbeitslosigkeit in Polen oder sonst einem anderem osteuropäischen EU Land nimmt und dann einfach kausal darauf schlussfolgern will, dass all diese Leute dann bei vollständiger Freizügigkeit sofort unsere Arbeitsmärkte überfluten würden! Das ist für einen Akademiker - mit Verlaub - Kindergartendenke.!..)
    Wenn dies Kindergartendenke ist, wieso kommt Prof. Sinn in einem Interview zu demselben Ergebnis? :rolleyes:

    Wo immer auf der Welt ein Wohlstandsgefälle existierte, gab es Einwanderungsbewegungen. Diese Tatsache bleibt auch dann noch so, wenn du davor die Augen verschließen willst!

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Du abstrahierst verzerrend da von diversen Faktoren: Der Struktur der Arbeitslosigkeit bzw. deren Bildungs- und Alterstruktur, daraus folgernd, der tatsächlich vorhandenen Mobilität und Flexibilität. Außerdem vergisst du völlig, dass viele EU-Staaten schon länger die volle Freizügigkeit haben für die neuen Länder. Und weas passierte? England und insbesondere Irland freut sich über polnische Ärzte und Facharbeiter und alle haben dort etwas davon. Es ist inzwischen sogar so, dass in Polen in bestimmten Bereichen Fachkrfte fehlen und polnische Arbeitgeber kräftig die Löhne erhöhen müssen, um ihre Leute zu bekommen. Oder sie hohlen sich eben Ukrainer. Wie passt das zusammen mit gut 18% Arbeitslosigkeit, das inzwischen auf Warschauer Baustellen Moldawier, Ukrainer und Belarussen arbeiten?? Wie bei uns in Deutschland, sind Arbeitslose nunmal ein heterogener Block. Allerdings muss man sich strukturell die Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit verdeutlichen in Polen: Einerseits viele ältere Bauern, die zwar als arbeitslos gemeldet sind, aber daneben Subsistenzwirtschaft auf ihrem kleinen Gut betreiben, ältere Industrie und Bergarbeiter, die in Schlesien durch den Tod der großen Kombinate auf die Strase gespült wurden. Diese Leute sind nicht mobil und haben Qualifikationen, mit denen sie nichts anfangen können. Die gehen nicht mal nach Warschau um dort zu arbeiten, wieso sollten die dann nach Deutschland in Massen 2009 gehen?? Mit jedem Jahr werden sie älter und eher weniger mobil und flexibel. Wer entsprechende Qualifikationen hat und verdienen will, der arbeitet in den Städten ode rist schon jetzt im Ausland als willkommener Gast in Irland oder Großbritannien. Selbst in Deutschland werden polnische Facjkräfte gern genommen. Die Vorstellung vom polnischen Kuli ist daher albern und einzig und allein rassistisch gegründet. Polens Bildungssystem produziert genügend Fachkräfte, wie überhaupt die osteuropäischen Länder über eine junge, gut ausgebildete Bevölkerung verfügen, deren Bildung nicht schlechter ist als die unsrige. Wenn du tatsächlich auch nur etwas von einem Akademiker haben solltest, dann wäre dir klar, dass Deutschland für ein Industrie- und Hightechlamd des 21. Jahrhunderts selbst viel zu wenige Fachkräfte in seinem Bildungssystem produziert.
    Also, dieses Schreckensszenario, was du hier malst, ist einzig und allein politisch motivierte Panikmache und hält einer echten wissenschaftlichen Examinierung nicht mal 5 Sekunden stand. Es werden sicherlich verstärkt osteuropäische Fachkräfte zu uns kommen nach 2009 und auch einige unqualifizierte Arbeitnehmer mehr, aber das werden keine Fluten sein und in einigen Branchen wird man sie nur zu gern nehmen, weil in Deutschland einfach da der Nachwuchs fehlt (Krankenpfleger, Ärzte, Ingenieure usw..)
    Hier redest du katastrophale Verhältnisse schön. Tatsächlich haben die Polen in den letzen Jahren hier in vielen Branchen die Preise kaputt gemacht: Transportwesen, Bauwesen, Dienstleistungen usw.

    Und die paar polnischen Ärzte brauchen wir nicht. Da müßten wir eher mal dafür sorgen, daß unsere Ärzte nicht nach England auswandern, weil sie hier so beschissen bezahlt werden.

    Das hier bei uns der Nachwuchs für Krankenpfleger fehlt ist auch kompletter Unsinn. Tatsächlich werden hier deutsche Krankenschwester aus Einspargründen entlassen und ausländische Anlernkräfte eingestellt. Deutsche Krankenschwestern sind genug da - die werden nur gefeuert!
    US-Hegemonie, Zionismus und international operierende Konzerne

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  5. #65
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    1.) Ich hätte mal gern eine Quelle für die gut 1 Million Flüchtlinge, die allein 1990 bis 1991 allein in dieser Zeitspanne versucht haben, zu uns zu kommen.
    2.) Afrika hat über 600 Millionen Einwohner. Wenn deine simple Milchmädchenrechnung stimmen würde, müssten sich an der nordafrikanischen Küste vielleicht 200 oder 300 Millionen Afrikaner gesammelt haben und beständig versuchen, auf unseren Kontinent zu kommen. Keiner sagt oder behauptet, dass es keine Migrationsströme gäbe oder dass ökonomische Differenzen da keine Rolle spielen, nur sollte man da differenzieren lernen. Zwischen weiß und schwarz liegen auch ein paar andere Farben. Und nein, nicht ganz Afrika versucht zu uns zu kommen. Und es sind eben nicht nur Ökonomische Gründe, die Migrationen verursachen oder behindern, zumindest nicht nur solche simplizistischen Fließschemata. Wie gesagt, wo sind denn die Hunderte Millionen an Afrikanern, die zu uns kommen? Wenn deine Denke stimmen würde "Wahrheitssucher", dann müßten es schon viel mehr sein als nur eine Million und auch diese Zahl würde ich anzweifeln wollen.
    3.) Prof. Sinn ist in Fachkreisen nicht gerade unumstritten und wie schon auf Kaiser bezogen, betont: Er ist Volkswirt, aber kein Sozialwissenschaftler und Migrationsexperte. Das plumpe Übertragen simpler ökonomistischer Überlegungen auf ein komplexes Sozialverhalten halte ich ehrlich gesagt für ein böse Anmaßung so mancher Vokswirte und Wiwis generell. Wie gesagt, Sinn hat eben nicht Recht gehabt und die Zahlen waren deutlich überzogen, mehr politische Stimmungmache als reelle Analyse!
    4.)Ich rede hier von Alten und Krankenpflegern und nicht von Krankenhauspersonal. Bei Alten- und Krankenpflegern besteht eindeutig ein Engpass, da dies als Lehrberuf bei vielen jungen Menschen eben nicht sehr beliebt ist.
    5.) Die Polen machen gar nichts kaputt, das ist globaler Wettbewerb, und wenn, dann sind das Polen, Tschechen, Amerikaner, Chinesen (die stehen aber bitte ganz oben), Südkoreaner, Taiwanesen, Vietnamesen, Inder usw. Das ist globaler Wetbewerb. Ob nun mit EU-Beitritt oder nicht, die Wohlstandsinsel der EU muss sich dem globalen Wettbewerb stellen. Wenn du den Leuten verbieten willst, die preisgünstigere Dienstleistung zu nehmen, bitte versuche es doch. Nur brauchst du da wohl ne andere Regierungsform in Deutschland mitsamt völlig anderem Wirtschaftssystem... und dafür stehen die Chancen eher schlecht.
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  6. #66
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Aber mal in medias res:
    Wenn tatsächlich jeder Einkommensunterschied als incentive ausreichen würde, Massenmigrationen auszulösen, dann müßte der gesamte afrikanische Kontinent schon bei uns in Europa zu Gast sein oder dies versuchen. Aber tuen sie das alle?!
    Nein!
    Erstens, gibt es eine erhebliche Immigration von Afrika nach Europa. Und jene wäre weitaus höher, wenn Europa sich dagegen nicht abschotten würde.

    Zweitens, nach Ende der Zuzugsbeschränkung kommt Polens Bevölkerung in den Genuß völliger Freizügigkeit innerhalb des europäischen Binnenmarktes. Für welchen schwarzfrikanischen Staat gilt das jetzt oder ab 2009?

    Drittens, sind die Immigrationskosten der Polen aufgrund der Nachbarschaft zu Deutschland weit niedriger als von Afrikanern.

    Wenn du also meinst, Immigration aus Polen mit dem aus dem afrikanischen Kontinent gleichsetzen zu wollen, muß ich mich fragen, wer von uns beiden eine "Kindergartendenke" besitzt.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Es ist eine viel zu simple Denkweise, wenn man einfach nur die Arbeitslosigkeit in Polen oder sonst einem anderem osteuropäischen EU Land nimmt und dann einfach kausal darauf schlussfolgern will, dass all diese Leute dann bei vollständiger Freizügigkeit sofort unsere Arbeitsmärkte überfluten würden!
    ...
    Exakt, deswegen habe ich das auch nicht getan.

    Ich sprach von Massenzuwanderung aus wirtschaftlichen Gründen, welche ich beispielhaft mit den Punkten Arbeitslosigkeit und Lohnniveau begründet habe. Weder habe ich den wissenschaftlichen Anspruch auf umfassender Vollständigkeit der Erklärung erhoben noch gesagt, dass jeder arbeitslose Osteuropäer nach Deutschland immigrieren wird.

    Ich bitte dich also in Zukunft meine Posts mit mehr Gründlichkeit zu lesen, bevor du einen Popanz aufbläst und jenen dann (welch Wunder) erschlägst. Auch das gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten dazu.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Es werden sicherlich verstärkt osteuropäische Fachkräfte zu uns kommen nach 2009 und auch einige unqualifizierte Arbeitnehmer mehr, aber das werden keine Fluten sein und in einigen Branchen wird man sie nur zu gern nehmen, weil in Deutschland einfach da der Nachwuchs fehlt (Krankenpfleger, Ärzte, Ingenieure usw..)
    Nun mein lieber Wachmann, das werden wir sehen, wenn es soweit ist.

    Das die Bundesregierungen der Vergangenheit und Gegenwart neben Leuten wie Prof. Sinn die Sache nicht so entspannt sehen wie du, siehst du schon daran das man anders als GB oder Irland den Osteuropäern mit voller Absicht NICHT den freien Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt gewährt hat, obwohl es möglich gewesen wäre.

    Doch möglicherweise besitzen auch die dortigen Entscheidungsträger und Experten nur eine "Kindergartendenke"... :rolleyes:

    Oder möglicherweise bist es auch du, der sich irrt.
    Geändert von Kaiser (25.12.2006 um 18:08 Uhr)
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  7. #67
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Aber du mußt dich schon daran messen lassen, was du schreibst Kaiser. Außerdem sollte dir bewusst sein, dass bei ungenauer Formulierung die Trennlinie zwischen rein konstativem Sprechakt und performativem Sprechakt (bzw. Schreibakt) verwischt.

    Der Hinweis auf die Masseneinwanderung wegen ökonomischen Gründen hast du ausdrücklich auf 2009 bezogen und die vollkommene Freizügigkeit in allen EU-Ländern. Ich kann mir schon vorstellen, warum du da so schwammig formulierst und vermeidest, das ganze auszudifferenzieren. Denn bei genauer Betrachtung verschwimmt die Gefahr für 2009 nämlich zusehends.

    Es ist auch interessant zu lesen, dass du deine ökonomischen incentives auch weiter konditionierst, um den Faktor der geographischen Nähe und der formalen Zugangsberechtigung wie im Falle Afrikas. Doch, wenn man dies mal etwas akribischer auf deine Argumentation ansiehst, schwächst du sie damit.

    Es ist nämlich nicht nur eine Frage wirtschaftlicher und ökonomischer Anreize, diese sind nur ein Teil der Migrationsursachen und diese wirken auch nicht automatisch. Nun musst du einfach nur argumentativ aus dieser Einsicht weitergehen und dir mal die von mir angesprochene Mikrostruktur der Arbeitslosigkeit in Ostmitteleuropa beschauen, dann sollte dir klar werden, wie im bezug auf 2009 deine Panikmache wegschmilzt zu einer kleinen, vorsichtigen Anmerkung.
    Afrikaner haben natürlich einen längeren Weg als Ostmitteleuropäer, aber ist denn der ökonomische Anreiz für sie nicht um ein vielfaches höher?! Wende ich deine ökonomische Sichtweise ein, ist für einen Schwarzafrikaner der Anreiz um ein vielfaches höher, ergo wäre für sie auch der längere Weg durchaus rational.
    Dann zu den formalen Beschränkungen: Wenn es hier wirklich nur um schlecht gebildete Kulis geht, denkst du wirklich, dass die formalen Zugangsberechtigungen eine so große Rolle spielen bei der individuellen Entscheidung des Migranten, seine Heimat zu verlessen. Denkst du wirklich, dass seine Informationen derart vollständig sind und umfassend? Das muss nicht der Fall sein. Geographische Nähe und formale Zugangsberechtigungen sind da nunmal nicht alles und bei weitem nicht die entscheidenden Variabeln für die Migrationsentscheidung. Ich bin beileibe kein Migrationsexperte, hab mich da immer nur kurz da reingearbeitet, aber entscheidender sind die Mikrostrukturen vor Ort: Familienbande, Herkunft, Alter, Bildung des möglichen MIgranten, Situation vor Ort wie auch die wirtschaftliche Lage in den regionalen Zentren und die derzeitigen Entwicklungstrends.
    Nimmt man da Afrika, beschaut man sich da die strukturelle Arbeitslosigkeit, muss man feststellen, dass die jungen und dynamischen eben kaum ausreichend Bildung und Möglichkeiten vorfinden, sich friedlich zu betätigen. Ergo nehmen einige die Odysee auf sich, nach Europa zu kommen.

    Sehen wir uns dagegen Ostmitteleuropa an.
    Hier geht es nicht um das Ostmitteleuropa 1990. Wenn man 1990 die Grenzen vollständig geöffnet hätte, dann hätte ich dir und dem Herrn Sinn nur zu gern Recht gegegen. Man sah es an den Migrationsströmen innerhalb Deutschlands 1990 und allgemein kurz nach der Wende. Aber selbst da muss man konstatieren, dann nicht jeder Arbeitslose nach Westen gegangen ist. Und auch heute liegen die Arbeitslosenquoten im Osten, nicht im Westen Deutschlands am höchsten. Mobilität ist nunmal nicht nur durch ökonomische Anreize definiert, selbst innerhalb Deutschlands. Hättest du oder Herr Sinn Recht, dann dürfte nämlich nicht MecPom oder Sachsen-Anhalt die höchsten Arbeitslosenraten haben, sondern Bayern oder Baden-Würtemberg, denn dorthin müßte es die ostdeutschen Arbeitslosen nämlich en gros hinziehen als wirtschaftliche Zentren und boomende Regionen. Aber emigrieren die ostdeutschen Arbeitslosen en masse in den boomenden Süden? Nein, der Massenbstrom ist schon lange vorbei, die jungen und dynamischen und mutigen sind zum großen Teil schon weg, im Osten bleibt strukturelle Arbeitslosigkeit, die entmutigten, die zu alt sind oder wegen diversen anderen Gründen (Familie, Enttäuschung, Alter, nicht nachgefragte Qualifikation) resigniert haben.
    Die Arbeitslosen Ostdeutschlands überschwemmen auch nicht München oder Frankfurt oder Amsterdam oder London usw.
    Und ähnlich sieht es in Polen oder sonstwo aus. Die mobilen Arbeitskräfte Osteuropas sind entweder schon weg, in Großbritannien, Irland, USA, oder in den anderen EU-Ländern, die schon offen sind oder arbeiten eben in den boomenden Städten. Wer zurück blieb in den ländlichen Gebieten, der wird auch 2009 nicht plötzlich mobil werden. Denn die Arbeitslosen sind vorallem ältere Menschen und in 2 Jahren, wenn die Beschränkungen fallen, werden auch sie wieder 2 Jahre älter und immobiler geworden sein. Außerdem macht es nunmal wenig Unterschied, ob man sich in Warschau in einen Billigflieger nach Irland oder Großbriatnnien setzt oder aus seiner Provinz in Ostpolen bis nach München in einem Kleinbus fährt. Das sind in etwa dieselben Transportkosten, da zieht dein Argument der geographischen Nähe auch nicht wirklich (wir sind doch nicht mehr im 18. jahrhundert und bewegen uns mit Kutschen vorwärts).
    Ergo ist der Pool potentiell mobiler und flexibler Arbeitskräfte im Osten Europas derart schon ausgeschöpft, dass ein Massenansturm nach Deutschland nicht zu erwarten ist. Ich hab da jetzt keine Zahlen, aber ich würde 2009 da maximal mit unter 100.000 extra-Zuwanderern rechnen, aus ganz Ostmitteleuropa, die dann sowieso nur in der Breite temporär für ein paar Jahre hier wären.
    Meines Erachtens kann man eben nicht so pauschal und suggestiv wie du oder der Herr Sinn von Dingen reden und simplifizierend verzerren. Sowas erachte ich als unverantwortlich, insbesondere wenn du deine Ausführungen mit einem Vokkswirtschaftsdiplom noch unterlegst...
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  8. #68
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    Standard AW: Der Wegfall der Zuzugsbeschränkungen für die neuen EU-Länder

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Aber du mußt dich schon daran messen lassen, was du schreibst Kaiser. Außerdem sollte dir bewusst sein, dass bei ungenauer Formulierung die Trennlinie zwischen rein konstativem Sprechakt und performativem Sprechakt (bzw. Schreibakt) verwischt.
    ...
    Das tue ich gerne. Doch wie gesagt, habe ich wohlweißlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhoben.

    Weiterhin muß ich dich wohl daran erinnern, dass wir uns hier in einem Politikforum befinden. Was heißt das? Das heißt, dass der Großteil unserer Leser sich weder für wissenschaftliche Schärfe noch für seitenlange Ausführungen über die mikroökonomische Situation osteuropäischer Arbeitsmärkte interessieren.

    Ich habe hier keine wissenschaftliche Arbeit verfaßt, sondern eine komplizierte Thematik verdichtet und vereinfacht dargestellt, so dass es auch der durchschnittliche Leser begreifen kann.

    Deine Einwände sind interessant, aber m.E. zu optimistisch. Schauen wir uns die konkreten Punkte an.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Afrikaner haben natürlich einen längeren Weg als Ostmitteleuropäer, aber ist denn der ökonomische Anreiz für sie nicht um ein vielfaches höher?! Wende ich deine ökonomische Sichtweise ein, ist für einen Schwarzafrikaner der Anreiz um ein vielfaches höher, ergo wäre für sie auch der längere Weg durchaus rational.
    In der Tat. Der Anreiz ist höher. Doch wie ich bereits schrieb, blockt die EU nach Möglichkeit die Einwanderung von Afrikanern ab. Dieses Problem stellt sich für Polen ab 2009 nicht. Weiterhin schrieb ich, dass die Migrationskosten höher sind. Warum? Nun, die Reisekosten eines Kongolesen nach Deutschland sind definitiv höher als die eines Polen. Weiterhin kann sich der Durchschnittskongolese im Gegensatz zum Durchschnittspolen die Reisekosten, sei es Flugzeug oder Schiff, nicht leisten.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Dann zu den formalen Beschränkungen: Wenn es hier wirklich nur um schlecht gebildete Kulis geht, denkst du wirklich, dass die formalen Zugangsberechtigungen eine so große Rolle spielen bei der individuellen Entscheidung des Migranten, seine Heimat zu verlessen.
    Soweit ich weiß, habe ich keine derartige Einschränkung bezüglich der Qualifikation polnischer Einwanderer vorgenommen.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Denkst du wirklich, dass seine Informationen derart vollständig sind und umfassend? Das muss nicht der Fall sein. Geographische Nähe und formale Zugangsberechtigungen sind da nunmal nicht alles und bei weitem nicht die entscheidenden Variabeln für die Migrationsentscheidung.
    Nein, das ist natürlich nicht alles, doch wie ich schon sagte, sind das neben den ökonomischen Gründen wichtige Faktoren.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Nimmt man da Afrika, beschaut man sich da die strukturelle Arbeitslosigkeit, muss man feststellen, dass die jungen und dynamischen eben kaum ausreichend Bildung und Möglichkeiten vorfinden, sich friedlich zu betätigen. Ergo nehmen einige die Odysee auf sich, nach Europa zu kommen.
    Die Bereitschaft nach Europa ist kommen, ist keine Gewähr um in Europa eingelassen zu werden.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Sehen wir uns dagegen Ostmitteleuropa an.
    Hier geht es nicht um das Ostmitteleuropa 1990. Wenn man 1990 die Grenzen vollständig geöffnet hätte, dann hätte ich dir und dem Herrn Sinn nur zu gern Recht gegegen. Man sah es an den Migrationsströmen innerhalb Deutschlands 1990 und allgemein kurz nach der Wende. Aber selbst da muss man konstatieren, dann nicht jeder Arbeitslose nach Westen gegangen ist. Und auch heute liegen die Arbeitslosenquoten im Osten, nicht im Westen Deutschlands am höchsten.
    Mobilität ist nunmal nicht nur durch ökonomische Anreize definiert, selbst innerhalb Deutschlands. Hättest du oder Herr Sinn Recht, dann dürfte nämlich nicht MecPom oder Sachsen-Anhalt die höchsten Arbeitslosenraten haben, sondern Bayern oder Baden-Würtemberg, denn dorthin müßte es die ostdeutschen Arbeitslosen nämlich en gros hinziehen als wirtschaftliche Zentren und boomende Regionen. Aber emigrieren die ostdeutschen Arbeitslosen en masse in den boomenden Süden? Nein, der Massenbstrom ist schon lange vorbei, die jungen und dynamischen und mutigen sind zum großen Teil schon weg, im Osten bleibt strukturelle Arbeitslosigkeit, die entmutigten, die zu alt sind oder wegen diversen anderen Gründen (Familie, Enttäuschung, Alter, nicht nachgefragte Qualifikation) resigniert haben.
    Schön, dass du damals einsichtiger warst. Doch was hat sich deiner Meinung nach in Osteuropa so gravierend geändert, dass eine Masseneinwanderung ausbliebe?

    Zu Deutschland. Hätte es damals das gute Sozialsystem und die Hoffnung auf den Ausbau Ost nicht gegeben, wäre der Anreiz für eine größere Binnenwanderung da gewesen. Doch heutzutage hat sich Ernüchterung eingestellt. Bundesländer wie Mecklenburg oder Sachsen-Anhalt bluten durch die Binnenwanderung aus.

    Ja, zurückbleiben jene die aus verschiedenen Gründen nicht gehen können oder gehen wollen. Doch sag, wann hat Polen seit 1990 eine große Auswanderungswelle seiner Glücksritter erlebt? Sind alle Polen, welche in Länder wie Deutschland auswandern würden, bereits anderswo ausgewandert? Gilt das auch für die Tschechen und Slowaken?

    [QUOTE=Wachmann;1079232]
    Die Arbeitslosen Ostdeutschlands überschwemmen auch nicht München oder Frankfurt oder Amsterdam oder London usw.

    Zitat Zitat von Wachmann Beitrag anzeigen
    Ergo ist der Pool potentiell mobiler und flexibler Arbeitskräfte im Osten Europas derart schon ausgeschöpft, dass ein Massenansturm nach Deutschland nicht zu erwarten ist. Ich hab da jetzt keine Zahlen, aber ich würde 2009 da maximal mit unter 100.000 extra-Zuwanderern rechnen, aus ganz Ostmitteleuropa, die dann sowieso nur in der Breite temporär für ein paar Jahre hier wären.
    Wie kommst du darauf am Beispiel der Ostdeutschen zu folgern, dass der Pool potentiell mobiler und flexibler Arbeitskräfte im Osten Europas schon derart ausgeschöpft ist?
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