Der Königsweg zum Machterhalt ist grün angestrichen
von Gerd-Walter Wiederstein
Entfacht durch die berüchtigte Stern-Studie ist derzeit ein massives Anschwellen des Öko-Alarmismus zu beobachten. Der Klimawandel wird zum wichtigsten politischen Thema hochgehoben. Über die üblichen Untergangs-Szenarien der Klima-Modellierer hinausgehend liefert die neue Studie den Öko-Ideologen und der Politik das bisher noch fehlende ökonomische Argument für den Ausbau staatlicher Eingriffe. Stern spricht schließlich von „gigantischem Marktversagen“ und sagt eine durch den Klimawandel bedingte Weltwirtschaftskrise voraus, die die ökonomischen Verluste „der vergangenen Weltkriege“ in den Schatten stellen soll. Der von ihm errechnete Schaden in Höhe von 5.500 Milliarden Euro lasse sich nur durch sofortige und entschiedene staatliche Eingriffe, die uns Steuerzahlern jährlich (nur) 275 Milliarden Euro kosten sollen, begrenzen. Zu diesem Schluss kommt Stern ohne eine einzige neue wissenschaftliche Erkenntnis und im Auftrag der britischen Regierung. Wie praktisch, denn diese braucht, ähnlich wie Arnold Schwarzenegger in Kalifornien, kurz vor den Wahlen noch etwas Öko-Marketing, um nicht von der Konkurrenz abgehängt zu werden.
Es gibt nur ganz wenig kritische Stimmen wie zuletzt in „eigentümlich frei“ Robert Grözinger, die sich wirklich mit Sterns bombastischem Klimaschutz-Bericht auseinandersetzen und dessen Intention herausarbeiten. Denn es geht um nichts anderes, als um die Rechtfertigung massivster staatlicher Eingriffe, die die Marktwirtschaft noch weiter außer Kraft setzen und statt der versprochenen ökonomischen Schadensbegrenzung den wirtschaftlichen Kollaps höchstselbst mit grüner Glocke einläuten werden.
George Reisman belegt in seinem Artikel „Britain´s Stern Review on Global Warming“ die wirklichen Auswirkungen der von Stern geforderten Interventionen. Er hält die Studie für so durchsichtig schlecht, dass er vom „Schwanengesang der Öko-Bewegung“ spricht. Eine zu optimistische Analyse, ist doch die Politik bereits dabei, den gekauften Freibrief für eine ganz neue Qualität des „Klimaschutzes“ zu nutzen. Nigel Lawson, Mitglied im britischen Oberhaus und brillanter Klima-Skeptiker, ordnet Sterns Bericht in der „Weltwoche“ als angstmacherische und völlig untaugliche Prognose ein, die als Grundlage für weitreichende politische Entscheidungen völlig ungeeignet ist.
Doch die Stern-Fans sind in der Überzahl: Vor blind ergebener Gefolgschaft und vor Beifallsbekundungen, die teilweise schon an Personenkult grenzen, kann sich Stern, der zwischenzeitlich wie Al Gore als Handlungsreisender in Sachen Klima-Katastrophe unterwegs ist, kaum noch retten.
Der Berliner Soziologe Paoli etwa ruft in bester sozialistischer Manier zu einer „ökologischen Revolution“ auf. Generell hat er es mit Revolutionen, die sich sonst als „kulturelle Revolutionen“ gegen die „alte Arbeitsmoral“ richten und den „glücklichen Arbeitslosen“ gewidmet sind. Man könnte so etwas schnell abhaken, wenn da nicht die Frage wäre, wie solcher Wahnwitz in die „FAZ“ kommt.
Vom Menschen gemachte Klima-Katastrophe
Ständig hören wir in den Medien, es gäbe einen Konsens über einen vom Menschen verursachten extremen Klimawandel. Diese Behauptung ist einfach falsch und wird in der Regel von Leuten gemacht, die damit ihre eigenen Interessen vorantreiben wollen. Das Gegenteil ist richtig: Es bestehen ganz erhebliche Differenzen unter den Klimaforschern.
So gibt es etwa beim Treibhauseffekt ganz erhebliche Zweifel, ob er überhaupt eine maßgebliche Ursache für Klima-Veränderungen ist und welchen Anteil der Mensch mit seinem CO2-Ausstoß daran hat.
In einer Studie des amerikanischen „George C. Marshall Institute“ vom Februar 2006 hat eine Gruppe von Wissenschaftlern versucht, den Stand der Klimaforschung zu dokumentieren. Um den Überblick nicht zu verlieren wollen wir uns hier auf die wesentlichen Kernaussagen dieser Studie konzentrieren, soweit sie mit der Wirkung des CO2 in Verbindung stehen. Die Ergebnisse sind die folgenden.
1. Der Mensch ist mit seinen Emissionen für einen großen Teil der CO2-Konzentrationssteigerungen verantwortlich.
2. Die Erhöhung der CO2-Konzentration wird eine Erwärmung mit sich bringen.
3. Es gibt keine Korrelation zwischen der CO2-Konzentration und der Temperatur.
4. Neben dem Einfluss des CO2 gibt es eine ganze Reihe weiterer natürlicher Einflüsse auf unser Klima, die nur sehr ungenau bekannt sind.
5. Von einer verlässlichen Modellierung des hochkomplexen Klima-Systems sind wir meilenweit entfernt und es ist daher unmöglich, das zukünftige Klima korrekt vorauszusagen.
6. Die prognostizierten großen Temperaturerhöhungen und die damit einhergehenden verheerenden Auswirkungen basieren auf Modellen mit gravierenden Schwachstellen und extremsten Worst-Case-Szenarien. Sie sind als völlig unrealistisch einzustufen.
7. Die vom IPCC, dem UN-Ausschuss für Klimaveränderung (Intergovernal Panel on Climate Change) genannten Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Vorhersagen sind subjektive Schätzungen der jeweiligen Autoren und haben nichts mit realen Wahrscheinlichkeiten zu tun.
Zusammenfassend können wir folgende erste Schlussfolgerung festhalten: Die Untergangs-Szenarien der Klima-Modellierer, die uns laufend als Wahrheiten präsentiert werden, sind zumindest stark umstritten. Sie haben wenig oder nichts mit der wirklichen Entwicklung unseres zukünftigen Klimas zu tun.
Die IPCC-Modelle setzen voraus, dass die globale Erwärmung nahezu ausschließlich auf den menschlichen CO2-Ausstoß zurückzuführen ist. Diese These ist nicht mehr haltbar. In der Marshall-Studie werden zwar quantitativ keine genauen Aussagen gemacht, aber sie geht davon aus, dass daneben andere Einflüsse ganz erhebliche Auswirkungen haben.
Nach anderen Untersuchungen, die auch messtechnisch recht gut nachgewiesen werden können, gibt es in der Atmosphäre einen CO2-Sättigungseffekt. Das bedeutet, dass eine Zunahme der CO2-Konzentration den Treibhauseffekt nur noch geringfügig erhöht. Wenn diese Aussagen zutreffen, ist der Einfluss des vom Menschen verursachten CO2-Anteils auf die globale Erderwärmung nahezu völlig bedeutungslos.
Das ist deshalb interessant, weil das Kyoto-Protokoll und die von Öko-Aposteln wie Gore oder Stern vorgeschlagenen Maßnahmen praktisch alleine auf die Reduktion der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen abzielen.
Der Klimaschutz-Bericht von Stern basiert auf den IPCC-Modellen mit den extremsten Worst-Case-Annahmen und der Voraussetzung, dass der CO2-Anteil des Menschen die alleinige Einflussgröße ist. Das ist die dünne Basis, auf der Stern seine ökonomischen Betrachtungen aufsetzt und als Grundlage für weittragende politische Entscheidungen vorstellt.

Planwirtschaftliche Großprojekte
Ungeachtet des Wahrheitsgehaltes der Stern-Studie und anderer Klima-Studien bleibt die Frage, was man sich von dem vorgeschlagenen staatlichen Großprojekt zur Beeinflussung des Weltklimas verspricht. Es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, wie bisher jedes dieser planwirtschaftlichen Projekte, scheitern.
Sehen wir uns etwa nur das Paradebeispiel Entwicklungshilfe an, das etwa von William Easterly ausgezeichnet analysiert wurde. In mehr als 50 Jahren wurden Mittel in Höhe von 2.300 Milliarden US-Dollar für Entwicklungshilfe aufgewendet, ohne die Zustände in der sogenannten „Dritten Welt“ auch nur im Geringsten zu verbessern. In der Einleitung zu seinem Buch „Wir retten die Welt zu Tode“ macht Easterly deutlich, wie sich die Befürworter großer Pläne in Betroffenheit darüber überbieten, dass etwa ein paar Cent ausreichen würden, um einem Malariaopfer das lebensrettende Medikament zukommen zu lassen. Dieselben Leute lassen dann allerdings jegliche Betroffenheit darüber vermissen, dass 2.300 Milliarden US-Dollar ausgegeben wurden, um solche Zustände zu ändern, gleichzeitig aber die paar Cents für das Malariamittel immer noch fehlen.
So wird es uns mit den geforderten staatlichen Maßnahmen zum Klimaschutz auch ergehen. Einen Einfluss auf das Klima werden sie, was beim sündhaft teuren Kyoto-Protokoll jetzt schon absehbar ist, nicht haben. Sie werden aber Unsummen verschlingen. Geld, das an anderer Stelle dringend für sinnvolle Projekte gebraucht würde. Die Klima-Hysterie ist keine ökonomische Chance, wie Stern uns weismachen will, sondern der beschleunigte ökonomische Kollaps mittels Planwirtschaft.
Welcher Größenwahn treibt überhaupt eine Politik dazu, die Welt zu retten, wenn sie im eigenen Land nicht einmal die einfachsten Reformen zustande bringt? Und welche unsägliche Dummheit veranlasst das Gros der Menschen nach wie vor, dem Bankrotteur Staat solche Aufgaben bedenkenlos zu übertragen und einen Großteil ihres erarbeiteten Einkommens ohne Widerstand dafür herzugeben?

Vom Mythos der erneuerbaren Energien
Erneuerbare Energien sind die beiden Zauberwörter der Öko-Ideologen bei der Bekämpfung der CO2-Emissionen. Gegen solche Energien wäre nichts zu sagen, wenn sie so eingesetzt würden, wie es technisch und ökonomisch sinnvoll ist. Sie werden aber von der Politik als Ersatz für Energie aus fossilen Brennstoffen und Kernenergie im großen Stil gesehen. Das können sie aber beim besten Willen nicht leisten. Erneuerbare Energien aus Windkraft, Sonne, Wasserstoff oder Biomasse sind auf absehbare Zeit nicht in der Lage, einen nennenswerten Beitrag zu einer wettbewerbsfähigen Energieversorgung beizutragen. Die Technologie für diese Energien ist noch lange nicht ausgereift, sie können sich nur durch massive Subventionen überhaupt halten. Sie sind auch, wie etwa Paul K. Driessen belegt, bei weitem nicht so nachhaltig und gut, wie es immer wieder behauptet wird.
Eine Deckung von 50 Prozent unseres Energiebedarfs bis 2050, wie sie neulich wieder in einem Interview von Umweltminister Gabriel (SPD) angekündigt wurde, ist utopisch und würde unsere Energie horrend verteuern. Gabriel sprach dabei von der Schaffung neuer Arbeitsplätze in „strukturschwachen Gebieten“. Leider vergaß er zu erwähnen, wie vielfach mehr Arbeitsplätze vorher durch viel zu teure Energie verlorengehen werden und dass ganz Deutschland im Ergebnis dann aus nur noch „strukturschwachen Gebieten“ bestehen wird. Geradezu bizarr ist, dass Gabriel im gleichen Interview die „Biomasse Holz“ als „Haupt-Hoffnungsträger“ dieser Energien nennt, während er die fossilen Brennstoffe verteufelt – willkommen zurück in der Steinzeit!
Ein aktuelles Beispiel aus dem Tollhaus ist, dass der Anschluss von „Offshore Windkraftanlagen“ nun von den Stromerzeugern und nicht von den Investoren übernommen werden muss. Diese „übernehmen“ natürlich gar nichts, sondern geben die Kosten an die Stromverbraucher weiter. Die Betreiber aber erhalten, trotz erheblicher Einsparungen bei den Investitionen, die vollen Subventionen für ihren ohnehin teuren Windstrom.
Wohin die Subventioniererei der erneuerbaren Energien unsere Stromkosten treibt, hat Günter Ederer sehr anschaulich in einem Fernsehbericht mit dem Titel „Kurzschluss – Warum ist bei uns der Strom so teuer?“ für Bayern 3 dokumentiert. Ederer zeigt darin, dass bereits heute etwa 40 Prozent des Strompreises vom Staat abkassiert wird und dass die erneuerbaren Energien bis zum 22-fachen teurer sind als Kohle und Kernenergie. Und dann haben Politiker wie Gabriel, die das zu verantworten haben, die Stirn, öffentlich „erschwingliche Preise für Geringverdienende“ einzufordern.
Günter Ederer erklärt auch sehr eingängig, wie die Sache mit den Kyoto-CO2-Zertifikaten läuft: Es wird kein CO2 eingespart. Und die Stromkonzerne verdienen etwa sechs Milliarden Euro jährlich am Verkauf der Zertifikate. Die Verbraucher zahlen die Zeche doppelt und dreifach. Bei den Schildbürgern ging es rationaler zu.
Die Kartellbildung zwischen Politik und Großunternehmen schreitet über die erneuerbaren Energien im Energiesektor offenbar rapide voran. Jeder Wettbewerb und damit jedes echte Unternehmertum wird systematisch zu Lasten der Verbraucher immer weiter ausgehebelt. Die Stromkonzerne gehören längst zu den Profiteuren der erneuerbaren Energien. Man wird sie also voraussichtlich unter den Befürwortern weiterer Interventionen finden, auch wenn man öffentlich den Streit zwischen Politik und Konzernen weiter pflegen wird.
Beim Thema Klimawandel und erneuerbare Energien findet man auch die angeblich liberale FDP, zumindest deren Verantwortliche für den Bereich Umweltschutz, als treibende Kraft auf der Seite der staatlichen Interventionisten.
Erfreulicherweise gibt es aber mit Hanna Thiele eine sehr engagierte Ausnahme, die den Kampf gegen die antiliberale Umweltpolitik der eigenen Partei aufgenommen hat.
Öko-Totalitarismus
Das Ideal der Öko-Fundamentalisten ist ein unberührter Planet Erde, dessen unangetastete Natur einen Wert an sich darstellt. Jeder Eingriff des Menschen in diesen „Garten Eden“ ist aus ihrer Sicht verwerflich. Angeblich verfügen sie über eine „höhere Moral“, die über jeglicher Verfolgung von Eigeninteressen und der Nutzung natürlicher Ressourcen steht. Letztlich stehen sie für eine auf die Schaffung einer neuen Gesellschaft – mit stark utopischen und religionsähnlichen Elementen – ausgerichtete Ideologie mit Wahrheitsanspruch.
Entsprechend nimmt die umfassende Verbreitung dieses Gedankengutes immer mehr die in totalitären Systemen übliche Gestalt an, wo die Menschen einer ständigen Indoktrination mit der entsprechenden Ideologie durch Propaganda und Erziehung ausgesetzt sind. Man hat bereits heute erreicht, dass die Öko-Ideologie von der Mehrheit der Bevölkerung stark verinnerlicht und oft auch enthusiastisch akzeptiert wird, was in jedem Fall weit über einen formalen Gehorsam hinausgeht. Mehr und mehr führt diese enthusiastische Akzeptanz zu einer Politisierung aller privaten Lebensbereiche.
Auch der Umgang mit Andersdenkenden wird zunehmend rigider. So spricht man mittlerweile sogar von „Klima-Leugnern“. Skeptiker werden in eine Reihe gestellt mit Holocaust-Leugnern und entsprechende Denk- und Sprech-Verbote werden gefordert, wie Thomas Deichmann kürzlich in der Zeitschrift „Novo“ belegte. UNO-Generalsekretär Annan höchstselbst diffamierte die Skeptiker in übelster Weise. Das totalitäre Instrument der „Kontrolle und Überwachung“ entsteht gerade.
Betrachtet man die Ideologie des radikalen Umweltschutzes genauer, wird schnell klar, dass die „höhere Moral“ völlig gegenstandslos und die Öko-Ideologie zutiefst menschenfeindlich ist. Ef-Autor Robert James Bidinotto hält dies für einen besonders wichtigen Ansatzpunkt zu einer philosophisch und moralisch begründeten Kritik, denn ökonomische und wissenschaftliche Argumente sind gegenüber dieser Ersatz-Religion alleine nicht ausreichend.
Politiker scheinen erkannt zu haben, dass die „Klima-Katastrophe“ als idealer Feind mit Kriegsersatz und immerwährende Bedrohung ideal geeignet ist, das marode Finanz- und Wirtschaftssystem und den kollabierenden Umverteilungsstaat noch solange wie irgend möglich über Wasser zu halten. Die Bürger werden über diesen Weg noch weiter steigende Abgaben und sinkende Lebensstandards hinnehmen, ohne der politischen Führung die Gefolgschaft zu verweigern. Nicht die Politik stellt sich also in den Dienst dieser Umwelt-Sache, vielmehr stellt sie die Sache in den Dienst ihres Machterhalts.
Vom Öko-Totalitarismus geht die große Gefahr aus – nicht vom Klimawandel! Oder in den Worten von Ludwig von Mises: „Der Interventionismus macht aus Bürgern Knechte und Sklaven.“ Das gilt auch dann, wenn er ökologisch daherkommt!