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Thema: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

  1. #1
    Skandonordid/w Dalofaelid Benutzerbild von Nibelung
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    Standard Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Erwin Rommel

    Wo immer in den unendlichen Weiten und Unwissenheiten des Internets eine Abstimmung über den besten deutschen Feldherrn des 2. WK stattfindet, gewinnt Rommel, sei es in deutschen oder in englischsprachigen Foren.

    Rommel erlangte große Siege für einen General, dessen Talente nicht über die operative Ebene hinausreichten und der von Gefechtsfeldstrategie nichts verstand.
    Sonst hätte er begriffen, daß Truppen, die über eine Entfernung von 2.500 Kilometern von Tripolis bis an den Suezkanal versorgt werden können, zu klein gewesen wären, um die Briten zu schlagen.
    Truppen, die der Aufgabe gewachsen gewesen wären, hätten nicht versorgt werden können.

    (siehe van Creveld, Supplying War, S. 181- 201)

    Rommels Aufgabe bestand einzig und allein in der Verteidigung von Tripolis.
    Trotz numerischer Unterlegenheit und logistischer Unmöglichkeit widersetzte er sich den Befehlen des OKH und zog auf eigene Faust los.

    Sein Genie auf taktischer Ebene ermöglichte ihm spektakuläre Siege, die allerdings stark begünstigt wurden von britischer Einfältigkeit.
    Die Taktik bestand grundlegend darauf, kleine Panzervorstöße zu wagen, bei Feindkontakt sich zurückzuziehen.
    Die britischen Panzerverbände nahmen die Verfolgung auf und tappten eins ums Mal in die bereitete Falle der 88mm Flak.
    Simple Taktik, die nur gelingen konnte, wenn der Gegner immer wieder darauf hereinfällt.

    Angenommen, Rommel hätte El Alamein und damit Ägypten erobert.
    Was dann? Angenommen er hätte danach auch noch den Mittleren Osten erobert.
    Öl schreit jetzt der unbedarfte Leser.
    Fehlanzeige. Das Öl hätte den lokalen Bedarf gestillt, logistisch wäre es hingegen unmöglich gewesen, dieses in spürbaren Mengen nach Deutschland zu transportieren. Die Ölquellen wären nahezu wertlos gewesen, allenfalls um den Engländern etwas abzuknüpfen.

    Angenommen also, Rommel hätte all das bewerkstelligt (logistisch unmöglich, aber gut). Wie weiter?
    Die britische Versorgungsbasis reichte bis Südafrika.
    Man hätte eben einen Umweg gehen müssen, da der Suezkanal in deutschen Händen gewesen wäre. Mehr nicht.
    Das Afrika-Corps hätte schon bis Südafrika durchmarschieren müssen, oder einen langjährigen Abwehrkampf in Ägypten ausfechten müssen.

    ----------------

    NA konnte niemals erfolgreich sein, da es vom Deutschen Reich rechtmäßig als ein Nebenkriegsschauplatz behandelt wurde.
    Rommels Kapazitäten reichten gerade einmal zur Verteidigung.
    Das waren seine Befehle, daran hätte er sich halten sollen.

    Hätte er die Fähigkeiten eines Albert Kesselrings (dem am meisten unterbewerteten Feldherrn) gehabt, hätte er das auch eingesehen.
    Er war aber eben nur ein einfacher Panzerkommandeur, gut auf Divisionsebene (wie er in Polen und Frankreich beeindruckend zeigte), aber nicht mehr.

    Warum er so überbewertet ist liegt an folgenden Faktoren:

    1. deutsche Propaganda
    2. britische Propaganda (einfachste Erklärung des Versagens ist ein Übermensch auf gegnerischer Seite)
    3. Simplifizierung durch Laien (man sieht nur spektakuläre Taten, nicht deren Substanz, wie bei Alexander "dem Großen" eben)
    Geändert von Nibelung (06.01.2007 um 17:11 Uhr)

  2. #2
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    schön, aber wen juckt das? rommel war vor allem einer, der den nationalszialistischen vernichtungskrieg "seinem führer ergeben" weitgehend widerspruchslos mitgemacht hat, bis die militärische katastrophe sich auch für den dümmsten abgezeichnet hat. aber das trifft ja wohl auf (fast?) alle der preussischen general-genies zu, von manstein bis kluge.

  3. #3
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Na, wenn doch hier nicht gleich zwei geniale Taktiker gesprochen haben

    MfG
    Rancor
    Im Gedenken an den 19.11.1942

    http://www.myvideo.de/watch/173734

  4. #4
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Ist van Creveld lesenswert und vor allem, ist dieser viel zitierte israelische Militärhistoriker für mich als Obergefreiten a.D. mit militärisch-historischem Interesse überhaupt zu verstehen, oder sind seine Bücher rein wissenschaftlich?

    Ich habe Sunzi gelesen und von Clausewitz und Musashi angefangen.

  5. #5
    Skandonordid/w Dalofaelid Benutzerbild von Nibelung
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Zitat Zitat von Mauser98K Beitrag anzeigen
    Ist van Creveld lesenswert und vor allem, ist dieser viel zitierte israelische Militärhistoriker für mich als Obergefreiten a.D. mit militärisch-historischem Interesse überhaupt zu verstehen, oder sind seine Bücher rein wissenschaftlich?
    Keine Ahnung, ich habe diese Passage aus dem Buch "Strategie" von Edward Luttwak, der den Verweis auf Creveld gibt.
    Da aber sowohl Luttwak's Buch hervorragend ist (kann ich nur jedem empfehlen, der sich tiefergehend mit Militärwissenschaft auseinandersetzt, um die 30 Euro bei Amazon) als auch diese Passage plausibel klingt, würde ich davon ausgehen, daß Creveld's Bücher zumindest nicht scheiße sind.

  6. #6
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Zitat Zitat von Nibelung
    Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander
    Rommel war wie Harris oder Patton ein Kind seiner Zeit. Alle waren sie treue Hunde ihrer Herrchen. Die einen bekamen dicke Würstchen, der andere ein Begräbnis.

    Heute wären sie wahrscheinlich Fußball-Trainer.

  7. #7
    Orthodox Benutzerbild von Ausonius
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Sonst hätte er begriffen, daß Truppen, die über eine Entfernung von 2.500 Kilometern von Tripolis bis an den Suezkanal versorgt werden können, zu klein gewesen wären, um die Briten zu schlagen.
    Das ist aber eine Frage, die auch in der Fachliteratur strittig ist: Hätte Rommel anhalten sollen bei Tobruk, oder hätte er weiter vorstossen sollen? Ich glaube, es war Hillgruber, der zur Ansicht kam, dass Rommels Offensive im Sommer 1942 trotz etlicher Probleme richtig war, weil die Zeit gegen ihn arbeitete. Es stimmt aber grundsätzlich, dass Rommel aus den verschiedensten Gründen heute einen Nimbus hat, der ihm nicht ganz ansteht.


    Rommels Aufgabe bestand einzig und allein in der Verteidigung von Tripolis.
    Trotz numerischer Unterlegenheit und logistischer Unmöglichkeit widersetzte er sich den Befehlen des OKH und zog auf eigene Faust los.
    Fairerweise muss man aber auch sagen, dass er zeigte, dass an der nordafrikanischen Front doch mehr möglich war, als die militärische Führung gerechnet hatte.

    Die britischen Panzerverbände nahmen die Verfolgung auf und tappten eins ums Mal in die bereitete Falle der 88mm Flak.
    Simple Taktik, die nur gelingen konnte, wenn der Gegner immer wieder darauf hereinfällt.
    Ein bißchen mehr hatte Rommel schon drauf, auch auf taktischer Ebene. Sein größter Erfolg war bekanntlich die Offensive gegen Tobruk - dies gelang, obwohl sich die Engländer defensiv verbessert hatten, 1942 schon wesentlich bessere Panzer ins Feld führen konnten und in gut vorbereiteten Stellungen saßen. Viele Militärhistoriker stellen als seine größte Leistung den relativ geordnente Rückzug des Afrika-Korps nach der Niederlage bei El Alamein in gesicherte Stellungen bei Mareth heraus.



    Fehlanzeige. Das Öl hätte den lokalen Bedarf gestillt, logistisch wäre es hingegen unmöglich gewesen, dieses in spürbaren Mengen nach Deutschland zu transportieren. Die Ölquellen wären nahezu wertlos gewesen, allenfalls um den Engländern etwas abzuknüpfen.
    Ist sowieso spekulativ, lohnt nicht, sich den Kopf zu zerbrechen.

    Angenommen also, Rommel hätte all das bewerkstelligt (logistisch unmöglich, aber gut).
    Rommels logistische Möglichkeiten hätten sich in dem Maße verbessert, indem die Achsenmächte die Kontrolle über das Mittelmeer hätten steigern können. Da waren sie aber nur in einer kurzen Phase im Frühjahr 1942 erfolgreich; im östlichen Mittelmeer behielten sie ohnehin stets die Hoheit.



    NA konnte niemals erfolgreich sein, da es vom Deutschen Reich rechtmäßig als ein Nebenkriegsschauplatz behandelt wurde.
    Rommels Kapazitäten reichten gerade einmal zur Verteidigung.
    Das waren seine Befehle, daran hätte er sich halten sollen.
    Andererseits lag in Rommels Vorstössen aber auch kein großes Risiko für die Gesamtkriegsführung. Seine Truppen wurden von den Anfängen 1941 bis zu dem Rückzug im November 1942 nur geringfügig verstärkt. Dies änderte sich erst nahc der Landung der Amerikaner in Marokko und Algerien, als Hitler hastig Truppen in den Brückenkopf Tunesien pumpte - und das war (auch wegen der zum Teil enormen Verluste schon auf dem Transportweg) wirklich ein großer Fehler.

  8. #8
    GESPERRT
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Zitat Zitat von ROUGE Beitrag anzeigen


    ...
    Heute wären sie wahrscheinlich Fußball-Trainer.
    prima, ist doch schön, wie zivil die welt mittlerweile geworden ist. beckenbauer ist wohl der am meißten überschätzte rassenplatzmarschal, derwall der am meißten unterschätzte.

  9. #9
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    @ nebulus:

    Ich wünschte Dir das geistige Profil eines Preußischen GFM' s. Dann würdest Du hier nicht solch' einen Stuß absondern!!!

    Über van Creveld in seiner Leistung als Historiker kann man jedoch durchaus geteilter Meinung sein. Ich ziehe andere Historiker vor!!!

    Henning


    R E N E G A T
    *
    "Was wir hier in diesem Land brauchen, sind mutige Bürger, die die roten Ratten dorthin jagen, wo sie hingehören - in ihre Löcher."
    Franz-Josef Strauß


  10. #10
    Mitglied
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    Standard AW: Rommel - der am meisten überbewertete Feldherr seit Alexander

    Zitat Zitat von Mauser98K Beitrag anzeigen
    Ist van Creveld lesenswert und vor allem, ist dieser viel zitierte israelische Militärhistoriker für mich als Obergefreiten a.D. mit militärisch-historischem Interesse überhaupt zu verstehen, oder sind seine Bücher rein wissenschaftlich?

    Ich habe Sunzi gelesen und von Clausewitz und Musashi angefangen.
    Van Creveld ist auf jeden Fall interessant. Vor allem sein Werk "Kampfkraft" ist lesenswert.
    "Ensinai aos vossos filhos o trabalho, ensinai às vossas filhas a modéstia, ensinai a todos a virtude da economia. E se não poderdes fazer deles santos, fazei ao menos deles cristãos"

    Salazar

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