Anbei eine Umfrage, ob Linkspartei und NPD in irgendeiner Form zusammenarbeiten sollen - Koalition, gemeinsame Aktionen, gemeinsame Ziele definieren.
Ist natürlich absurd und ich selbst werde deshalb erst einma nicht abstimmen. Ich will einfach wissen, was die anderen User von so einer Idee halten.
Aus meine - linken - Sicht ist natürlich die NPD selbst das größte Argument gegen eine Zusammenarbeit in IRGENDEINER Form: Sammelbecken gewalttätiger Extremisten, Hitleristen und Dritte-Reich-Nostalgiker. Radikalität und populistischen Proest würde ich ihr ebensowenig vorwerfen wie den permanenten Klau linker Argumente. Nur kann man bei einem gelegentlichen Blick auf die NPD-Homepage sehen, wie sich unter einer Schale bunten Protestes - Hartz IV, Umwelt, Jugend - ein tiefbrauner Kern verbirgt: Todesstrafe, Gebietsansprüche an Polen, Hetze gegen Afro-Deutsche (anlässlich eines Schwarzen in der Fußballnationalmannschaft).
So wären die Kameraden eigentlich abgegessen, nur sind da Aspekter, über die ich mir sehr unsicher bin - auch deshalb eine Umfrage, wo ich selbst vorerst nicht abstimme:
1. Die Argumente der Antifa "keinen Fußbreit für die Nazis" kann ich zwar gut nachvoillziehen. Nur stehen sie in keinem Widerspruch zu Sauerländers Argumenten, "das System" spiele Linke und Rechte gegeneinander aus. IMHO läuft es so in meiner Heimatregion: die Antifa plättet die Nazis, doch dabei werden Energien gebunden, die man eigentlich für den Kampf gegen das entsetzliche Treiben der vorgeblich "demokratischen" Parteien braucht. Damit sind wir bei
2. Linke bekämpfen NPD und co. weil sie ein Remake des Faschismus verhindern wollen. Isr auch richtig so und dass die Kameraden oft von Polizei eingerahmt demonstrieren müssen, tut mir nicht Leid. Aaaber den Faschismus, den die Linke "gegen Rechts" verhindern will, servieren ihr am Ende die vorgeblich "demokratischen" Parteien. Es war kein NPDler, der einen Freund von mir dazu zwingen wollte, auf einer Verkehrinsel Unkraut zu rupfen, sondern - richtig, das JobCenter :rolleyes: Führt sich die NPD so auf, wie sie nun einam ist, bekommt sie Gegenwind - bei "demokratischen" Parteien werden vergleichbare Schweinereien apathisch hingenommen.
3. Als die NPD in den sächsischen Landtag einzog, veranstalteten alle anderen Parteien einschließlich der PDS eine auf die Dritte-Reich-Nostalgie gemünzte "Gedenkveranstaltung". Später las ich dann in diesem Forum, wie NPD-Anhänger gegen die "Mauermörder" der PDS hetzten und sich sächsische NPD-Abgeordnete bei der CDU als Warner vor der "SED-Nachfolgepartei" PDS einschleimten.
Sorry, aber wenn sich PDS und NPD a. gegenseitig eines auf die Mütze hauen b. jede zu den Etablierten rennt und vor der anderen warnt, lachen sich die Etablierten doch nur über beide kaputt. Damit sind wir bei
4. Als Linker, Linkspartei-Wähler, nützt es gegenüber "dem System" herzlich wenig, den Kameraden etwa beim Umgang mit Einwanderern oder Drittem Reich zumindest verbal eines auf die Glatze zu geben. Trotzdem wird die Linkspartei von einschlägigen bürgerlichen Kreisen entweder mit der SED oder - richtig - mit der NPD gleichgesetzt. Distanz und Distanzierung zur NPD - ja. Aber ich bin es leid, mich dabei einem System andienen zu wollen, das für meine Vorstellungen von einer lebenswerten Welt auch nichts übrig hat und mich am Ende mit eben jener NPD gleichsetzt.
5. Viele werden argumentieren, dass man - abgesehen von den inhaltlichen Unvereinbarkeiten - mit so einer Diskussion nur eine braune Kleinpartei aufwertet. Ist noch nachvollziehbar. Aber nicht nachvollziehbar ist, wie die Linke in den eigenen Reihen organisatorische Befindlichenkeiten und Eitelkeiten pflegt. Da jammern WASGler über den Verlust ihrer Identität beim Zusammengehen mit der PDS - als ob die WASG eine andere "Identität" zu verlieren hat, als bei dem meisten Wahlen unter 5 Prozent geblieben zu sein.
6. Ich erlebe es an mir selbst und sehe es auch bei anderen Linken - die das nicht gern zugeben - dass die NPD irgendwie Thema ist. Nicht aufgrund ihrer Ideologie oder ihrer im Grunde peinlichen Existenz als randständigen Teil des BRD-Parteiensystems. Sondern ausschließlich wegen: Protest - Radikalität - Skandal! Wenn nicht mit der NPD, sollte die Linke das ohne die NPD wieder mehr in den Vordergrund rücken. Aber realiter schafft die NPD das auch nicht, ihre Scheinerfolge in Berlin haben allenfalls zu mehr Intoleranz geführt.
Damit sind wir bei
7. Ich nehem politische Parteien nicht sehr ernst. Sie haben nichts zu entscheiden, sondern nur die Politik einer menschenverachtenden Oligarchie umzusetzen. Dafür "geht man in eine Partei" - um Karriere zu machen, vom Proletensohn zum Gasprom-Aufsichtsrat zu werden und sich dabei der Bourgeoisie als zuverlässiger Diener zu zeigen.
Wenn eine oder zwei Parteien, die so gut zusammenpassen wie Kater Garfield und Nachbars brauner Pitbull, dazu dienen, diese auf subtile Weise immer entsetzlicheren Verhältnisse aufzubrechen, ist das für mich so, wie wenn man zwei Patronen abfeuert. Die Schüsse können treffen, man kann sich auch ins Knie schießen - um die Patronen ist es nicht sonderlich schade.
Der Skandal- und Protestfaktor von Rot-Braun ist für mich fast so etwas wie ein ziemlich verzweifelter Versuch, Apathie und Lähmung zu überwinden.