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Thema: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

  1. #1
    Mit Schattenhaushalt Benutzerbild von roxelena
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    Standard 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Am 21.02.1916 um 8:00 morgens feuert die deutsche artillerie aus 1500 Rohren gegen die Festungsanlagen von Verdun. nach 9 stündigem Trommelfeuer beginnt der Angriff auf Verdun der nach Meinung des generals falkenhayn die Entscheidung im Westen zugunsten Deutschlands bringen soll.
    Es war der Auftakt zu einer der grauenhaftesten Schlachten des WK1

    Folgende drei Fragen werden die Experten des Forums beantworten können

    1.Falkenhayn wollte Verdun garnicht erobern sondern die französische Armee "ausbluten" lassen ?

    2. Hatte der deutsche Angriff überhaupt eine Chance Verdun zu nehmen?

    3. Angenommen Verdun wäre erobert worden, wäre das die Entscheidung zu Gunsten des Deutschen Kaiserreichs gewesen?

  2. #2
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Zitat Zitat von roxalena Beitrag anzeigen
    1.Falkenhayn wollte Verdun garnicht erobern sondern die französische Armee "ausbluten" lassen ?
    Ja und Nein. Er prägte das Wort von der "Blutpumpe", die er dem französischen Heer anlegen wolle. In einer Denkschrift Falkenhayns:

    "Es wurde bereits betont, dass Frankreich in seinen Leistungen bis nahe an die Grenzen des noch Erträglichen gelangt ist. Gelingt es, seinem Volk klar vor Augen zu führen, daß es militärisch nichts mehr zu hoffen hat, dann wird die Grenze überschritten. Das zweifelhaft und über unsere Kraft gehende Mittel des Massendurchbruchs ist dazu nicht nötig. Auch mit beschränkten Kräften kann dem Zweck voraussichtlich Genüge getan werden. Hinter dem französischen Abschnitt der Westfront gibt es in Reichweite Ziele, für deren Behauptung die französische Führung gezwungen ist, den letzten Mann einzusetzen. Tut sie es, so werden sich Frankreichs Kräfte verbluten, da es ein Ausweichen nicht mehr gibt, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Tut sie es nicht und fällt das Ziel in unsere Hände, dann wird die moralische Wirkung in Frankreich ungeheuer sein."
    (zit. nach Heydecker, Der große Krieg, S. 286)

    Man sieht also, dass man auf jeden Fall mit einem Erfolg der Aktion rechnete - ob Einnahme oder nicht.

    Zitat Zitat von roxalena Beitrag anzeigen
    2. Hatte der deutsche Angriff überhaupt eine Chance Verdun zu nehmen?
    Meiner Meinung nach nicht. Warum sollte der Angriff auf den stärksten Punkt der französischen Front zu einem Ausbluten der Franzosen, aber nicht der Deutschen führen? Dafür sehe ich keinen Anhaltspunkt. Die Franzosen verloren bei der Schlacht um Verdun zwar etwas mehr Soldaten als die Deutschen, aber von einer Blutpumpe kann keine Rede sein. Auch bei Falkenhayns Generalen war der Plan nicht unumstritten. Kronprinz Rupprecht von Bayern:

    "Unser Angriff auf Verdun dürfte im Falle des Gelingens kaum mehr als einen moralischen Erfolg erzielen. Er ist meines Erachtens eine Kraftvergeudung."
    (Heydecker, ebenda)

    Die Idee war schlecht gedacht und wurde schlecht ausgeführt. Falkenhayn wurde nach Hunderttausenden Verlusten auch folgerichtig durch die "Wunderwaffe" Ludendorff/Hindenburg, die "Helden von Tannenberg" ersetzt. Eine Offensive im Osten oder der Vorschlag der österreichischen Generalstabschef Hötzendorf, die italienischen Truppen mit deutscher Unterstützung zu schlagen, wäre da erfolgreicher gewesen.

    Zitat Zitat von roxalena Beitrag anzeigen
    3. Angenommen Verdun wäre erobert worden, wäre das die Entscheidung zu Gunsten des Deutschen Kaiserreichs gewesen?
    Schwer zu sagen. Die deutschen Truppen hätten dadurch auf jeden Fall einen bedeutenden taktischen Erfolg erzielt - die Frage ist allerdings, unter welchen Verlusten. Kriegsentscheidend wäre eine Eroberung Verduns meines Erachtens nach aber nicht gewesen.
    Sei es, wie es sei: Verdun wurde zum Trauma einer ganzen Generation. Ganze Divisionen an "Menschenmaterial" wurden auf beiden Seiten verheizt und der Krieg erlangte endgültig eine fast industrielle Vernichtungskomponente.
    Geändert von Meister Lampe (20.02.2007 um 22:23 Uhr) Grund: TF
    We are bringing you all the evidence, based only on the secret testimony, of the miserable souls, who survived this terrifying ordeal. The incidents, the places. My friend, we cannot keep this a secret any longer. Let us punish the guilty. Let us reward the innocent. My friend, can your heart stand the shocking facts of grave robbers from outer space?
    Criswell, Plan 9 from outer Space

  3. #3
    Orthodox Benutzerbild von Ausonius
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    1.Falkenhayn wollte Verdun garnicht erobern sondern die französische Armee "ausbluten" lassen ?
    Ja, das ist ungefähr richtig - obwohl angemerkt werden muss, dass Falkenhayn sehr wohl Verdun erobern wollte. Für seine "Ermattungsstrategie" galt Falkenhayn hinterher als eiskalter Schlächter, doch dies wird der damaligen Situation nicht gerecht. Der Stellungskrieg hinterließ die Strategen auf allen Seiten ratlos. Taktisch hatte sich - wegen der modernen Artillerie und der großen Bedeutung des Maschinengewehrs auf dem Schlachtfeld - eine Situation entwickelt, die den Verteidiger sehr stark begünstigte. Falkenhayn hatte dies erkannt und noch im Jahr 1914 angeregt, Friedensverhandlungen zu beginnen - dies wurde abgelehnt. Für den militärischen Sieg gab es nun zwei Optionen - einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen oder dem Gegner unmäßige Verluste zuzufügen - eben das "Ausbluten". Falkenhayn hat nicht unmoralischer gehandelt als andere Generäle. Dass die erste Option im Stellungskrieg genauso verheerende Optionen haben, zeigte auf britischer Seite die Sommeschlacht im gleichen Jahr.

    2. Hatte der deutsche Angriff überhaupt eine Chance Verdun zu nehmen?
    Das ist eine interessante Frage. Im Grunde hat keine einzige Offensive an der Westfront - ob auf deutscher oder alliierter Seite - ihre operativen Ziele erreicht.
    Doch lässt sich für die Verdun-Schlacht immerhin sagen, dass Falkenhayn insofern zu vorsichtig war, als dass er seine Truppen nicht von beiden Seiten der Maas angreifen ließ. Das wäre wahrscheinlich doch möglich gewesen. Denn der deutsche Angriff - das lässt sich sagen - hatte zu Beginn viel Wucht. Hätten beide Flügel angegriffen, so wäre es viel schwerer für die Franzosen gewesen, Nachschub nach Verdun zu bringen, was der entscheidende Faktor für ihren schlussendlichen Erfolg war.

    3. Angenommen Verdun wäre erobert worden, wäre das die Entscheidung zu Gunsten des Deutschen Kaiserreichs gewesen?

    Das ist natürlich recht spekulativ. Ich glaube aber nicht, dass durch eine Einnahme von Verdun die Entscheidung gefallen wäre. Es wäre einer der Eckpfeiler der Maginot-Linie gefallen, mehr nicht. Durch einen derat örtlichen Durchbruch hätte aber m.E. nicht verhindert werden können, dass sich die Franzosen wieder hätten sammeln und eine neue Front weiter südlich formieren können. Einer der Phänomene des Stellungskrieges war, dass er "geländeunabhängig" war - die Front saß im Flachland genauso fest wie in den Gebirgszügen - auf die starken Festungen kam es auch nicht mehr an.

  4. #4
    Selberdenker Benutzerbild von FranzKonz
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Zitat Zitat von Ausonius Beitrag anzeigen
    Es wäre einer der Eckpfeiler der Maginot-Linie gefallen, mehr nicht.
    Die Maginotlinie wurde erst nach dem 1. Weltkrieg erbaut.
    „Die Windflügel sind Sakralbauten für ein neues Glaubensbekenntnis.“ (Hans-Werner Sinn)

  5. #5
    Orthodox Benutzerbild von Ausonius
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Stimmt, ist richtig.

  6. #6
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    1.In erster Linie wollte er es erobern, da das nicht klappte: ausbluten lassen.
    2.Falkenhayn wante eine neue Taktik an: Kurzes massives Artilleriefeuer, dann Angriff mit den besten Soldaten, den Sturmtruppen.
    3.Verdun war der Stolz der französischen Armee, wäre das Fort gefallen hätte das schwere Folgen für die eh schon schlechte Moral der Franzosen gehabt.
    Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung!
    Oscar Wilde

  7. #7
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Wenn man sich den Frontverlauf ansieht, dann bemerkt man, daß es für die Franzosen am besten gewesen wäre, Verdun zu räumen. Verdun war von drei Seiten von den deutschen Truppen umzingelt, lediglich von der vierten Seite her konnte Nachschub herangeführt werden. Eine Räumung hätte ihnen eine bedeutende Frontverkürzung und damit Kraftersparnis ermöglicht. Es ging aber ums Prestige. Verdun sollte um jeden Preis gehalten werden. Insofern war Falkenhayns Kalkül nicht schlecht.
    Das Problem war, daß die Schlacht eine Eigendynamik gewann, die deutschen lokalen Armeeführer nun um jeden Preis versuchten, Verdun einzunehmen. Über den operativen Grundgedanken waren sie gar nicht informiert. Dabei hätte die Einnahme von Verdun den Franzosen lediglich besagte Frontverkürzung beschert.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
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  8. #8
    Orthodox Benutzerbild von Ausonius
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Wenn man sich den Frontverlauf ansieht, dann bemerkt man, daß es für die Franzosen am besten gewesen wäre, Verdun zu räumen. Verdun war von drei Seiten von den deutschen Truppen umzingelt, lediglich von der vierten Seite her konnte Nachschub herangeführt werden.
    Aber die entscheidende Chance, den Sack ganz zu schließen, wurde von den Deutschen in den Anfangstagen der Schlacht verpasst. Und danach ging das ganze den Weg wie die meisten anderen Schlachten im Ersten Weltkrieg...

  9. #9
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Zitat Zitat von roxelena Beitrag anzeigen
    Am 21.02.1916 um 8:00 morgens feuert die deutsche artillerie aus 1500 Rohren gegen die Festungsanlagen von Verdun. nach 9 stündigem Trommelfeuer beginnt der Angriff auf Verdun der nach Meinung des generals falkenhayn die Entscheidung im Westen zugunsten Deutschlands bringen soll.
    Es war der Auftakt zu einer der grauenhaftesten Schlachten des WK1

    Folgende drei Fragen werden die Experten des Forums beantworten können

    1.Falkenhayn wollte Verdun garnicht erobern sondern die französische Armee "ausbluten" lassen ?

    2. Hatte der deutsche Angriff überhaupt eine Chance Verdun zu nehmen?

    3. Angenommen Verdun wäre erobert worden, wäre das die Entscheidung zu Gunsten des Deutschen Kaiserreichs gewesen?
    1. Richtig. Nur ein Fehlschlag, da die deutsche Armee fast eben soviele soldaten verloren hatte.

    2. Nicht wirklich. Die deutschen Truppen waren zahlenmäßig spürbar unterlegen. Und der Überraschungseffekt hält nur kurz.

    3. Nicht im geringsten. Die Eroberung dieser Festung, hätte nichts entschieden.

  10. #10
    Legendärer Antiker Vogel Benutzerbild von leuchtender Phönix
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    Standard AW: 21.2.1916: Die Schlacht von Verdun

    Zitat Zitat von Mark Mallokent Beitrag anzeigen
    Wenn man sich den Frontverlauf ansieht, dann bemerkt man, daß es für die Franzosen am besten gewesen wäre, Verdun zu räumen. Verdun war von drei Seiten von den deutschen Truppen umzingelt, lediglich von der vierten Seite her konnte Nachschub herangeführt werden. Eine Räumung hätte ihnen eine bedeutende Frontverkürzung und damit Kraftersparnis ermöglicht. Es ging aber ums Prestige. Verdun sollte um jeden Preis gehalten werden. Insofern war Falkenhayns Kalkül nicht schlecht.
    Das Problem war, daß die Schlacht eine Eigendynamik gewann, die deutschen lokalen Armeeführer nun um jeden Preis versuchten, Verdun einzunehmen. Über den operativen Grundgedanken waren sie gar nicht informiert. Dabei hätte die Einnahme von Verdun den Franzosen lediglich besagte Frontverkürzung beschert.
    Eine Frontverkürzung betrifft immer beide Seiten. Sie ist aber nur für den Verteidiger von Vorteil, weil es so nur wenige Schwachstellen in der Front gibt. Für den Angreifer von Vorteil, weil es viele stellen gibt, an denen man zuschlagen kann.

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