Für Marek Cichocki macht sich in Deutschland derzeit ein neues Geschichtsverständnis breit. Der europapolitische Berater des polnischen Präsidenten sieht darin ein Problem für die deutsch-polnischen Beziehungen: „Die Darstellung der deutschen Geschichte verschiebt sich von einer kollektiven Betrachtung hin zu den individuellen Schicksalen.“ Dabei komme der historische Zusammenhang zu kurz, es würden deutsche Opfer gezeigt, ohne den geschichtlichen Kontext einzubeziehen. „Das sind natürlich alles schreckliche Schicksale, aber keine nationale Tragödie“, so Cichocki. Er sehe in Deutschland „eine gewisse Müdigkeit, sich mit den Schattenseiten der deutschen Geschichte auseinander zu setzen“, kritisiert er. Stattdessen dominierten Aussagen wie „Wir sind gut“ oder „Man kann die Deutschen gerne haben“. Dies sei ein „beunruhigendes Phänomen“, findet Cichochki. Er frage sich, ob in einer Situation, in der die letzten Überlebenden der Tragödie stürben und eine neue Generation heranwachse, die richtigen Lehren aus dem zweiten Weltkrieg gezogen würden. „Ist denn eine Komödie über Hitler der richtige Beitrag zu den Lehren aus dieser Zeit?“, fragt er. Die Interpretation der Geschichte sei nicht beliebig und dürfe nicht relativiert werden, fordert Cichocki.Marek Cichocki