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Auszug:
Der Hintergrund für diese Glücks- und Unglücksbilder ist das urdeutsche Erbe der Romantik. Das wagnerianische Pathos, das Schwärmen und Verklären, die Bereitschaft, »Schicksal« als Weltprinzip anzuerkennen – inklusive des dunklen Schattens der Untergangs-Faszination –, zieht eine breite Spur durch die deutsche Kulturgeschichte. Während sich überall im Europa des 18. Jahrhunderts die ersten Nationen formten, zuerst geistig-kulturell, dann auch politisch, immer verbunden mit einem gewissen Stolz und einer »großen Story« (die Portugiesen und Spanier als Weltumsegler, die Briten als erfolgreiche Händler und Erfinder, Franzosen als Revolutionäre, Schweizer als Demokraten usw.), herrschte im Herzen Europas Chaos und Kleinstaaterei. Als Folge zogen sich die Geistesschaffenden in die heroische Innerlichkeit zurück – Heine, Goethe, Novalis, Nietzsche, Hesse, Mann. Die wichtigsten deutschen Denker waren Emigranten und Dissidenten! Als dann die deutsche Nation endlich entstand, musste sie ihre Ideale bald wieder in den Schützengräben und in Auschwitz verloren geben.
Was denkt Ihr darüber?