Guter Terrorist - böser Terrorist -
oder die Ambivalenz der CDU zum Terrorismus
Man möge mich berichtigen, aber die bürgerlich-liberale Ideologie geht ihrer Selbstdarstellung nach zu urteilen von dem an sich fortschrittlich-zivilisatorischen Grundsatz aus, daß die Menschenrechte unteilbar sind. Genauso wird es sich auch mit der Betrachtungsweise des Terrorismus verhalten. Ein Terrorakt ist ein Terrorakt ist ein Terrorakt!Heuchelei ist ein moralisch negativ besetztes Verhalten. Sie äußert sich im Gegensatz zwischen dem von einer Person zur Schau getragenen Bild ihrer selbst und der Realität.
Heuchelei dient der Manipulation anderer Menschen oder dem Aufrechterhalten eines positiven Selbstbildes bei anderen oder sich selbst.
Ende April (24. - 26.04 2007) wird in Berlin wieder eine von diesen unsäglichen Anti-Kuba-Konferenzen stattfinden. An und für sich ist diese Tatsache nicht wert, großartig erwähnt zu werden - die Hunde werden wieder bellen, doch die Karawane wird weiterziehen.
Interessant ist dieses Vorhaben jedoch aus zweierlei Hinsicht:
1.) im Kontext zur aktuell stattfindenen RAF-Debatte über den Umgang mit ihren ehemaligen Aktivisten (Klar, Mohnhaupt),
2.) und im Kontext zur Gästeliste dieser von der regierungsnahen "Konrad-Adenauer-Stiftung" stattfindenen Veranstaltung.
Wer steht auf dieser Gästeliste? Der Hauptteilnehmer dieses heuchlerischen Theaters wird kein geringerer als Carlos Alberto Montaner sein.
Wer ist dieser Carlos Alberto Montaner? Er ist einer der führenden Anti-Castro-Ideologen von Miami.
An einem Sonnabendmittag des 24.Dezembers 1960 besuchten viele Kubaner - so kurz vor Weihnachten - das Kaufhaus "Flogar" in Havanna. Juan René Maragosa, 13 Jahre alt, verließ mit seiner Schwester Marta und seiner Mutter die Caféteria, als eine heftige Explosion sie alle gewaltsam zu Boden warf. Nach einer Weile, als die Sicht wieder einigermaßen klarer wurde, sahen sie viele andere verletzte Menschen, die auf dem Boden lagen, darunter auch die fünfjährige Olga und die 14-jahrige Marta Borroto. Juan René, selbst blutüberströmt, erhielt noch im Kaufhaus Erste Hilfe und wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht, wo ihm die Ärzte das Leben retteten.
Die Ermittlungen der kubanischen Sicherheitsbehörden ergaben schon nach kurzer Zeit, daß es wieder eine Bombe gewesen ist, die aus Sprenggelantine bestand, welche vom US-Geheimdienst ins Land geschmuggelt wurde. Immerhin waren die Terrorbanden zwei Jahre nach dem Sieg der kubanischen Revolution und vier Monate nach der gescheiterten Schweinebuchtinvasion zu jener Zeit äußerst aktiv. Die Draht-und Strippenzieher sowie Geld-und Materialgeber dieser Banden saßen in Miami, dem Schmelztigel der antikubanischen Bewegung.
Zwei Tage nach diesem schrecklichen Anschlag, der ausschließlich Zivilisten traf, gelang es den kubanischen Behörden, den Ring auszuheben, der seit einiger Weile Bomben in Einkaufszentren legte. Innerhalb weniger Stunden wurden 17 Terroristen verhaftet, zumeist in ihren Wohnungen, in denen man umfangreiche Mengen an Sprengstoff, Waffen und anderes Material zur Herstellung dieser Dinge fand.
Einer der Verdächtigen war der Ehrengast der Konrad-Adenauer-Stiftung Carlos Alberto Montaner Suris. In dessen Wohnung wurden "eine Segeltuchtasche mit vier Zündkapseln, einer Rolle Zündschnur, einer Flasche mit drei Stangen roten Phosphors, zwei Rollen Band und vier Katuschen mit Munition" beschlagnahmt. Montaner hatte über die Bewegung zur "Revolutionären Umkehr" schon mannigfaltige Beziehungen zur CIA.
In den Wohungen seiner Komplizen Alfredo Carrión und Manuel Nestor Pinango Perez, zwei der Bandenchefs, fanden die kubanischen Behörden der Spionageabwehr eine "Maschinenpistole und zwei Revolver". Schlußendlich wurde die direkte Verbindung zum Terroranschlag auf das Kaufhaus offensichtlich.
Montanas Komplizen wurden ob der erdrückenden Beweislast angeklagt und verurteilt, während Montana aufgrund seines Alters (er war damals 17) in ein Jugendgefängnis verfrachtet wurde, von wo aus er ein paar Monate später fliehen konnte. Er entkam in eine lateinamerikanische Botschaft, in der er schon erwartet wurde, um anschließend mit sicheren Geleit in die USA zu flüchten.
Schon zwei Monate später bestätigte Montana in einem Interview dem Journalisten Angel de Jesus Pinera vom Magazin "Avance", daß er zur Terrororganisation "Frente Revolucionario Democratico" - eine der CIA untergeordnete Vereinigung - gehörte. Und er offenbarte auch, daß er und Carrion "Mitglieder der nationalen Führung für Aktionen und Sabotage" waren.
Doch damit war seine Karriere als Terrorist keinesfalls beendet. So half er im Juli 1973 auf Anweisung der CIA, dem international gesuchten Terroristen Juan Felipe de la Cruz nach Spanien einzureisen und heimlich die Grenze nach Frankreich zu überschreiten, um einen Anschlag auf die kubanische Botschaft in Paris zu planen und durchzuführen - einen ähnlichen wie im Jahr zuvor in Montreal, bei dem der kubanische Diplomat Sergio Pérez Castillo ums Leben kam. Der Anschlag in Paris kam glücklicherweise nicht zustande, da de la Cruz starb, als seine Bombe in einem Pariser Vorort vorzeitig explodierte.
Bekannt sind Montaners enge Beziehungen zu solch Terroristen wie [Links nur für registrierte Nutzer] und [Links nur für registrierte Nutzer].
Die junge Welt schrieb am 28.März 2007: "Montaner wird auf der Konferenz von Berlin, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung mit finanzieller Unterstützung aus Washington veranstaltet wird, von einigen anderen CIA-Kollaborateuren mit terroristischer Vergangenheit begleitet. Mehrere identische Veranstaltungen mit dem Ziel, die öffentliche Meinung in Europa zugunsten der annexionistischen Interessen der Vereinigten Staaten zu beeinflussen, haben in der Vergangenheit stattgefunden, wie in Prag, Rom und Madrid. Der Aufruf zu dieser Konferenz kommt aus den Büros von »People in Need« (PIN) in Prag. Diese Pseudo-NGO ist neben »Reporter ohne Grenzen« im »Bush-Plan« zur Annexion Kubas als Achse der Desinformationskampagne in »Drittländern« vorgesehen."
Um auf die Eingangsfrage nochmal zurückzukommen: Sind die Menschenrechte nun unteilbar oder nicht? Ist Terror gleich Terror oder nicht?
Es sei daran erinnert, daß auf das Konto der RAF nicht ein einziger Zivilist, geschweige denn unschuldige Frauen und Kinder, gingen.
Wie unterträglich ist diese Heuchelei, einerseits Terroristen wie Montaner als "Ehrengast" einzuladen, andererseits rechtskräftig Verurteilte RAF-Aktivisten, die nach deutschem Rechtssystem ihre Strafe abgesessen haben, im Nachhinein noch mit Schimpf und Schande zu überziehen, obwohl ihre Taten, gemessen am feigen Morden eines Herrn Montana, Orlando Bosch oder gar Posada Carilles, wie Dumme-Jungen-Streiche aussehen, ohne jetzt deren Taten gutzuheißen. Deshalb bitte ich, diese, zugegeben, provokante Relativierung nicht mißzuverstehen.
Man muß kein Freund der sozialistischen Republik Kuba sein, auch kein Freund der Revolution oder gar Fidels. Jedoch zeigt diese Doppelmoral vor allem eines: Jedwede Empörung über den Terrorismus muß zwangsläufig Heuchelei sein, wenn man solchen Männern wie Montaner auf einer gemeinsamen Konferenz die Hand reicht. Einerseits Kuba Menschenrechtsverletzungen vorwerfen, andererseits mit Terroristen, die auch nach deutscher Rechtssprechung und juristischer Definition als solche zu bezeichnen sind, gemeinsame Sache machen. Die Glaubwürdigkeit der CDU/CSU und all ihrer Geiferer, die ihre Empörung über Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt in jedes Medium kotzen müssen, kann tiefer gar nicht sinken. Das Gegenteil zu bahaupten ist schwerlich möglich.
Man muß sich entscheiden, welcher Moral man folgen will.