Castros Gedanken zur neuen US-Energiepolitik
Der kubanische Revolutionsführer, Commandante Castro, hat davor gewarnt, daß die "neue" Energiepolitik der USA 3,5 Milliarden Menschen zum Opfer fallen werden.
Linke Untergangslyrik, wird wahrscheinlich jetzt wieder gerufen - aber halt, hören wir uns an, worum es Fidel geht:
Auch RIA-Nowosti äußerte sich zu Castros Rede:Die Produktion von Brennstoff aus Mais, Zuckerrohr und Soja bedeute wegen der Lebensmittelknappheit den "frühen Tod für drei Milliarden Menschen auf der Welt", schrieb Castro (80). US-Präsident George W. Bush hatte das Projekt bei seiner Lateinamerikareise Mitte März vor allem mit dem brasilianischen Präsidenten Luis Ignazio Lula da Silva propagiert. Castro argumentierte: "Wenn man den armen Ländern Geld gibt, um Ethanol aus Mais oder einem anderen Lebensmittel herzustellen, dann wird kein Baum stehen bleiben, um die Menschheit vor dem Klimawandel zu schützen."[Links nur für registrierte Nutzer]
Hat Fidel recht? Ist sein Szenario glaubwürdig?MOSKAU, 04. April (RIA Novosti). Die Energiepolitik von US-Präsident George W. Bush, der für den Übergang zum Biokraftstoff aus Getreidekulturen plädiert, kann zu einem neuen Weltkrieg führen. Diese Meinung äußerte der kubanische Führer Fidel Castro in der Zeitung Granma.
"Der kolossale Kornverbrauch, der für die Herstellung von Biokraftstoff nötig ist, ganz zu schweigen von den Ölkulturen, wird den reichen Ländern nur helfen, weniger als 15 Prozent des Jahresverbrauchs ihrer unersättlichen Autos einzusparen", schreibt Castro in einem Artikel unter dem Titel "Internationalisierung des Genozids".
Laut dem kubanischen Führer wird der Übergang zum Biokraftstoff zu einer Katastrophe für die armen Länder. "Das Schlimmste, was passieren kann, ist der Beginn eines neuen Krieges um die Gas- und Ölvorräte, der die Menschheit an den Rand der völligen Vernichtung führen wird", schreibt Castro.
Die Investitionen in die Produktion von erneuerbaren Energiequellen gehören zu den Prioritäten der Bush-Administration. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium plant, 1,6 Milliarden Dollar in die Herstellung von Biokraftstoff zu investieren.
Auch dieses Interview stützt Castros These: [Links nur für registrierte Nutzer]Beispiel Bio-Kraftstoff. In asiatischen Tropenländern sind es Palmöl-Plantagen, in Deutschland Raps- und Maisäcker, die bereits ganze Landstriche beherrschen. Bei den Bio-Energien ist der Begriff "bio" nicht mit dem gleichnamigen Prädikat für den Öko-Landbau zu verwechseln, denn dieses gilt nur für den Anbau von Nahrungsmitteln. "Bio"-Treib- oder -Brennstoff hingegen wächst in intensiven Monokulturen, oft unter hohen Gaben von Pestiziden und Kunstdünger. Der massenhafte Anbau sei des Guten zu viel, warnen Ökologen.
Mittlerweile reifen in Deutschland auf fast 1,5 Millionen Hektar (13 Prozent der gesamten Ackerfläche) Energiepflanzen heran, auf gut zwei Drittel der Fläche allein Raps für Bio-Diesel. Das Umweltbundesamt rechnet überdies vor, dass das Rapsöl-Produkt keineswegs klimaneutral ist. Denn die Herstellung braucht fossile Energieträger, und beim Anbau werden Treibhausgase frei: Als Folge der Stickstoffdüngung entweicht Lachgas in die Atmosphäre - es ist ein 300-mal wirksameres Treibhausgas als das Kohlendioxid der fossilen Brennstoffe. Will man nur ein bis vier Prozent der Treibhausgas-Emissionen herkömmlicher Dieselfahrzeuge vermeiden, müsste auf der Hälfte der deutschen Ackerfläche in einer vierjährigen Fruchtfolge Raps wachsen.
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Erste Kraftwerke und Raffinerien entstehen in Europa, um den tropischen Energieträger zu vermarkten. Dies bringt Regenwaldschützer auf die Palme. Schon heute müssen jährlich etwa eine halbe Million Hektar Regenwald für die Anpflanzung der Öl-Plantagen weichen. Damit werden nicht nur wertvolle Lebensräume zerstört, sondern wird auch das Klima geschädigt - das es doch gerade zu beschützen gilt. Ökologe Succow rechnet vor: "Jede Tonne Palmöl vermeidet den Ausstoß von drei Tonnen Kohlendioxid (CO2) aus Mineralöl. Aber sie setzt gleichzeitig sieben bis elf Tonnen CO2 frei." Denn: Der Kohlenstoff war zuvor klimasicher im Regenwaldboden gespeichert. Doch die Anlage der Plantagen setzt Prozesse im Boden in Gang, bei denen CO2 entsteht und in die Atmosphäre aufsteigt.
"Wir brauchen dringend Anbaustandards, um zu verhindern, dass nach dem Soja-Boom nun auch noch die Palmöl-Plantagen den Regenwald in großem Umfang zerstören", mahnt auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), betont aber, dass diese Standards weltweit gültig sein müssen und deshalb Sache der Welthandelsorganisation WTO seien. Bislang ist die WTO nicht gerade dafür bekannt, strenge Umweltstandards auf dem Weltmarkt zu setzen, dient sie doch vornehmlich dem Freihandel. Bei der Biomasse-Euphorie könnte deshalb früher oder später gelten: Das Gegenteil von "gut" ist "gut gemeint".
Dabei ist es wenig tröstlich, dass dies nicht nur den Energiebereich betrifft. So wurde im Zug der Rinderwahn-Vorsorge die Verfütterung von Tiermehl komplett verboten, auch an Schweine und Hühner, die gar nicht an BSE erkranken. Der entstandene Eiweiß-Engpass wird vor allem durch erhöhte Soja-Importe ausgeglichen. Folge: In Lateinamerika verdrängen die Bohnen immer mehr Regenwald sowie Ureinwohner und Kleinbauern, die in und von diesen Wäldern leben. "Im Jahr 2000 kauften die ersten Großfarmer aus dem Süden etwas Land auf. Dann kamen immer mehr und verwandelten unsere Region nach und nach in eine Soja-Wüste", sagt der Kleinbauer Silvino Pimentel Vieira aus dem nordbrasilianischen Bundesstaat Pará. Trotz Gegenwehr verlor er seine 25 Hektar Land und damit die Lebensgrundlage.
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Ich hoffe mal, daß sich aus diesem Eingangsbeitrag eine sachliche und ideologiefreie Diskussion ergibt, die Fidels These entweder belegt oder widerlegt.