Es kommt immer auf die Definitionen an.
Was zurückgeht, sind die Auslandsschulden des Staates. Dies hat sich der Staat aber gerade mit den erwähnten Privatisierungen erkauft. Es sind also Schulden in Investitionen umgewandelt worden.
Das Ergebnis ist, dass zur Zeit schon die Hälfte des türkischen Bankensektors in ausländischer Hand sind. Fast zwei Drittel des Umsatzes der Istanbuler Börse gehen auf das Konto von ausländischen Käufern und Verkäufern.
Gleichzeitig steigt der Verschuldungsgrad des privaten Sektors. Das spiegelt sich in der stark negativen Leistungsbilanz des Landes wider, deren Defizit im letzten Jahr ca. 7,5% des BIP betrug. Übrigens gelten türkische Anleihen derzeit als die Schwellenländeranleihen mit dem schlechtesten Risiko-Rendite-Verhältnis.
Schon mittelfristig ist dieser "Boom" nicht zu halten ohne Übetragungen von außen, die man ja von der EU erwartet. Es ist neben der allgemeinen Sorglosigkeit an den Kapitalmärkten der erwartete EU-Beitritt, der die "Profis" bisher motiviert hat. Warum ist gerade Großbritannien so vehement für den Beitritt der Türkei? Stichwort: Londoner City. Ohne den Beitritt könnten die Investoren in Schwierigkeiten kommen.
Grundsätzlich ist das Wachstumspotential aber begrenzt. Die Reformen seit 2001 haben Hemmnisse beseitigt, die für ein paar Jahre zu einem hohen Wachstum geführt haben. Es fehlt der Türkei aber eine technologiebasierte Industrie, Forschung und Entwicklung existieren nicht. Die Auslandsinvestitionen sind nur "verlängerte Werkbänke". Die Türkei wird - mit EU-Hilfe- etwa das Niveau von Portugal erreichen, mehr aber nicht.
Nicht so analytisch, und mit weniger Fachwissen wurde das hier schon erwähnt(im Forum an anderer Stelle), aber die überwiegenden türkischen Forumsuser scheinen dies nicht zu verstehen
PS: Mal eine Frage an die türksichen Forumsuser:
Welche euer Banken steht eigentlich noch zum Verkauf an?
:cool2:
„Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, doch dem Volke zum Spott! Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!“
(Theodor Körner 1791-1813)
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