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Thema: Totalitäre Diktaturen

  1. #1
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    Standard Totalitäre Diktaturen

    Würden Sie gern in einer totalitären Diktatur leben?

    Die Meisten antworten wohl spontan mit "Nein.". Fragte man sie aber, was denn eine totalitäre Diktatur ist, kämen wohl Beispiele wie Faschismus und Kommunismus oder "Drittes Reich" und DDR oder ein paar angebliche Merkmale wie Unfreiheit, Überwachung, "Gleichschaltung" oder Ähnliches. Kaum jemand weiß, was die Begriffe totalitär und Diktatur bedeuten oder würde sie gar mit der BRD in Verbindung bringen.

    Betrachten wir doch einmal die Begriffe.

    Totalitär bedeutet entgegen allen gräßlichen emotionslastigen Vorurteilen nur: alle Lebensbereiche beeinflussend. Nun, das ist bekanntlich in jeder Gesellschaft der Fall, deren Angehörige sich Regeln des Zusammenlebens geben. Die Frage ist nur, mit welchem Interesse alle Lebensbereiche beeinflußt werden: Im Interesse der Profitmaximierung wie im Kapitalismus oder im Interesse der Bedürfnisbefriedigung Aller wie im Sozialismus?

    Diktatur bedeutet unbeschränkte Herrschaft einer Person oder Gruppe. Was natürlich gleichzeitig die Beherrschung aller anderen Personen und Gruppen in der betrachteten Gesellschaft beinhaltet. Nun wissen Viele, daß im Sozialismus die Diktatur des Proletariats besteht, also die Herrschaft der Mehrheit der in einer Gesellschaft Wertschöpfenden über Jene, welche sich an dieser Wertschöpfung (mittels Ausbeutung oder anderer Verbrechen) bereichern wollen. Kaum jemandem ist aber gleichermaßen bewußt, daß er derzeit unter der Diktatur der Bourgeoisie lebt, also der Herrschaft einer schmarotzerischen Minderheit über die wertschöpfende Mehrheit, verwirklicht und verschleiert durch den lobbygesteuerten scheindemokratischen Parlamentarismus.

    Selbstverständlich war auch der Faschismus mit seiner "nationalsozialistischen" Demagogie als eine Herrschaftsform im Kapitalismus eine totalitäre Diktatur der schmarotzerischen Minderheit über die wertschöpfende Mehrheit. Im Unterschied zum bürgerlichen Parlamentarismus ist der Faschismus die offen terroristischen Herrschaft unter Aufhebung aller bürgerlichen Rechte und demokratischen Elemente. Die ökonomische Grundlage der Gesellschaft und Herrschaft hingegen, das überwiegende Privateigentum an gesellschaftlichen Produktionsmitteln und das Ziel der Gesellschaft, die Profitmaximierung, bleiben bei verschiedenen kapitalistischen Herrschaftsformen bestehen. Die Gleichsetzung von Faschismus und Sozialismus als totalitäre Diktaturen ist ohnehin unsinnig, da der Faschismus eine Herrschaftsform bzw. Staatsform der Gesellschaftsordnung Kapitalismus ist, der Sozialismus hingegen eine Gesellschaftsordnung. Hier werden sozusagen Tulpen mit Laubbäumen gleichgesetzt, anstatt Tulpen mit Rosen und Laubbäume mit Nadelbäumen verglichen.

    Kapitalismus und Sozialismus sind beide totalitäre Diktaturen. Der entscheidende Unterschied besteht darin, wer sie über wen ausübt: Die schmarotzerische Minderheit über die wertschöpfende Mehrheit oder die wertschöpfende Mehrheit über Möchtegernschmarotzer und andere Feinde der gemeinschaftlichen Interessen. Die Frage, ob Jemand in einer totalitären Diktatur leben möchte, ist also völlig irrelevant, da derzeit - außer in einigen winzigen und gesellschaftlich weitgehend isolierten Ur- und Stammesgesellschaften - nur totalitäre Diktaturen möglich sind.

    Der einzige ferne Ausweg ist die Errichtung des Kommunismus, in welchem nach der Übergangsgesellschaft Sozialismus Staat und Klassen abgestorben sind. Mit Klassen und Staat verschwindet natürlich auch die Diktatur. Allerdings werden auch im Kommunismus gesellschaftliche Verhaltensregeln bestehen, welche alle Lebensbereiche beeinflussen. Der Kommunismus bleibt also totalitär. Nur daß dieser Einfluß nicht von einer Person oder Gruppe allen Anderen aufgezwungen wird, sondern die freie bewußte Entscheidung jedes Einzelnen sein wird.

    Ich kann also klar sagen: Ich lebe ohnehin in einer totalitären Diktatur. Aber lieber in einer, in der die Mehrheit herrscht, zu der ich gehöre, der sozialistischen. Und welche die Vorstufe zur Aufhebung der Diktatur und zur gesellschaftlichen Organisation aufgrund freier bewußter Entscheidung jedes Einzelnen ist: zum Kommunismus.

  2. #2
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Ich bestreite, dass dies eine sinnvolle Verwendung des Totalitarismusbegriffes ist.
    Ein Adjektiv wie "totalitär" ist ja dazu da, einen Zustand von einem anderen abzugrenzen, also das Besondere festzuhalten, nicht das Allgemeine.
    Insofern scheint mir eine sinnvolle Verwendung dieses Begriffes nur dann gegeben, wenn er auf bloss einige Zustände angewandt wird, nicht auf alle abzüglich von ein, zwei Sonderfällen.

    Weiters möchte ich anmerken, dass sich der Sozialismus verschiedenartig ausprägen kann.
    Mehrheitsherrschaft zugunsten allgemeiner Bedürfnisbefriedigung sagt nur etwas über die Ziele aus, nicht über das jeweilige Sein.
    Will sagen: Eine "Diktatur des Proletariates" mag sich auf die Unterdrückung / Verhinderung von "Ausbeutung" und anderen (d.h. echten) Verbrechen beschränken - sie kann aber, rein technisch zumindest, auch dem Einzelnen gegenüber "totalitär" insofern wirken, als dass sie tatsächlich sein (vermutlich einziges!, das sollte immer bedacht werden) Leben gleichsam erdrückt mit dem Anspruch, er habe sich immer, überall, ständig einzufügen.

    mfg
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  3. #3
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ein Adjektiv wie "totalitär" ist ja dazu da, einen Zustand von einem anderen abzugrenzen, also das Besondere festzuhalten, nicht das Allgemeine.
    Insofern scheint mir eine sinnvolle Verwendung dieses Begriffes nur dann gegeben, wenn er auf bloss einige Zustände angewandt wird, nicht auf alle abzüglich von ein, zwei Sonderfällen.
    Seltsamerweise wird der "Vorwurf" des "Totalitarismus" ausgerechnet von den Ideologen des Systems erhoben, welches wesentlich stärkere Kontrolle über das Individuum ausübt als das, gegen welches sie ihn erheben. Das ist das uralte Haltet-den-Dieb-Prinzip. Funktioniert wunderbar, insbesondere, wenn man eine so geBILDete Bevölkerungsmehrheit vor sich hat wie in der BRD.

  4. #4
    sieht auf euch herab Benutzerbild von -jmw-
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von Schleifenträger Beitrag anzeigen
    Seltsamerweise wird der "Vorwurf" des "Totalitarismus" ausgerechnet von den Ideologen des Systems erhoben, welches wesentlich stärkere Kontrolle über das Individuum ausübt als das, gegen welches sie ihn erheben.
    "Kontrolle" ist ein relativer Begriff.

    Um zu sehen, wann sie wo stärker oder schwächer oder bloss anders war, müsste man ihn definieren, operationalisieren und die entsprechenden Systeme untersuchen.

    Das ist das uralte Haltet-den-Dieb-Prinzip. Funktioniert wunderbar
    Damit dürfte sich das "seltsamerweise" ja geklärt haben, nicht wahr?
    Es funktioniert halt.

    insbesondere, wenn man eine so geBILDete Bevölkerungsmehrheit vor sich hat wie in der BRD.
    Monopole, in diesem Falle das öffentliche Schulwesen, sind nunmal wenig geeignet, Güter und Leistungen, in diesem Falle aufgeklärte Bildung, fortwährend und hohem Niveau zu produzieren.


    mfg
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  5. #5
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Um zu sehen, wann sie wo stärker oder schwächer oder bloss anders war, müsste man ihn definieren, operationalisieren und die entsprechenden Systeme untersuchen.
    Nehmen wir einen der Lieblingsvorwürfe der Kapitalistenmedien: die Einschränkung der Reisemöglichkeiten in ein verfeindetes System.

    Die gleichen Personen, für deren "Reisefreiheit" (natürlich nur die gen Westen zählte) sich die Lakaien des Kapitals vehement einsetzten, bekommen heute von den gleichen Lakaien Hausarrest verpaßt, der von ARGEn Schnüfflern überwacht wird, oder werden kurzerhand gleich zur Zwangsarbeit verdonnert oder zu jeder, häufig nichtexistenzsichernden, Arbeit ohne irgendwelche Zumutbarkeitsgrenzen gezwungen.

  6. #6
    Ohneglied Benutzerbild von harlekina
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von Schleifenträger Beitrag anzeigen
    Nehmen wir einen der Lieblingsvorwürfe der Kapitalistenmedien: die Einschränkung der Reisemöglichkeiten in ein verfeindetes System.

    Die gleichen Personen, für deren "Reisefreiheit" (natürlich nur die gen Westen zählte) sich die Lakaien des Kapitals vehement einsetzten, bekommen heute von den gleichen Lakaien Hausarrest verpaßt, der von ARGEn Schnüfflern überwacht wird, oder werden kurzerhand gleich zur Zwangsarbeit verdonnert oder zu jeder, häufig nichtexistenzsichernden, Arbeit ohne irgendwelche Zumutbarkeitsgrenzen gezwungen.
    Du vergleichst Äpfel mit Birnen, wie immer. Bei der einen Sache geht es um die Freiheit, in dieses Land zu reisen, wohin ich will, um z. B. Urlaub zu machen oder Verwandte/Freunde zu besuchen, im anderen Fall geht es um die Verfügbarkeit im Falle einer angebotenen Arbeitsstätte oder Unterbindung einer Schwarzarbeit, welche einen um die Sozialleistungen bringen kann.

    In Memoriam
    Henning 1960 - 2010

  7. #7
    GESPERRT
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von harlekina Beitrag anzeigen
    Du vergleichst Äpfel mit Birnen, wie immer. Bei der einen Sache geht es um die Freiheit, in dieses Land zu reisen, wohin ich will, um z. B. Urlaub zu machen oder Verwandte/Freunde zu besuchen, im anderen Fall geht es um die Verfügbarkeit im Falle einer angebotenen Arbeitsstätte oder Unterbindung einer Schwarzarbeit, welche einen um die Sozialleistungen bringen kann.
    Tja, die in der DDR ausgebildeten Arbeiter sollten auch bloß für die (in diesem Falle sogar vorhandenen) Arbeitsstellen verfügbar sein.

    Aber Spaß beiseite: Freiheit ist also für Kapitalisten nur Freiheit, wenn sie ihre Interessen bedient? Das wußte ich auch schon, bevor Du mich auf die verschiedenen Arten von Freiheiten aufmerksam gemacht hast.

  8. #8
    Gegen Ausbeuterei Benutzerbild von Frei-denker
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Der Threadstarter versucht hier den Kommunismus als einzigen Ausweg aus unserem aktuellen System darzustellen, welches ein Machtkartell aus Arbeitgeberverbänden, Parteien und Medien ist.

    Unser aktuelles System taugt zwar nichts, doch ist der reale Kommunismus nur ein Äquivalent dazu. Da wird dann nur die scharotzende Unternehmerminderheit gegen eine Funktionärsminderheit ausgetauscht. Das bringt keinerlei Besserung.

    Das Volk wird erst dann frei sein, wenn es seine Selbstbestimmung in einer Direktdemokratie erringt.
    US-Hegemonie, Zionismus und international operierende Konzerne

    - der Faschismus unserer Zeit.

  9. #9
    Haßkrimineller Benutzerbild von wtf
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Ich dachte, bei dieser Überschrift würde Schleifentom etwas zu dem millionenfachen Massenmörder in seinem Avatar schreiben. Na gut, dazu fehlen DKP-Büttel wohl die Selbstreflektion.
    "When the people fear the government, that´s tyranny. When the government fears the people, that´s freedom." Thomas Jefferson

  10. #10
    GESPERRT
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    Standard AW: Totalitäre Diktaturen

    Zitat Zitat von Frei-denker Beitrag anzeigen
    Das Volk wird erst dann frei sein, wenn es seine Selbstbestimmung in einer Direktdemokratie erringt.
    Ja, und solange der Idealzustand nicht per Fingerschnippen (am Sankt-Nimmerleins-Tag) hergestellt werden kann, stolpern wir weiter von Krise zu Krise, Krieg zu Krieg und geben der Umwelt im Profitinteresse den Rest.

    Vielleicht solltest Du Dich spaßeshalber mal informieren, welchen Teil des Nationaleinkommens die "Funktionäre" beanspruchten bzw. wie sich ihre Einkommen zum Durchschnittseinkommen verhielten und mit dem Jetztzustand vergleichen.

    Zudem hast Du keine Ahnung von der Funktion der Kommunisten im Sozialismus, sonst würdest Du nicht so gedankenlos die Lügen Deiner Herren nachplappern.

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