Nach einer Untersuchung der Universität Potsdam haben Lehrer ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko. Eine Untersuchung im Zeitraum 1995 bis 1999 ergab, dass der Anteil an Personen mit Gesundheitsrisiken bei Lehrern mit 70 Prozent im Vergleich zu anderen psychosozialen Berufsgruppen überproportional hoch ist. Die Gründe hierfür reichten von Verausgabung bis Resignation.
40 Prozent der Lehrer passten in das Risikomuster A. Bei dieser Gruppe seien im Vergleich zu anderen die Bedeutsamkeit der Arbeit, die Bereitschaft zur Verausgabung und das Perfektionismusstreben am stärksten ausgeprägt. Sie könnten am schwersten Abstand zu den Berufsproblemen gewinnen. Die Gruppe habe ein erhöhtes Herz- Kreislauf-Risiko. 30 Prozent der Lehrer gehörten zur Risikogruppe B, in der die subjektive Bedeutsamkeit der Arbeit und beruflicher Ehrgeiz vergleichsweise gering ausgeprägt sei. "Resignation, Motivationseinschränkung, herabgesetzte Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen und negative Emotionen herrschen dagegen vor", heißt es. Insgesamt wurden 1.000 Lehrer und Studierende befragt.
Vor allem der Lärm, der in den Pausen mit bis zu 90 Dezibel weit über den Lärmschutzbestimmungen liege, mache den Lehrern zu schaffen. Auch der Dauerkontakt mit einzelnen, an Infektionen erkrankten Kindern verursache gesundheitliche Probleme. Als besonders alarmierend bezeichnete Hurrelmann die psychischen Belastungen, denen die Pädagogen ausgesetzt seien. "Die Lehrer stehen ständig unter hohem Zeitdruck, müssen sich pro Vormittag auf bis zu 150 Kinder einlassen und werden häufig mit der Aggressivität der Schüler konfrontiert", betonte der Gesundheitswissenschaftler. Hinzu komme das Fehlen von Erfolgserlebnissen und die permanente Angst, die Kontrolle über die Situation im Klassenzimmer zu verlieren.
Als Folge dieser Belastungen leiden nach den Worten Hurrelmanns immer mehr Lehrer unter Depressionen, Schuldgefühlen und Schlafstörungen. Auch der Missbrauch von Alkohol, Medikamenten und Drogen sei in Lehrerkreisen keine Seltenheit mehr. Hurrelmann kritisierte, dass im Unterschied zu anderen Betrieben in Schulen keine Ärzte für die Regelung von Arbeits- und Gesundheitsbedingungen zuständig seien. "Die Schule ist in Deutschland leider ein arztfreier Raum. Die Ärzte greifen erst dann ein, wenn es zu spät ist und eine Frühpensionierung wegen Depressionen, Burn-Out oder Alkoholismus nicht mehr vermeidbar ist", betonte er.