Ich habe mir den Mummenschanz im TV angetan.
Wie hier einige auf die Idee kommen, davon zu reden, daß unzählige Staatschefs anwesend waren, ist mir ein Rätsel. Ganze vier amtierende waren vor Ort - Putin, Luka, Nasarbajew und Köhler. Luka tat es wahrscheinlich auch nur aus Höflichkeit, Putin war Pflicht - bleiben zwei. Mager.
Auch die Massen, die zu Jelzin defilierten, waren wohl eher Wunschdenken. 25 000 Mann sollen es gewesen sein - Moskau allein zählt fast 11 Millonen Einwohner. Macht 0,25% - Massen sehen anders aus. Nunja, wer 2000 Demonstranten schon für Massendemos hält, der ist bei dieser Zahl natürlich ganz verzückt.
Das ganze war ein "Staatsbegräbnis" auf Spaarflamme. Keine Reden, keine Kränze - stattdessen 90 Minuten unerträgliches Gemurmel dieser muffigen Popen. Die Langeweile war den meisten im Gesicht abzulesen.
Auf dem Friedhof dagegen kam noch mal Schwung in die verfluchte Jelzinsippe, als zum Auftakt der schönen alten Hymne Kanonendonner die alte Witwe zusammenzucken ließ.
Es war so etwas wie eine historische Genugtunng, daß das letzte Lied, welches zu "Ehren" des teuren Toten gespielt wurde, ausgerechnete jenes war, welches er höchstpersönlich als Hymne abschaffte und gegen seine Wiedereinführung aufs heftigste protestierte! Quasi ein letzter Tritt in den Allerwertesten. Verdient hat er´s.
Rußlands Nemesis wurde heute zu Grabe getragen. Die Russen sind ein gutmütiges Volk, sie werden ihrem Boris Nikolajewitsch vergeben. Jetzt, wo er tot ist, darf man das. Es spielt sowieso keine Rolle mehr. Heute wurde auf dem Neu-Jungfrauen-Friedhof eines der düstersten Kapitel in der russischen Geschichte beendet. Möge es für alle Zeiten so bleiben.
"Широкий простор для мечты и для жизни
Грядущие нам открывают года.
Нам силу дает наша верность Отчизне.
Так было, так есть и так будет всегда!"
Geändert von Stechlin (25.04.2007 um 22:50 Uhr)
"Wir sind nicht in die Welt gekommen, um glücklich zu sein,
sondern um unsere Pflicht zu tun."
Otto von Bismarck. Schmied des Deutschen Reiches
schade eigentlich. Ich hätte etwas mehr Pietät erwartet, aber das geht wohl nicht.
statt Polemik - sachliche Vernunft
http://de.wikipedia.org/wiki/Weizenbier
Hunde sind gut fürs Selbstbewußsein, weil sie sich immer freuen, dich zu sehen.
Wilfred P. Lampton
So wie er mit seinem Volk umgegangen ist, war menschenverachtend. Alle Anspielungen darauf, dass es unter Jelzin angeblich eine Demokratie gegeben haben soll, halte ich für kindisch.
Jelzin schoss auf das Parlament aus Panzerkanonen.
Jelzin befand sich dann auch mit dem später gewählten Parlament auf Kriegsfuss.
Jelzin duldete nur Arschkriecher neben sich, keine starke Persönlichkeiten.
Wer verhalf Jelzin zur zweiten Amtszeit ausser seinen jüdischen Oligarchenfreunde? General Lebed war's. Kein sanfter Kerl, aber was soll's, wenn's um Russlands Thron geht. Lebed "vermachte" ihm seine knapp 15% Stimmen seiner Partei nach der Stichwahl, nach dem ihn Jelzin noch während der Wahlen zum Vorsitzenden des Sicherheitsrates ernannte. Beide sprachen von einer "Vereinbarung zwischen zwei Männer" für die künftige Zusammenarbeit.
Ein paar Monate nach der Wiederwahl schickte Jelzin seinen neuen Freund Lebed in die Wüste. Er hatte ihn nicht mehr nötig.
Wenn jemand stirbt, dann gibt es einmal die rein persönlichen und familiären Aspekte einerseits und andererseits - wenn es sich um einen Politiker handelt - um seine Politik.
Man sollte den Mann ruhen lassen, was wissen wir schon, wer ihn bezahlt oder gefördert hat, um diese "Rolle" zu spielen. Mach einen extra Strang auf, über "Jelzin´s Politik" dann kann da weiterdiskutiert werden.
statt Polemik - sachliche Vernunft
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