@ Praetorianer
Danke fuer die Antwort , ich gehe heute abend drauf ein .
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Weiter oben hatte ich behauptet , dass die numerische Dezimierung der nordamerikanischen Indianer zum groessten Teil auf ansteckte Krankheiten durch Kontakt mit Europaeern zurueck zu fuehren gewesen sei.
Ein tragisches Beispiel, was meine Behauptung unterstreicht, moege hier erwaehnt werden :
Am 26.August 1880 begann fuer zwei “Eskimo” Familien aus Hebron ,Labrador;Kanada , die Ueberseereise auf dem deutschen Schoner EISBAER nach Hamburg.
An Bord befanden sich Abraham Ulrikab ,35; seine Frau Ulrike ,24; deren beide Toechter Sara,4 ; Baby Maria und Ulrikes unverheirateter Neffe Tobias. Die anderen Familie bestand aus Vater Terrianiak , ~ 40 ; seine Frau Paingo , ~ 50 und ihre teenage Tochter Noggasak. Endziel der beiden Familien war der ‘Thierpark Karl Hagenbeck’, Neuer Pferdemarkt 13,in Hamburg . Die beiden ‘Indianer’ Familien sollten also zur Belustigung deutscher Zoobesucher dort buchstaeblich ausgestellt werden.
Mit an Bord befand sich der Norweger Adrian Jacobsen , Haendler in ‘ethonographischen’ Artikeln , also Felle,indianische Kunstschnitzereien und eben auch Menschen. Dieser Adrian Jacobsen hatte Reise und ein einjaehriges Schauspiel-Engagement mit dem Zoo Hagenbeck arrangiert.
Der EISBAER landete am 24.September in Hamburg . Die acht ‘Eskimos’ wurden sofort im Zoo Hagenbeck ausgestelt. Adrian Jacobsen jedoch begab sich sofort ins Krankenhaus dort , weil er waehrend der Ueberfahrt krank geworden ;den Aerzten verschwieg er dass die 8 ‘Indianer’ nicht gegen Pocken geimpft worden waren. In Hebron hatte es einfach keine Einrichtung dafuer gegeben .
Am 2.Oktober wurden die beiden Familien zum Berliner Zoo weiter transportiert und dort bis zum 14. November ausgestellt , danach gingen sie auf ‘Ausstellungstournee’ in Europa.
Schon einen Monat spaeter , am 14.Dezember starb Noggasak in Darmstadt kurz darauf ihre Mutter unter grossen Schmerzen in Krefeld gefolgt von der kleinen Sara.
Anfangs Januar 1881 starben 3 weitere ‘Eskimos’ im St. Louis Hospital in Paris , Terrianiak hatte solche grossen Schmerzen dass er um einen Strick bettelte an dem er sich aufhaengen koenne , Abraham starb am 13. Januar und seine Frau Ulrike als Letzte am 16. Januar 1881.
Abraham Ulrikab war natuerlich nicht das , was den Leuten vorgegaukelt wurde , er war sehr belesen, ein ausgezeichneter Violinspieler und hatte grosses Interesse und Lernbegierde darueber was im Rest der Welt so vor sich geht. Abraham ,seine Frau und Familie waren Christen er vor allem ein sehr ueberzeugter Christ. Das fuehrte manchmal zu Reibereien mit der anderen Familie , denn die waren Shamanen , Terrianiak praktizierte manchmal seine ‘Zaubereien’ , und Abraham mochte das nicht.
Abraham trug alle seine Erlebnisse in seiner Indianersprache in sein penibel gefuehrtes Tagebuch ein. Daheim in Hebron war er der Fuehrer der dort lebenden Inuit . In Hebron befand sich die Monravia Ministry , der schuldete Abraham 10 Pfund Sterling .Abraham dachte er koenne mit seinem europaeischem Engagement seine Schulden abbezahlen und zugleich die Welt auch noch sehen.
Doch schon in Berlin erkannte Abraham dass er einen grossen Fehler gemacht hatte. Allein schon der Laerm der Grosstadt stoerte sie, dann der kleine Tuempel dort im Zoo wo sie ihre Jagdkuenste mit Harpune und Kajak demonstrieren sollten war ein Jammer; sie mussten , gehen , sprechen und ab und zu auch wilde Gramassen machen und etwas schreien , Harpune werfen und eben alles ‘was sie so halt daheim auch machen’ .
Dennoch, die ‘Eskimos waren ein grosser Hit in Berlin, die Massen draengten sich nicht nur sie zu sehen sondern auch ihre kleinen Quartierhauschen anzuschauen , also da wo die Familien privat lebten.
Ulrike hatte ihr Haeuschen von innen verriegelt und alle Oeffnungen verstopft, so dass niemand reinschauen konnte, dennoch , die ueberenthusiastischen Berliner wollten immer noch rin kieeken. Ulrike nahm einfach ein Stueck Holz und schiebte die Gesichter aus dem Fenster , schrieb ihr Mann Abraham.
Der Tagebucheintrag vom 14.oder 15 Okt. 1880 beschreibt wie ihre Quartiere total von Besuchern verstopft waren , dies obwohl ordner ihr bestes versucht hatten die Besucher fernzuhalten. Also nahm Abraham seine Peitsche, die Groenlandharpune und ‘machte sich absichtlich schrecklich’ . Die Berliner flohen schnell ueber den Zaun, verstanden den Spass , lachten und bedankten sich auf herzlichste Weise bei Abraham.
Wie wir sehen, starben 8 Inuit in 1882 innerhalb fuenf Monate Aufenthalts in Europa.
Abrahams Tagebuch wurde von Mrs. Adrian Jacobsen der Monrovian Mission in Hebron zugeschickt .
100 Jahre spaeter wurde das Tagebuch von Abraham Ulrikab fuer ein Magazin zum kleinen Teil ins Englische uebersetzt , erst 2005 wurde es ganz ins Englische uebersetzt und kam als Buch heraus. “ The Diary Of Abraham Ulrikab” by University of Ottawa Press ; Canada.)
Die Monrovian Kirchenemeinde besteht noch immer unter heutigen Inuits.
Mit freundlichem Gruss ... Heinz
P.S.
Der Wikipedia Eintrag
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ist ein abgekuerzter Zeitungsartikel vom Aug. 17, 2005 der National Post. Mein Beitrag stammt aus der Zeitung..