Neuer Nachrichten-Riese - Thomson übernimmt Reuters
Von Henning Hoff
Der Informationsdienstleister Thomson schluckt die traditionsreiche britische Nachrichtenagentur Reuters. Die Übernahme sei "freundlich" und komme einer Fusion gleich, heißt es aus Unternehmenskreisen. Doch Kritiker fürchten um die redaktionelle Unabhängigkeit.
Für umgerechnet fast 13 Milliarden Euro übernimmt Thomson seinen - am Umsatz gemessen - nur wenig kleineren Rivalen Reuters. Rund 50.000 Beschäftigte wird der nun Thomson-Reuters genannte Informationsgigant zählen und einen jährlichen Umsatz von zwölf Milliarden US-Dollar ausweisen.
Die Übernahme ist "freundlich" und kommt einer Fusion gleich. Der seit 2001 amtierende Reuters-Chef Tom Glocer - der erste Nicht-Journalist an der Spitze der 156 Jahre alten Nachrichtenagentur - wird das neue Unternehmen führen. In den nächsten drei Jahren will Thomson-Reuters eine halbe Milliarde US-Dollar sparen und auch "einige" Stellen abbauen.
"Strategisch zwingend" sei der Deal, hieß es bei der Vorstellung. Besondere Bedeutung hat er im Bereich der Finanzinformation, die bei Reuters heute über 90 Prozent des Geschäfts ausmacht. Thomson verdient dagegen vor allem mit hochspezialisierter Informationsbereitstellung aus den Bereichen Recht, Steuern und Forschung sein Geld. Zuletzt hatte Thomson allerdings sein Angebot bei Finanznachrichten stark ausgebaut, unter anderem durch den Erwerb der Agentur AFX.
Gemeinsam überflügelt Thomson-Reuters nun knapp den Konkurrenten Bloomberg. Dieser hält ein Drittel des Marktes für globale Finanz- und Wirtschaftsdaten samt komplexer Analyse- und Handelssysteme für Banken, Börsenhändler und Investoren.
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Die Zukunft wird zeigen was diese Übernahme für Auswirkungen auf weltweite Berichterstattung hat.