Wachwechsel am Tienschan
Drei Monate nach den Ereignissen des 11.Septembers 2001 in New York nahm das US-Militär in Kirgisien den Militärstützpunkt Ganci in Beschlag, um im Rahmen von "Enduring Freedom" seine Operationen in Afghanistan zu unterstützen. Nachdem es im vergangenen Jahr schon großen Ärger gab bezüglich der Pacht für diesen Stützpunktes - [Links nur für registrierte Nutzer] - droht der amerikanischen Präsenz in diesem - oh Wunder - rohstoffreichen Land das Aus. Am Mittwoch (23.05.2007) beschloß der Verteidigungs- und Sicherheitsausschuß des kirgisischen Parlamentes, die Kündigung des Pachtvertrages mit den USA zur Abstimmung zu unterbreiten.
Doch diese Absicht hat eine dramatische Vorgeschichte:
Mehrere kirgisische NGOs fordern von der kirgisischen Regierung, die Zusammenarbeit mit der US-Airforce grundsätzlich zu überdenken. Zur Begründung dieser Forderung berichteten diese NGOs über mehrere Vorfälle, bei denen kirgisische Zivilangestellte von den US-Soldaten zum Teil schwer verletzt wurden. Diesen Opfern des "american way of live" wurden skandalöse Entschädigungen in Höhe von einigen hundert Dollar als "Entschädigung" angeboten. Doch mittlerweile hat sich in Kirgisien eine Bürgerbewegung etabliert, welche die umgehende Schließung der US-Basis fordert. Ein vor kurzem gegründeter Bürgerrat hat eine Großdemonstration am 2. Juni dieses Jahres gegen die Militärbasis der US-Armee angekündigt.Seit dem Dezember 2006 schwillt in der kirgisischen Öffentlichkeit der Unmut über die Präsenz der Airforce an. Ausgelöst wurden diese Spannungen durch den Tod Alexander Iwanows, eines kirgisischen Zivilangestellten der US-Basis, der am 6. Dezember von einem amerikanischen Militärangehörigen erschossen wurde. Laut offizieller Version der US-Armee soll der kirgisische Lastwagenfahrer den bis an die Zähne bewaffneten GI »mit einem Messer bedroht« haben, worauf dieser »in Selbstverteidigung« handelte und den vermeintlichen Angreifer mit mehreren Schüssen tötete. Kirgisische Regierungsstellen und die Öffentlichkeit des Landes übten scharfe Kritik an dem Vorgehen des US-Militärs und forderten, daß der Todesschütze bis zu einer Klärung des Vorfalls in Kirgisistan verbleibt.
Anfangs stimmte die dortige amerikanische Militärführung dieser Forderung zu, allerdings nur, um den Soldaten, gegen den inzwischen die kirgisische Staatsanwaltschaft wegen Mordes ermittelt, am 21. März still und heimlich aus dem Land zu schaffen. Einen weiteren Fauxpas leistete sich die US-Airforce, als sie der Witwe des erschossenen Lastwagenfahrers eine »Entschädigung« von 1000 US-Dollar anbot. Nach einem Sturm der Empörung in Kirgisistan will die Airforce nun zwar 55000 US-Dollar zahlen, doch die Angehörigen des Mordopfers bezeichneten gegenüber der Presse dieses Vorgehen als »erniedrigend«.
Quelle: junge Welt
Diese Episode über eine exterritoriale US-Basis läßt erahnen, wie es andernorts so zugehen mag, in denen die US-Armee noch ihre Basen unterhalten - vordergründig denke ich da an Irak und Afghanisten, wo es keine souveräne Regierung gibt, welche solche ähnlich oder schlimmer gelagerten Übergriffe der Besatzer anprangern kann.
Diese Meldung wäre nicht ganz so pikant, wenn nicht gleichzeitig zur Forderung nach dem Abzug der US-Armee aus Kirgisien der Vorschlag der Regierung in Bischkek bekannt wurde, daß man dem Kreml in Moskau das Angebot unterbreitet hätte, daß die von Rußland in Kirgisien im Rahmen der GUS betriebenen Militärbasis auszubauen und russische Grenzpatrouillen ins Land zu lassen, um die südliche Grenze des Landes besser zu sichern. Der kirgisische Parlamentssprecher Marat Sultanow betonte: "Die US-Basis kann geschlossen werden, wenn die Russische Förderation seinen im Rahmen der Collective Security Treaty Organization [Links nur für registrierte Nutzer] betriebenen Militärstützpunkt ausbaue."
Das Vordringen der NATO an die Westgrenzen Rußlands wird auch in Zukunft noch Folgen hervorbringen, mit denen im Westen im Allgemeinen und Washington im Besonderen noch keiner rechnet. Bezugnehmend auf die aktuelle Afghanistandebatte wird eines ganz klar: Die sogenannte "Operation Enduring Freedom" beginnt auf ganzer Linie zu scheitern - militärisch als auch strukturell.
Bye, bye, Oncel Sam;
добро пожаловать, русский солдат!*
Quellen: RIA Nowosti, junge Welt
*= herzlich willkommen, russischer Soldat