Gestern - Donnerstag, 7. Juni 2007 - kam auf n24 eine Dokumentation über den "Atlantikwall" und die alliierte Invasion in der Normandie. Wie es bei solchen Dokus in den letzten Jahren der Fall ist, hatte ich mal wieder das Gefühl, gepflegt verarscht zu werden. Nicht in dem Sinne, dass - wie ganz Unverbesserliche behaupten - die NS-Verbrechen nicht stattgefunden hätten. Die "nackten" Tatsachen stimmen schon, aber wie bei "Outer Limits" ist dahinter noch eine ganz andere Wirklichkeit :rolleyes:
Für mich beginnt es damit, dass im Falle Deutschlands angefangen mit dem NS als System mehr Fehler gemacht wurden, als sie auf normale menschliche Unvollkommenheit, selbst Böswilligkeit zurück zu führen sind.
Im Falle des in der Doku behandelten "Atlantikwalls" ist mir als Pazifistin ohne jede Erfahrung im Militär der Denkfehler nach ungefähr einer Stunde klar geworden: eine Festungsanlage wird nicht durch ihre Länge - beim Atlantikwall fast 5000 Kilometer - sondern durch ihre "Dicke" und "Höhe" effektiv. Da der Atlanktikwall so lang sein musste, konnte er nicht ausreichend dick und hoch sein, um eine wirksame Abwehr zu garantieren. Die Alliierten brauchten nur mit genug Soldaten an einer Stelle durchzubrechen, dann war der riesige Aufwand für die Katz.
So stellt sich mir die gesamte Epoche 1918 bis '45 als einen Haufen Ungereimtheiten dar, für den die offizielle "westliche" Geschichtsschreibung keine befriedigenden Erklärungen hat. Ich sehe da mehrere Abschnitte:
1918-33: angefangen mit der Zuweisung der Alleinschuld im Friedensvertrag erlebt die Weimarer Republik von Seiten der Siegermächte eine Demütigung nach der anderen.
1933-39: Nazi-Deutschland und seine Verbündeten dürfen innenpolitisch - "Nürnberber Rassegesetze" - und außenpolitisch machen, was sie wollen, ohne das es die Westmächte für nötig halten, den Brand beizeiten auszutreten. In Spanien, Äthiopien, China hätten Deutschland, Italien, Japan dem Westen genug Gründe geliefert, da mal gegenzuhalten und den Faschisten eine Niederlage beizubringen, die ihre Kriegspläne vereitelt und vielleicht sogar ihren Sturz eingeleitet hat.
1939-41: Die Achsenmächte drehen in Europa und dem Pazifik richtig auf und erobern mit vergleichsweise geringem Aufwand riesiger Territorien.
Erst ab Dezember 1941 ist "Schluss mit lustig". Die Deutschen steckten vor Moskau fest.
Die USA treten in den Krieg ein, wobei sie von Japan und Deutschland auf geradezu grenzdebile Art und Weise dazu provoziert wurden - Pearl Harbour, Deutschlands Kriegserklärung an die USA. Warum sind die USA nicht schon viel früher aktiv geworden?
Wenn mir zu all diesen Ungereimtheiten auch noch, wie in der n24-Doku, Phrasen über den Kampf für "Frieden und Freiheit" serviert werden, hat das bei mir den gegenteiligen Effekt.
Für mich ist zwar nach wie vor klar, dass es den faschistischen Imperialismus mit Weltherrschaftsplänen gegeben hat und seine Wurzeln sowohl bei Deutschland als auch bei Japan bis um die Zeit um 1900 zurück reichen. Schon im kaiserlichen Deutschland träumte man von Eroberungen und Japan begann um die Jahrhundertwende mit der Errichtung seines Terror-Reiches in Korea und Gebieten, die es China abgenommen hat. Ebenso, wenn auch weniger bedeutend, bei Italien, dem die militärischen Mittel für ein Großreich fehlten.
Doch auch die westlichen Feinde der faschistischen Nationen hatten Kolonialreiche und - wie unterschiedlich man die Teilnehmer auch bewerten mag - die Epoche von 1900 bis 1945 ist objektiv eine Zeit blutiger Rivalität zwischen gleichermaßen imperialistischen Mächten. Es ging nicht um Humanität - dann hätten die Westmächte schon viel früher tabula rasa machen müssen - sondern um die Ausschaltung resp Abhängig-Machung der Konkurrenten.
Deshalb hier meine Frage: inweiweit war der Zweite Weltkrieg eine Inszenierung?