Zuwanderung und Integration: Nur so könnte Deutschland die demographische Lücke auf dem Arbeitsmarkt schließen, heißt es im jüngsten Migrationsbericht der OECD. Bildungsminister Schavan will nun ausländischen Fachkräften den Zugang erleichtern.
"Deutschland muss ganz klar machen, dass wir an ausländischen Talenten sehr hohes Interesse haben", sagte die Politikerin der "Süddeutschen Zeitung" in Reaktion auf einen neuen Migrationsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD. Unter anderem müssten ausländische Hochschulabsoventen direkten Zugang zum Arbeistmarkt erhalten.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, nannte in der Zeitung das deutsche Zuwanderungsrecht ein "Verhinderungsinstrument". Die Hürden für ausländische Kräfte darin seien "absurd hoch" und müssten deutlich gesenkt werden. Die Grünen- Politikerin sprach sich dafür aus, das derzeit für eine Aufenthaltsberechtigung verlangte Mindesteinkommen von derzeit 85 500 Euro auf bis zu 40.000 Euro zu senken.
Deutschland wird sehr viel schneller und in größerem Umfang als die meisten anderen OECD-Länder auf eine schrumpfende Erwerbsbevölkerung reagieren müssen. Dies geht aus der Ausgabe des OECD Migration Outlook hervor, den die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) am Montag vorstellte.
Neben Japan und Italien ist Deutschland der Studie zufolge das einzige OECD-Land, in dem schon jetzt und in den Jahren bis 2010 die Erwerbsbevölkerung (15 bis 64 Jahre) schrumpft, wenn keine Zuwanderung stattfindet. Demzufolge würde die Erwerbsbevölkerung in Deutschland bis 2020 um gut sechs Prozent zurückgehen. In der OECD wäre nur in Japan, Tschechien, Italien und Ungarn der Rückgang stärker. Rund die Hälfte der OECD-Länder kann dagegen bis 2020 noch mit einer weitgehend stabilen oder sogar noch wachsenden Erwerbsbevölkerung rechnen.
Mit einem Anteil von etwa 15 Prozent sind Migranten der Studie zufolge unter den Erwerbstätigen in Deutschland sehr stark vertreten. Nur die klassischen Einwanderungsländer (Australien, Kanada, und USA) sowie Österreich, Schweiz und Luxemburg weisen demzufolge einen höheren Anteil von Migranten an der Erwerbsbevölkerung auf. Wollte Deutschland den Rückgang der Erwerbsbevölkerung durch Migration ausgleichen, müsste die Zuwanderung deutlich steigen - allein bis 2010 auf 150.000 Menschen pro Jahr, langfristig sogar noch deutlich stärker. "Deutschland kann die demographische Lücke auf dem Arbeitsmarkt nicht durch Zuwanderung schließen", sagte der Leiter des OECD Berlin Centre, Heino von Meyer. Um den absehbaren Verlust an Arbeitskräften auszugleichen, sollte Deutschland dringend die bereits hier lebenden Migranten besser integrieren.
Schavan sagte der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorabbericht: "Deutschland muss ganz klar machen, dass wir an ausländischen Talenten sehr hohes Interesse haben." Die CDU-Politikerin verwies darauf, dass die Regierung kürzlich mit einer Reform des Zuwanderungsrechts bereits den Zuzug ausländischer Forscher erleichtert habe. "Hier muss aber noch deutlich mehr geschehen", erklärte sie. "Außerdem müssen wir ausländischen Hochschulabsolventen den direkten Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern", sagte die Ministerin.