Mit freundlicher Genehmigung des Autors aus dem Numbnet:
Liebe Brüder und Schwestern,

Tony B. Liar ist also jetzt weg vom Fenster. Nun ja, doch nicht so ganz. Er hat einen neuen Job, er ist der neue Sondergesandte des Nahost Quartetts. Was soll man dazu noch sagen? Blair als Sondergesandter im Nahen Osten ist in etwa so sinnvoll wie Freddy Krueger als Sonderbotschafter des Kinderhilfswerkes UNICEF zu entsenden. Frage: Was haben die hohe Politik und ein Klärbecken gemeinsam? Antwort: Den Abschaum findet man immer oben.

Wo wir gerade bei Abschaum sind. Vor ein paar Wochen hatte ich an dieser Stelle etwas von den Machenschaften in Sachsen berichtet. Von Amtsmissbrauch, Geheimnisverrat, Korruption, Kinderprostitution und vielen unappetitlichen Dingen mehr. Darin verstrickt vom ranghohen Politiker über hohe Beamte bis hin zum kleinen Polizisten viele Vertreter des öffentlichen Lebens. Natürlich nur in Sachsen, dem Schmuddelstaat. Für den Rest der Republik selbstverständlich vollkommen undenkbar.

Deshalb waren zwischenzeitlich auch sämtliche Organe unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung bemüht, Licht in die Affäre zu bringen. Wirklich, das muss man unseren hoheitlichen Kräften von alliierten Gnaden lassen.

Wie keine Zweite stürzte sich unsere neue Generalbundesanwältin in die Verfolgungsjagd uns gab ihr Letztes, was man geben kann um der Sache keine größere Bedeutung beizumessen. Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo spuckte anfangs wenigstens noch große Töne. Aber nach nur einen Tag - offenbar nach einem Anruf von "oben" - gab er sich sehr kleinlaut. Möllemann-Effekt?

Und wie könnte es anders sein, sind bereits erste Akten verschunden worden. Was für ein Zufall. Es waren Originale. Wenig später sind dann auch noch mal 40 Aktenordner aufgrund eines "Kommunikationsfehlers" geschreddert worden. Sagt man jedenfalls. Das waren Kopien, ein hervorragendes Ablenkungsmanöver. Wer jetzt nach verschwunden Akten fragt, bekommt erstmal zur Auskunft "Das waren doch nur Kopien, kein Problem". Und wer dann eindringlicher nach den verschwundenen Originalen fragt, macht sich schon der Renitenz verdächtig.

Nicht nur in der Sachsen-Affäre sind Informationen verschunden worden. Auch die Bundeswehr "beklagt den Verlust" wichtiger geheimer Daten über alle Auslandseinsätze der Jahre 1999 bis 2003. Mit einer kruden Story von Datensicherungsroboter und einem seltsamen Defekt wird erklärt, warum sämtliche natürlich nicht mehr lesbaren Kassetten am 4. Juli 2005 (dem amerikanischen Unabhängigkeitstag) vernichtet wurden. Dass es Spezialfirmen gibt, die sogar Datenbanken von halb verbrannten, oder formatierten Festplatten, von unleserlichen Disketten, Bändern oder Kassetten rekonstruieren können, das hat man der Bundeswehr wohl nicht gesagt. Oder man hat es dort geflissentlich überhört.

Es ist für mich nur schwer zu begreifen. In der Öffentlichkeit scheint sich das totale Phlegma ausgebreitet zu haben. Vor aller Augen wird gemordet, geschachert, betrogen und korrumpiert. Da gehen Akten "verloren". Da wird gefälscht auf Teufel komm raus. Da werden Andersdenkende wegen ihrer Meinung verfolgt. Und niemand schert sich drum.
A.T.