Muslime in Kanada
Muslime in Kanada
In den letzten Jahrzehnten hat der Anteil der Muslime an der kanadischen Bevölkerung zugenommen. Stärker denn je leisten sie einen Beitrag zur Zivilgesellschaft des Landes. Nach der jüngsten Volkszählung von 2001 leben 579 000 Muslime in Kanada. Muslime sind in den verschiedensten Bereichen vertreten, so auch in der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft, dem Rechtssystem, den Schulen, etc.
Dem Zensus nach sind 70% der kanadischen Bevölkerung von insgesamt 30 Millionen Christen, über 2% Muslime und jeweils etwa 1% Sikhs, Hindus, Juden und Buddhisten. 16% fühlen sich keiner religiösen Gruppe zugehörig.
Die von der kanadischen Regierung in Auftrag gegebene Volkszählung gibt Auskunft über das Leben der Menschen in Kanada und kommt zu dem Schluss, dass 70% aller kanadischen Muslime in einem anderen Land geboren wurden. Die Zunahme der muslimischen Bevölkerung Kanadas um 130% im letzten Jahrzehnt ist vor allem auf die verstärkte Einwanderung zurückzuführen.
Die Muslime in Kanada stammen aus über 140 Ländern. Beim Freitagsgebet in irgendeiner Moschee in einer größeren kanadischen Stadt sieht man vermutlich Menschen aus Bangladesh, Pakistan, Tansania, Iran, Jugoslawien, Algerien, Kenia, Afghanistan und zahlreichen anderen Ländern.
Die meisten kanadischen Muslime leben in den vier größten Städten des Landes:
254 000 in der Metropole Toronto, 100 000 im Osten in Montreal, 53 000 im Westen in Vancouver und 42 000 in der Hauptstadt Ottawa.
Ein neues Leben in Kanada
Generell benötigen muslimische Einwanderer und deren Kinder die ersten Jahre in Kanada, um sich in ihrem Beruf, in ihren Gemeinden und Schulen einzuleben, meint Aziz Khaki, Vizepräsident des Council of Muslim Communities of Canada.
Der Demograph Daood Hassan Hamdani aus Ottawa stellt fest, dass sich neue muslimische Einwanderer, wie die meisten Neuzuwanderer, erst einmal auf die Selbsterhaltung konzentrieren. Wenn sie dann in ihren ethnischen Gruppen verwurzelt sind, dehnen viele ihre Aktivitäten aus und engagieren sich auch in der weiteren Gesellschaft, beispielsweise in Wohltätigkeitsorganisationen, Schulen oder in der Politik.
Viele Muslime stecken auch einen großen Teil ihrer Energie in ihre Moscheen, erklärt Khaki. Die über 200 Moscheen in Kanada sind ein Ort spiritueller Unterstützung, haben aber gleichzeitig auch eine gesellschaftliche Funktion. Die meisten Muslime in Kanada sind Sunniten, eine Minderheit Schiiten, darunter auch Ismailiten.
Umfragen von Professor Reginald Bibby, Kanadas führendem Religionssoziologen, zeigen, dass Muslime in Kanada in ihren Verhaltensweisen den Mitgliedern anderer Religionsgruppen gleichen: Etwa ein Drittel der Muslime sind in ihrem Glauben sehr aktiv, ein Drittel mäßig aktiv und ein weiteres Drittel hat nur eine lose Verbindung zur Religion.
Muslime werden zu einem integralen Teil der kanadischen Kultur. Heute können Muslime in den Lebensmittelgeschäften auch Nahrungsmittel aus ihren Ursprungsländern kaufen und im Flugzeug oder im Krankenhaus auf sie abgestimmte Mahlzeiten bestellen. Viele Schulen, Geschäfte und Berufsverbände berücksichtigen muslimische Feiertage.
Zahlreiche Organisationen - darunter auch der Canadian Islamic Congress Council of Muslim Communities, die Muslim Canadian Federation und der Council on American-Islamic Relations, Canada - wurden in jüngster Zeit gegründet, um muslimische Interessen zu fördern und eine breitere Öffentlichkeit über die unterschiedlichen muslimischen Gemeinschaften des Landes zu informieren.
Kanada ist zwar eine Demokratie säkularer Prägung, jedoch wird bei öffentlichen Veranstaltungen auch manchmal aus dem Koran zitiert und führende Politiker nehmen an von Muslimen organisierten Veranstaltungen teil, wie beispielsweise dem Fest des Fastenbrechens (Id al-fitr) am Ende des Fastenmonats Ramadan.
Einzelne Muslime haben inzwischen große Dinge in den verschiedensten Bereichen erreicht. So ist Firoz Rasul der Präsident von Ballard Power Systems, das in Kooperation mit großen Automobilherstellern alternative Energiequellen für Busse und Automobile entwickelt. Tyseer Aboulnasr ist Dekan der Fakultät Ingenieurwissenschaft an der Universität von Ottawa. Larry Chabin wurde in den 1980ern zum ersten muslimischen Kabinettsminister einer kanadischen Provinz (Alberta) ernannt. Es gab auch bereits mehrere muslimische Abgeordnete im Bundesparlament.
Wahida Valiante, Vizepräsidentin des Canadian Islamic Congress, geht davon aus, dass einige aus der ungewöhnlich großen Gruppe von jungen Muslimen bald zu einem Teil der kommenden Führungsgeneration Kanadas heranreifen werden. Das Durchschnittsalter der Muslime in Kanada ist 28 Jahre, der nationale Durchschnitt liegt bei 37 Jahren.
Geschichte
Die erste Moschee in Nordamerika wurde 1938 in Edmonton in der westkanadischen Provinz Alberta erbaut. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren bereits mehrere Tausend Muslime nach Kanada gekommen.
Der Großteil der Muslime kam erst nach der Liberalisierung der Einwanderungsgesetze 1967 nach Kanada, welche die Einwanderung von mehr Menschen aus nicht-jüdischen und nicht-christlichen Ländern ermöglichte. Von diesem Zeitpunkt an kamen muslimische Lehrer, Unternehmer, Ingenieure, Wissenschaftler und Arbeiter aus verschiedenen Ländern nach Kanada.
Der Demograph Hamdani untersucht die statistischen Trends in unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und religiösen Gruppen. Seiner Meinung nach spielen Muslime in Kanada beim Ausbau der gesunden Wirtschaft des Landes eine wichtige Rolle. Dies führt er auch auf die für Einwanderer typische hohe Arbeitsmoral zurück.
Rechte und Freiheiten
Viele muslimische Zuwanderer schätzen die Freiheiten in Kanada sehr, weil sie nach Kanada gekommen sind, um Rassismus oder ideologischer Intoleranz, religiöser und politischer Verfolgung oder Hungersnöten und Seuchen zu entkommen, erklären Hamdani sowie Itrath Syed aus Vancouver.
"Viele Muslime sind Flüchtlinge. Sie kamen zu Zeiten der Konflikte in Somalia und in Bosnien oder während des Golfkriegs im Irak", sagt der in Pakistan geborene Syed, der mit dem Council on American-Islamic Relations in Verbindung steht.
Die Meinungsfreiheit ist in Kanada ein Grundrecht. Es gibt keine Zensur; die Medien unterliegen keinerlei Beschränkungen von Seiten der Regierung.
Die meisten kanadischen Medien sind im Besitz privater Unternehmen. Es gibt jedoch auch den staatlich finanzierten Sender Canadian Broadcasting Corporation, der mit der BBC oder dem DeutschlandRadio verglichen werden kann.
Kanada achtet die Religionsfreiheit, das heißt alle Bürger können ohne Einmischung des Staates und ohne Bevorzugung einer bestimmten Religion ihren Glauben ausüben.
Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer und können selbst entscheiden, ob sie in der Öffentlichkeit Schleier tragen oder nicht. In vielen Moscheen dürfen auch Frauen beten und einige Frauen sind inzwischen die öffentlichen Vertreterinnen verschiedener muslimischer Gemeinden.
Laut Khaki schätzen viele muslimische Einwanderer sehr bald die Freiheiten, die politische Stabilität und die zuverlässigen Polizeikräfte in Kanada.
Ausbildung
Die meisten muslimischen Studierenden besuchen vom Steuerzahler finanzierte staatliche Schulen, in denen sie zusammen mit Kindern aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten unterrichtet werden. Es gibt jedoch auch einen größeren Anteil von muslimischen Kindern in Kanada, die private religiöse Schulen besuchen, in denen sie im Glauben erzogen und nach dem selben Lehrplan unterrichtet werden wie die Schüler öffentlicher Schulen.
Einige muslimische Schüler besuchen nur muslimische Schulen, erläutert Khaki. Andere gehen morgens und am frühen Nachmittag in eine staatliche Schule und besuchen dann spätnachmittags, abends oder an den Wochenenden zusätzlich Kurse in muslimischen Schulen.
Alle Kinder bis 16 Jahre sind schulpflichtig. Bis zum Alter von 18 Jahren haben sie ein Recht auf kostenlose Bildung in einer öffentliche Schule.
Viele Muslime in Kanada haben einen Hochschulabschluss, erklärt Hamdani. Darunter auch eine große Zahl von muslimischen Frauen, fügt Khaki hinzu und weist außerdem darauf hin, dass die von den muslimischen Zuwanderern in ihrem Heimatland erworbenen Bildungsabschlüsse und Zeugnisse nicht immer automatisch in Kanada anerkannt werden.
Eine multikulturelle Gesellschaft
Alle Zuwanderer in Kanada müssen Kurse belegen, in denen sie etwas über die Geschichte und Kultur Kanadas lernen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet dabei der Englischunterricht bzw. in der Provinz Quebec der Französischunterricht.
Die Terroranschläge auf die USA am 11. September 2001 und deren Folgen erschweren die Bemühungen der Muslime, sich mehr in das öffentliche Leben in Kanada zu integrieren, stellt Syed fest. Die Sicherheitsmaßnahmen an den Grenzen wurden verschärft. Die Zunahme von Beschränkungen bei der Einwanderung und der Aufnahme von Flüchtlingen beobachten die Muslime mit Besorgnis.
Da Kanada jedoch offiziell ein multikulturelles Land ist, so Syed, ist es den meisten Muslimen weiterhin möglich, sich erfolgreich in die kanadische Gesellschaft zu integrieren.
Die kanadischen Medien sind generell muslimischen Interessen gegenüber wohlwollend eingestellt und versuchen, die Komplexität und Vielfalt der muslimischen Gruppen aufzuzeigen. Einige Radio- und Fernsehsender bieten religiöse Programme unterschiedlicher Art an, dazu gehören auch Islam-Sendungen.
Als Reaktion auf die großzügige Haltung Kanadas gegenüber Einwanderern wollen die meisten Muslime des Landes, so Khaki, irgendwann auch einen Beitrag leisten, nicht nur in ihren eigenen Religionsgruppen, sondern auch in öffentlichen gemeinnützigen Einrichtungen, Schulen, in der Wirtschaft und in der Politik - dadurch werden sie zu einer kreativen Kraft in der sich immer neu verändernden multikulturellen Gesellschaft Kanadas.
Gesamtzahl der Muslime in Kanada: 579 000
Quelle: Volkszählung (2001) - Statistics Canada
(Text von Douglas Todd, deutsch von Susanne Bosch)
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Mal ein interessanter Blick auf die andere Seite des Ozeans.
Los fangt schonmal an zu googlen um ein paar Fälle zu finden, die euch nützlich sein können damit wieder über die Muslime gehetzt werden kann.
Es scheint wohl sehrwohl ein miteinander geben zu können. Auch wenn dies hier viele verneinen werden. Und ach ja. Bitte bevor ihr postet erstmal L-E-S-E-N:]
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uke:
Zitat von Vril
