22. Juli 2007
TÜRKISCHE PARLAMENTSWAHL
Erdogans Regierungspartei fährt fulminanten Sieg ein
Mit einem so deutlichen Ergebnis hatte kaum jemand gerechnet: Ersten Hochrechnungen zufolge hat die AK-Partei des türkischen Ministerpräsidenten Tayyip Erdogan bei der Parlamentswahl mehr als 50 Prozent der Stimmen gewonnen.
Istanbul - Die konservativ-islamische Partei hat demnach 50,9 Prozent und somit die absolute Mehrheit im Parlament errungen. Auf die Republikanische Volkspartei CHP von Oppositionsführer Deniz Baykal entfielen rund 15 Prozent. Mit knapp 14 Prozent schaffte auch die nationalistische MHP den Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde, wie die Nachrichtensender CNN Türk und NTV am Abend berichteten.
Der türkische Wahlleiter hatte die Verkündung der ersten Resultate um zwei Stunden auf 18 Uhr deutscher Zeit vorvorlegt.
Die AKP war als Favorit ins Rennen gegangen. Erdogan hatte für den Fall, dass seine Partei ihre derzeitige absolute Mehrheit im Parlament einbüßt, seinen Rückzug aus der Politik angekündigt.
Die Wahl gilt als Schicksalswahl für die Türkei. Insgesamt waren 550 Parlamentssitze zu vergeben. Rund 43 Millionen der 74 Millionen Türken waren aufgefordert, ihre Stimme abzugeben, darunter vier Millionen Erstwähler.Kritiker der AKP fürchten, dass sie die Islamisierung des Landes weiter vorantreiben und nun erstmals einen offen islamischen Staatspräsidenten installieren könnte. Zugleich steht Erdogans Partei für wirtschaftsliberale Reformen, die dem Land de kräftigsten Aufschwung seit Jahrzehnten ermöglicht haben.
Droht die schleichende Islamisierung?
Die vorgezogenen Wahlen waren fällig geworden, nachdem es Erdogan vor drei Monaten nicht gelungen war, seinen Außenminister Abdullah Gül vom Parlament zum Staatspräsidenten wählen zu lassen. Güls Ehefrau trägt ein Kopftuch, so dass der Kandidat zum Symbol für eine drohende Islamisierung geriet.
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