Zitat Zitat von Arminius66 Beitrag anzeigen
der Kaiser hätte sich mal besser mit seinen Verwandten, dem russischen Zaren und dem englischen König zusammentun sollen.
Beides zog er in Erwägung.
Zu Russland fühlte er sich hingezogen und wollte das Bündnis, ebenso der Zar.

Nachfolgend ein Auszug aus dem Brief des Kaisers an seinem Reichskanzler von Bülow nach dem Abschluss des Vertrags von Björko (der leider im Anschluss von der russischen Staatsführung wieder für nichtig erklärt wurde, da man bereits seit 1892 [dem Abschluss des russ.-franz. Bundnisvertrages] von französischen Devisen abhängig war und dembach kein wirkliches Bündnis mit Deutschland einzugehen wünschte).

"Ich zog das Kuvert aus der Tasche, entfaltete das Blatt auf dem Schreibtisch Alexanders III., vor dem Bild der Kaiserin Mutter inmitten einer Menge Photographien von Fredensborg und Kopenhagen, und legte es vor dem Zaren hin. Er laß es einmal, zweimal, dreimal. Ich betete ein Stoßgebet zum lieben Gott. Er möge jetzt bei uns sein und den jungen Herrscher lenken. Es war totenstill; nur das Meer rauschte, und die Sonne schien fröhlich und heiter in die trauliche Kabine, und gerade vor mir lag leuchtend weiß die “Hohenzollern“ únd hoch in den Lüften flatterte im Morgenwind die Kaiserstandarte auf ihr. Ich laß gerade auf deren schwarzen Kreuz die Worte „Gott mit uns“, da sagte des Zaren Stimme neben mir: „Das ist ganz ausgezeichnet. Ich stimme völlig zu“. Mein Herz schlug so laut, dass ich es hörte; ich raffte mich zusammen und sagte so ganz nebenbei: „Möchtest Du es gerne unterzeichnen? Es wäre ein sehr schönes Souvenir an unser Treffen!“. Er überflog noch einmal das Blatt. Dann sagte er: „Ja, ich will!“. Ich klappte das Tintenfass, reichte ihm die Feder, und er schrieb mit fester Hand „Nikolaus“, dann reichte er mir die Feder, ich unterschrieb, und als ich aufstand, schloss er mich gerührt in seine Armee und sagte: „Ich danke Gott, und ich danke Dir; es wird die wohltätigsten Folgen für mein Land und das Deine haben. Du bist Russlands einziger wahrer Freund in der ganzen Welt, ich habe das während des ganzen Krieges [der russ.-jap. Krieg] gefühlt, und ich weiss es!“. Mir stand das helle Wasser der Freude in den Augen – allerdings rieselte es mir auch von Stirn und Rücken herab – und ich dachte, Friedrich Wilhelm III., Königin Luise, Großpapa und Nikolaus I., die sind in dem Augenblick wohl nahe gewesen.

Als ich den Zaren darauf aufmerksam machte, es werde sich empfehlten, vielleicht noch zwei Gegenzeichnungen zu haben, das sei so Sitte bei dergleichen Instrumenten, stimmte er zu und wir befahlen sofort Tschirschky und Admiral Birilow herab. Beide teilten wir das Faktum des Vertrages mit, und der alte Seemann faßte stumm meine Hand mit seinen beiden Händen und küsste sie ehrerbietig. So ist der Morgen des 24.06.1905 zu Björko ein Wendepunkt in der Geschichte Europas geworden, dank der Gnade Gottes, und ein große Erleichterung der Lage für mein teures Vaterland, das endlich aus der scheusslichen Greifzange Gallien-Russland [d.h. Frankreich-Russland] befreit werden wird."

zitiert nach: Friedrich Hartau, Wilhelm II – Eine Biographie, Hamburg 1978 (Rowohlt)

In Russland und Deutschland wurde der Vertrag beiderseits von den Politikern zerrissen.

Mit den Verhandlungen mit England versuchte der Kaiser um einiges energischer als die deutschen Politiker zu einer Einigung zu kommen, was jedoch zusätzlich von der anti-britischen Stimmung in Deutschland belastet wurde.