Ein Schlusswort
von Fritjof Meyer, 12.2.2004
Mein Artikel in "Osteuropa" und meine Erwiderung an den Sachkenner Franciszek Piper hatte zum Ziel, im wissenschaftlichen Rahmen eine These zu diskutieren, die sich ausdrücklich gegen zwei Erscheinungen von irreführender Propaganda richtete, welche den einzigartigen Massenmord für ihre Zwecke instrumentalisiert und Auschwitz damit missbraucht haben: die sowjetischen Übertreibungen und, durch sie herausgefordert, oft aber auch in widerlicher NS-Apologie, die "Revisionisten". Die wissenschaftliche Debatte geht weiter, ihre Ergebnisse werden dann auch einem breiten Publikum mitgeteilt. Doch für eine Darstellung in den Medien, die ich bewusst vermieden habe, ist das Thema viel zu kompliziert und mit nicht absehbaren Konsequenzen belastet. Das zeigt sich auch daran, wie Revisionisten meine Resultate benutzen, um sich zu rechtfertigen, obwohl ich das Sterben von über einer halben Million Menschen in Auschwitz, überwiegend im Gas und zumeist Juden, belegt habe.
Zunächst wollte ich mich beruhigen, die Auschwitz-Leugner seien damit widerlegt, und habe es als Fortschritt empfunden, dass die Rechtsradikalen mein Ergebnis, also den erwiesenen Massenmord, als "die Wahrheit" bezeichneten. Jetzt wächst der Eindruck, dass es ihnen gelingen könnte, meine Thesen wiederum zu instrumentalisieren: für eine Propaganda der Verharmlosung. Deshalb möchte ich die Debatte nicht auf dem Markt fortsetzen. Ich danke dem Informationsdienst gegen Rechtsextremismus für seine Fairness, die manchen aufrechten Antifaschisten geschmerzt haben mag, bitte aber Albrecht Kolthoff, mit mir weiter zu streiten - jedoch nicht im Internet.
Ich möchte immer noch annehmen, dass die Deutschen aus ihrer unheilvollen Vergangenheit Lehren gezogen haben und Demagogen nicht wieder anheimfallen. Doch es gibt bereits Anzeichen, dass anderen Völkern, denen diese Erfahrung bislang erspart blieb, die Bedrohung nicht hinreichend klar ist. Angesichts der aktuellen Gefahren in Italien, Frankreich, Russland, den USA muss es dabei bleiben, die Faschisten zu schlagen, wo man sie trifft.