In der Bundesrepublik Deutschland existiert nach dunklen Epochen totalitärer Diktaturen eine der etabliertesten und stabilsten Demokratien überhaupt. Dies wird einem von Seiten der Politik zumindest vorgekaut. Aber ein gegenwärtiger, exzessiv werdender Prozess wirkt diesem entgegen: die bürgerliche Freiheit wird immer mehr eingeschränkt, die Demokratieverdrossenheit steigt, gleichzeitig nehmen antidemokratische und extremistische Gruppierungen eine gewichtigere Rolle in der Parteienlandschaft ein.
Wie kann man diesen Prozess in einem wohlhabenden Industrieland mit einer stabilen Demokratie erklären? Besitzt die Demokratie gar eine Selbstzerstörungskraft?
Zunächst muss jeder einmal für sich die Frage beantworten, was Demokratie für einen überhaupt bedeutet. Für mich bedeutet Demokratie, dass man in persönlichen Angelegenheiten autonom handeln und in öffentlichen Fragen gleichberechtigt mit anderen entscheiden kann. Damit dies funktionieren kann, darf man seine Meinung oder Weltanschauung nicht als universalistisch betrachten, diese über andere Meinungen stellen oder sie gar anderen Leuten aufdrängen und man muss andere Meinungen und Weltanschauung tolerieren können. Dieses sind Grundsteine auf der eine liberale Demokratie aufbaut.
Dieses Prinzip der Demokratie ist auch in unserem Grundgesetz verankert, doch wird dies durch zunehmenden politischen und wirtschaftlichen Zwang pervertiert. Warum?
Alexis de Tocqueville konstatierte in seinem Werk “Über die Demokratie in Amerika“, dass die Demokratie durch das Mehrheitsprinzip zur Gleichheit und Zwang tendiert, weil
dem Menschen ein Gleichheitsdrang inne ist und es bequemer ist Verantwortung und Leistung an das Kollektiv zu übertragen anstatt hierfür eigenverantwortlich zu sein.
Dies führt dazu, dass sich in einer Demokratie immer eine ärmere Mehrheit finden lassen wird, die eine reichere Minderheit mit politischen, demokratischen Instrumenten zu enteignen. Diese wirtschaftliche Gleichmacherei, also wirtschaftlichen Enteignung, kann man nur durch politischen Zwang durchsetzen, was wiederum eine zunehmende Ausblutung der Demokratie und der Freiheit bedeutetet.
Diese Problematik ist auch die Keimzelle für Politikverdrossenheit. „Vater Staat“ präsentiert sich hierbei als Hauptakteur für soziale Gerechtigkeit, der sozialen Ausgleich und den Lebensinhalt seiner Bürger garantiert und diesen Verantwortung abnimmt. Da dieses aber politischer, ökonomischer und moralischer Unfug ist und auf Dauer die Lebensverhältnisse seiner Bürger verschlechtert statt verbessert, werden diese verdrossen gegenüber den Staat, die Politik und lehnen zunehmend die Demokratie als nicht funktionierendes System ab.
Dies wiederum stärkt antidemokratische Populisten, die das freiheitliche System zersetzen wollen.
Um die Selbstzerstörungskraft der Demokratie zu zügeln, müssen möglichst wenige Entscheidungen von Seiten der Politik bzw. vom Mehrheitsprinzip getroffen werden. Es sollte vielmehr die politische Eigenverantwortung und Selbstbestimmung Bürger gestärkt werden, denn nichts anderes ist Demokratie und nur dann ist sie funktionsfähig, stabil und liberal.