Umfrageergebnis anzeigen: Was war richtig an der Oktoberrevolution?

Teilnehmer
20. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • 1. die bürgerliche Gesellschaft als unreformierbar anzusehen

    5 25,00%
  • 2. die Beseitigung der bürgerlichen Gesellschaft mit Gewalt

    4 20,00%
  • 3. Errichtung einer starken Zentralregierung

    5 25,00%
  • 4. die bürgerliche Verfassung abzuschaffen

    1 5,00%
  • 5. unabhängige Rechtssprechung abzuschaffen

    0 0%
  • 6. Terror gegen den "Klassenfeind" (Tscheka)

    2 10,00%
  • 7. Liquidierung linker und anarchistischer Rivalen

    4 20,00%
  • 8. "Export" der Revolution mit Gewalt

    1 5,00%
  • 9. Freiheit, soweit man nicht gegen das System handelte

    4 20,00%
  • 10. Avantgardismus in der Kunst

    3 15,00%
  • 11. Modernität und Fortschrittsglauben

    4 20,00%
  • 12. führende Rolle der Staatspartei

    0 0%
  • 13. Aufbau einer starken Armee

    7 35,00%
Multiple-Choice-Umfrage.
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Thema: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

  1. #1
    Mitglied
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    Fragezeichen 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    In einigen Wochen jährt sich nicht nur der 50. Jahrestag des Beginns der Raumfahrt, diesen Herbst hat auch die Oktoberrevolution ein rundes Jubiläum: den 90. Jahrestag und um den 100sten ist ein Remake nicht ausgeschlossen.

    Vermutlich würden viele Ostblock-Geschädigte und Antikommunisten diese Jubiläen am liebsten ignorieren oder laut schimpfend in die Tonne treten. Auch Menschen, die nie in einem staatssozialistischem Land gelebt haben, würden sich vielleicht gern mit anderen Dingen beschäftigen.
    Doch die Zustände und Diskurse zwei Jahrzehnte nach dem Zusammebruch des Staatssozialismus in der SU und ihren Satellitenstaaten sind sowohl in Ost wie West alles andere als erbaulich. Entwicklungen nach dem Motto "from bad to worse" in vielen "Transformationsländern" und auch im Westen machen die Oktoberrevolution wieder aktuell.

    Den Zusammenbruch des Sozialismus haben reaktionäre Kräfte genutzt, deren Denken sich mit "nichts vergessen und nichts gelernt" beschreiben lässt. Die Oktoberrevolution als negative Erfahrung anzusehen, ist eine Sache. Aus dieser Erfahrung keine Lehren zu ziehen, provoziert eine Wiederholung dessen, was angeblich oder tatsächlich ein Alptraum war.

    Irgendwann träumt dann die Bourgeoisie und ihre Vollstrecker nicht mehr von Umlaufrendite, Intrigen und Karriere, sondern von einem Kerl mit Stirnglatze und Spitzbart und es sind keine schönen Träume mehr

    Deshalb hier schon mal eine Bewertung dessen, was mit der Oktoberrevolution theoretisch und praktisch, implizit und explizit verbunden war:

    1. die bürgerliche Gesellschaft ist unreformierbar
    2. die bürgerliche Gesellschaft muss notfalls mit Gewalt beseitigt werden
    3. zunächst muss eine autoritäre Zentralregierung her
    4. in bürgerlichen Verfassungen enthaltene Grund- und Menschenrechte sind abzuschaffen
    5. keine unabhängige Rechtsprechung
    6. Terror gegen den "Klassenfeind" (Tscheka)
    7. auch rivalisierende linke resp. anarchistische Gruppen sind zu beseitigen
    8. wo möglich, muss die Revolution mit Gewalt in andere Länder getragen werden - "Export der Revolution" z. B. in kaukasische und mittelasiatische Staaten, die sich von Russland gelöst hatten, vergeblich nach Polen
    9. sofern der Einzelne nicht gegen das System opponiert, kann er tun und lassen was ihm beliebt
    10. Avantgardismus in der Kunst
    11. Modernität und Fortschrittsglauben
    12. führende Rolle der Staatspartei
    13. Aufbau einer starken Armee ("Rote Armee")

  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Rowlf
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Mit der Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands sind die Bolschewiki zu dem geworden, dessen Beseitigung sie sich einst auf die Fahnen geschrieben hatten.
    Geändert von Rowlf (27.08.2007 um 21:45 Uhr)
    ...Hast du Ideen, oder haben Ideen dich?...

    Linksfraktion und Feminist


  3. #3
    Mitglied
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Zitat Zitat von Rowlf Beitrag anzeigen
    Mit der Niederschlagung des Kronstädter Matrosenaufstands, sind die Bolschewiki zu dem geworden, dessen Beseitigung sie sich einst auf die Fahnen geschrieben hatten.
    Eine Doku darüber hat mich letztes Jahr dazu veranlasst, auf Politikforum.de nach den Fehlern der Oktoberrevolution zu fragen. Das geistige Klima, in das die bürgerliche Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Sozialismus zurück gefallen ist, trieb mich dazu, die Frage erneut zu stellen.

  4. #4
    Devils Eyebrow
    Gast

    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Die Revolution sagt: Ich war, Ich bin, Ich werde sein.

  5. #5
    Mitglied
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Meine eigene Meinung zu den Aussagen und Implikationen der Oktoberrevolution:

    1. die bürgerliche Gesellschaft ist unreformierbar

    >> ist leider so und deshalb haben Millionen sowohl durch die Schuld bürgerlicher Regime als auch grenzwertige Versuche zu ihrer Beseitigung ins Gras gebissen

    2. die bürgerliche Gesellschaft muss notfalls mit Gewalt beseitigt werden

    >> das lässt sich vielleicht nicht vermeiden, aber "dank" Stalin (der für mich im Gegensatz zu Lenin ebensowenig ein Linker ist wie sein Kollege Hitler) sind die Toten der Oktoberrevolution umsonst gestorben

    3. zunächst muss eine autoritäre Zentralregierung her

    >> das lässt sich vielleicht nicht vermeiden, aber die Gefahr ist groß, dass sie von einem instabilen Übergangsstadium zu einer stabilen Tyrannei wird

    4. in bürgerlichen Verfassungen enthaltene Grund- und Menschenrechte sind abzuschaffen

    >> das war einer der größten Fehler der Bolschewiki

    5. keine unabhängige Rechtsprechung

    >> gab es auch in bürgerlichen Systemen nicht - Stichwort "Klassenjustiz", "politische Justiz". Die Revolution hätte sie aber als unabhängig und mit Macht gegenüber ihrem Herrschaftsapparat schaffen sollen

    6. Terror gegen den "Klassenfeind" (Tscheka)

    >> wer hat nicht mit solchen Fantasien gespielt? In trüben Herbsttagen aus den Bonzen und Bourgeois Christbaumschmuck mac hen Wird nur zum Selbstläufer und am Ende leistet man den Gelynchten am Ast Gesellschaft :rolleyes:

    7. auch rivalisierende linke resp. anarchistische Gruppen sind zu beseitigen

    >>einer der größten Fehler der Bolschewiki, Rowulf nannte Kronstadt, ebenso die Beseitigung der Machno-Bewegung in der Ukraine

    8. wo möglich, muss die Revolution mit Gewalt in andere Länder getragen werden - "Export der Revolution" z. B. in kaukasische und mittelasiatische Staaten, die sich von Russland gelöst hatten, vergeblich nach Polen

    >> Der Satz "die Welt liebt keine bewaffneten Missionare" stammt ausgerechnet von Robespierre. Wenn ein Produkt oder eine Dienstleistung gut ist, verkauft sie sich am Weltmarkt auch ohne massiven Einsatz der Armee. Wenn ein System in einem Land überzeugt hat, werden es auch andere Länder übernehmen

    9. sofern der Einzelne nicht gegen das System opponiert, kann er tun und lassen was ihm beliebt

    >> soweit ich das überblicken kann, ließen die Bolschewiken den Menschen ihre individuelle - unpolische - Freiheit, sofern sie nicht verdächtigt wurden, gegen das System zu sein. Individuelle Freiheit - Gesellschaftsliberalismus - funktioniert IMHO sogar besser, wenn der wirtschaftliche und politische Liberalismus beseitigt ist. Man kann nur frei sein, wenn man nicht im freien Spiel der Kräfte um sein Überleben kämpfen muss

    10. Avantgardismus in der Kunst

    >> ist mir sehr sympathisch, aber die Aufgabe tradierter Kunst- und Kulturformen halte ich nicht für zwingend, Tradition und Moderne können hier nebeneinander bestehen

    11. Modernität und Fortschrittsglauben

    >> ist mir auch sehr sympathisch und einer der nicht allzuvielen positiven Aspekte des gewesenen Staatssozialismus.

    12. führende Rolle der Staatspartei

    >> Bullock schrieb, dass Lenin das Proletariat als Subjekt der Geschichte durch die Partei ersetzt hat. War einer von Lenins größten Fehlern.

    13. Aufbau einer starken Armee ("Rote Armee")

    >> Das mag notwendig gewesen sein, aber wünschenswert ist es nicht. Für hypothetische Remakes wünsche ich mir mehr Gandhi und weniger Trotzki.

  6. #6
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Zitat Zitat von Devils Eyebrow Beitrag anzeigen
    Die Revolution sagt: Ich war, Ich bin, Ich werde sein.
    Du überschätzt die Wirkung der Parolen irgendwelcher Möchtegern-Umstürzler. Nicht die treiben die Menschen auf die Barrikaden sondern die Verhältnisse vor der Revolution. Sollte es wieder dazu kommen, bin ich sogar dafür, den schlimmsten bürgerlichen Hetzern zur Karnevalszeit den "Großen Lenin-Orden mit Kuhglocke" zu verleihen, weil sie am meisten zum Zusammenbruch ihres Systems beigetragen haben.

  7. #7
    Devils Eyebrow
    Gast

    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Du überschätzt die Wirkung der Parolen irgendwelcher Möchtegern-Umstürzler. Nicht die treiben die Menschen auf die Barrikaden sondern die Verhältnisse vor der Revolution. Sollte es wieder dazu kommen, bin ich sogar dafür, den schlimmsten bürgerlichen Hetzern zur Karnevalszeit den "Großen Lenin-Orden mit Kuhglocke" zu verleihen, weil sie am meisten zum Zusammenbruch ihres Systems beigetragen haben.
    Nein, ich meine den Satz so, wie er da steht, durchaus nicht als Plattitüde.

    Bin gerade zu müde, um kritische Revolutionsexegese zu betreiben. Mal anders gefragt: Welche Gefühle empfindest du für die Oktoberrevolution?
    Geändert von Devils Eyebrow (27.08.2007 um 22:21 Uhr)

  8. #8
    he is a CHAR_ Benutzerbild von borisbaran
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    die umfrage und der beitrag sind einer der größten verhöhnungen der opfer des kommunismus die ich indiesem forum je gesehen habe!:2up::2up::2up::2up:
    Igno-Mülleimer: Frei-denker, politisch Verfolgter, Willi Nicke, iglaubnix+2fel, tosh, monrol, Buella, Löwe, Widder58, Piedra, idistaviso, Pythia, Freelance, navy, SLNK
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  9. #9
    Hände weg von Syrien! Benutzerbild von cajadeahorros
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Zitat Zitat von borisbaran Beitrag anzeigen
    die umfrage und der beitrag sind einer der größten verhöhnungen der opfer des kommunismus die ich indiesem forum je gesehen habe!:2up::2up::2up::2up:
    Wer sowenig begreift sollte wenigstens seine Kläff-Reflexe im Griff haben.
    Auf geb' ich mein Werk; nur Eines will ich noch: das Ende - das Ende!

    (Wotan, Die Walküre)

  10. #10
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    Standard AW: 90 Jahre Okoberrevolution - was war gut, was schlecht, was kommt wieder?

    Zitat Zitat von Devils Eyebrow Beitrag anzeigen
    Mal anders gefragt: Welche Gefühle empfindest du für die Oktoberrevolution?
    Zwiespältige: mit Mord und Totschlag, Machtkämpfen und Intrigen kann ich nicht viel anfangen und bezüglich Stalin wäre eine verirrte Kugel gleich zu Anfang das Beste gewesen

    Andererseits haben mir an dem Projekt Oktoberrevolution die Bestrebungen zugesagt, dem Projekt "Moderne" neuen, radikalen Schwung zu geben. Je mehr wir in Biedermeier-Mief, postmodernes Postblah und reaktionäre Diskurse zurückfallen, desto mehr ist dem so.

    Zumindest vor und nach dem Vieh Stalin hatte das System einen humanistischen Anspruch, mit dem es selbst seine eigene Wirklichkeit nur zu oft diskreditierte. Ich habe mich immer über die - z. T. aber gute - Science Fiction aus der SU amüsiert, wo die Menschen im materiellen Überfluss leben und mich gefragt, wie das mit der tristen bis megatristen Sowjet-Realität vereinbar war. Aber die Genossen setzten sich wenigstens Messlatten und prahlten wie die Bürgerlichen damit, wie toll es ist, sich im geistigen Dreck zu wälzen.

    Siehe auch

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    oder

    [Links nur für registrierte Nutzer]

    Dazu muss ich allerdings anmerken, dass ich Stalin so ab den 1930er Jahren im Grunde für einen verkappten Konterrevolutionär halte. Wer so wütete wie er, wollte die Oktoberrevolution nicht fortsetzen, sondern etwas anderes an ihre Stelle setzen. Was auch immer. Stalins Nachfolger traten z. T. in seine Fußstapfen, z. T. beseitigten sie die allerschlimmsten Exzesse und letztendlich scheiterten alle Reformbemühungen an einem Apparat und an Gestalten, die ihr persönliches Wohlleben im restaurierten Kapitalismus der allzu mühsamen Weiterentwicklung des Sozialismus vorzogen.

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