Zitat von
Bernhard44
(Achtung keine Satire) :]
Dixieklo statt Klappspaten
Beitrag von Marco Seliger
Im 52. Jahr ihres Bestehens, 14 Jahre nach Beginn ihrer ersten Friedensmission, ist die Bundeswehr noch immer nicht in der Realität des modernen militärischen Krisenmanagements angekommen. Für Einsätze fern der Heimat personell wie materiell nur unzureichend gewappnet, wird sie von ihrem politischen Auftraggeber, dem Bundestag, permanent überfordert.
Die Diskrepanz zwischen dem, was die Streitkräfte leisten sollen, und den dafür vom Staat bereitgestellten Mitteln wird seit Jahren kontinuierlich größer. Hinzu kommt Hausgemachtes: Planungsfehler, Organisationsdefizite – und übertriebene Bürokratie. Die Truppe schwebt permanent in der Gefahr, an den Bestimmungen, Regelungen und Vorschriften einer Armee, die jahrzehntelang Friedensdienst geleistet hat, zu ersticken. Sie ist darauf getrimmt, die aus der Heimat gewohnten Normen auch im Ausland einzuhalten – selbst wenn sie dort noch so absurd sein mögen.
Kein Fahrzeug setzt die Bundeswehr häufiger ein als den in den sechziger Jahren konstruierten Geländewagen „Wolf“. In Afghanistan und im Kosovo sind Hunderte dieser Militärjeeps unterwegs – mit einem gravierenden Nachteil: Sie haben nur zwei Türen. In voller Montur – Schutzweste (15 Kilogramm), Waffe, Ausrüstung – ist der enge Einstieg auf den Rücksitz für die Soldaten eine Tortur. Lebensgefährlich wird die Konstruktion indes, wenn es schnell gehen muss, etwa beim Verlassen des Fahrzeugs im Fall eines Feuerüberfalls: Dazu muss der Beifahrer erst seinen Sitz vorklappen, ehe der hinter ihm sitzende Soldat den Wagen verlassen kann. Eine Folge: Zeitverlust bis zur Feuererwiderung. Soldaten in Afghanistan fanden eine Lösung für das Problem. Sie bauten die Rücksitze aus und setzten an ihre Stelle zwei längs zur Fahrtrichtung und parallel zueinander angebrachte Bänke. Dabei orientierten sie sich an der französischen Version des „Wolf“ mit zwei Vordersitzen und zwei Rückbänken. Ein- und Ausstieg erfolgen vom Heck aus, zudem besteht die Möglichkeit der Sicherung nach hinten – im gefährlichen Afghanistan mit gelegentlichen Attacken aus dem Hinterhalt in höchstem Maße sinnvoll. Doch die findigen Bundeswehr-Soldaten hatten die Rechnung ohne das heimatliche Verteidigungsministerium gemacht: Das Fahrzeug entspreche so nicht dem Herstellermuster, es drohe der Garantieverfall. Der Umbau sei daher unzulässig, morsten die Beamten sinngemäß aus den Berliner Amtsstuben nach Afghanistan. Die Truppe musste die Sitze wieder in ihre ursprüngliche Position -zurückbauen.
Bürokraten regeln den Dienstalltag in deutschen Auslandseinsätzen. Beispiel Müllentsorgung: Ob Kongo, Kosovo oder Bosnien-Herzegowina, ob auf einer Fregatte am Horn von Afrika oder auf einem Schnellboot vor der Levante – in Diensträumen, Büros und Unterkünften der Bundeswehr sind Abfallbehälter aufzustellen, in denen fein säuberlich nach Papier-, Plastik- und Restmüll zu trennen ist. So sehen es die Lager- und Schiffsordnungen vor. Denn überall in der Welt, wo deutsche Soldaten eingesetzt sind, gilt – aus Gründen der Rechtssicherheit – deutsches Recht, verbunden mit den Regelungen, Bestimmungen und dem Bürokratismus, die schon den Dienst in den heimatlichen Stützpunkten unnötig erschweren. Die „übertriebene Bürokratie“ in den Einsätzen, moniert dann auch der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, Reinhold Robbe, in seinem Jahresbericht 2006, sei „nicht hinnehmbar“ und beschädige das Vertrauen der Soldaten in ihren Dienstherrn. Dieser aber sieht das offensichtlich anders – auch wenn es, wie im Fall der Mülltrennung im Ausland, absurd sein mag. Denn während die Soldaten den Abfall zunächst vorschriftsmäßig und sorgsam trennen, kippen ihn die lokalen Entsorger hinter dem Feldlagertor natürlich wieder zusammen.
Ein weiteres Beispiel für gründliche deutsche „Bestimmungsmitnahme“ im Auslandseinsatz: „Hier gelten die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung (deutsch)“, steht im Eingangsbereich des Camps Prizren in großen Lettern auf einer Tafel geschrieben. Der Hinweis ist ernst gemeint, wie spätestens beim Anblick der vielen Vorfahrts-, Stopp- und Parkverbotsschilder im Camp klar wird. Und um jene zu disziplinieren, die sich partout nicht an die im Lager vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit halten, bauen die Feldjäger hin und wieder sogar Radarfallen auf. Kleinste Verstöße gegen die „StVO (deutsch)“ können mit bis zu dreistelligen Geldbußen geahndet werden. Legt der Beschuldigte gegen diese Disziplinarmaßnahme Widerspruch ein, wird bis zur Entscheidungsfindung schon mal seitenweise Papier beschrieben – und wahlweise auch beim Wehrbeauftragten oder beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags abgeladen. Einsatzrealitäten, die besonders eine Frage auslösen: „Hat die Truppe keine anderen Probleme?“...................................... .................................................. .................................................. .............
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