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Thema: Vor 90 Jahren brach der erste Weltkrieg aus.

  1. #11
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    Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges war auch die Geschichtswissenschaft ins Wanken geraten. Die politische Propaganda hatte sich tonangebend durchgesetzt. Eigenständige Forschung war kaum mehr gefragt. Aufgabe des Historikers sollte von nun an sein, die »richtige«, d. h. die gerade opportune Auffassung fachlich zu untermauern. Also galt es, wie in Versailles festgelegt, die alleinige Schuld Deutschlands am Ausbruch des Weltkrieges nachzuweisen. Die Qualität des Argumentes war dabei weniger wichtig, wenn nur das Ergebnis stimmte. Die Gründe dafür hatte Lloyd George so dargelegt: »Für die Alliierten ist die deutsche Verantwortlichkeit grundlegend. Sie ist die Basis, auf der das Gebäude des Vertrages errichtet worden ist.«

    Gegen diese Art von Geschichtsbetrachtung schlossen sich zunächst in den USA Anfang der 20er Jahre einige aufrechte Historiker zusammen, die seither als Revisionisten bekanntgeworden sind. Ihnen ging es darum, die bisherigen Grundlagen wissenschaftlicher Geschichtsforschung zu erhalten. Gewissenhaftes Quellenstudium und unbestechlicher Wille zur Wahrheit lauteten ihre Parolen. Neben Sidney Bradshaw Fay, Walter Millis Gratton und dem berühmten Charles Beard war Harry Barnes einer ihrer profiliertesten Vertreter. Unerbittlich entlarvte er Lüge und Fälschung, zunächst:

    Die Kronratslegende vom 5. Juli 1914

    An diesem Tage soll Kaiser Wilhelm II. mit seinen Getreuen beschlossen haben, Europa in einen Krieg zu stürzen. Barnes wies nach, daß die meisten der angeblichen Teilnehmer sich damals gar nicht in Berlin befanden und zitierte den französischen Ministerpräsidenten Poincaré, der seinerseits dazu feststellte: »Ich behaupte nicht, daß Deutschland und Österreich während dieser ersten Phase die bewußte Absicht hatten, einen allgemeinen Krieg zu provozieren. Es existiert kein Dokument, welches uns das Recht zu der Vermutung geben könnte, daß sie zu jener Zeit einen so systematisch durchdachten Plan gehabt hätten.«

    Zur russischen Mitwisserschaft am Mord in Sarajewo ermittelte Barnes das folgende:

    »Daß die Russen dem ganzen Verschwörerwesen ihre Unterstützung angedeihen ließen, steht absolut fest. Der russische Gesandte in Belgrad, Hartwig, wußte von dem Komplott lange vor seiner Ausführung. Oberst Bozin Simitsch, Bogitschewitsch und Leopold Mandel haben nachgewiesen, daß Dimitrijewitsch in heimlichem Einverständnis mit Artamanow, dem russischen Militärattaché in Belgrad, handelte. Iswolski erzählt, unmittelbar nach dem Mord habe ein Bote des Königs von Serbien ihm die Meldung überbracht: »Wir haben soeben ein gutes Stück Arbeit verrichtet.«

    Die französische Politik charakterisierte Barnes als auf völlige Vernichtung Deutschlands gerichtet. Zwei Belegstellen mögen insoweit genügen:

    1. Der belgische Botschafter in Frankreich, Baron Guillaume, im Januar 1914: »Ich hatte bereits die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß die Herren Poincaré, Delcassé, Millerand und deren Freunde es sind, welche die nationalistische, militaristische und chauvinistische Politik ausgesonnen und betrieben haben, deren Wiedererwachen wir miterleben. Sie ist eine Gefahr für Europa und für Belgien. Ich sehe darin die schwerste Gefahr, die heute Europas Frieden bedroht.«

    2. Poincaré am 29. Juli 1914 auf die Frage: »Glauben Sie, Herr Präsident, daß man den Krieg abwenden kann?«

    »Dies zu tun, wäre sehr bedauerlich, denn wir werden niemals günstigere Umstände finden.«

    Barnes legte dar, daß England keineswegs nur wegen der Verletzung der belgischen Neutralität in den Krieg eingetreten war. Als Kronzeugen dafür berief er sich auf den englischen Außenminister. Grey »selbst sagt uns in seinen Memoiren, daß er auch ohne Belgien den Versuch gemacht haben würde, England in den Krieg hineinzuziehen, und daß er zurückgetreten wäre, wenn ihm dies mißlungen wäre.«

    Unterstreichend führte Barnes den englischen Gelehrten Conybeare an, der nach dem Kriege zugeben mußte:

    »Grey war zweifellos in der Woche vor dem Krieg genauso ein Heuchler, wie er es in den 8 Jahren vorher gewesen war. Wir griffen Deutschland aus drei Gründen an. Erstens, um seine Flotte zu demütigen, ehe sie noch größer geworden war, zweitens, um seinen Handel in unsere Hand zu bekommen, drittens, um ihm seine Kolonien wegzunehmen.«

    Besonders scharf ging Barnes mit der amerikanischen Politik ins Gericht. Nicht der uneingeschränkte U-Bootkrieg der Deutschen war der eigentliche Kriegsgrund. Die Finanzwelt witterte Geschäfte.

    »Von den Aussichten dieser Mächte auf Kriegserfolge und von ihrer Fähigkeit, den Krieg in die Länge zu ziehen, hing das relative Ausmaß der amerikanischen Profite und die Wahrscheinlichkeit ab, die diesen Ententemächten verkauften Waren bezahlt zu bekommen.«

    Wilson ließ daher seinen Vertrauten House an Lord Grey die Botschaft übermitteln:

    »Die Vereinigten Staaten hätten den Wunsch, daß Großbritannien alles tue, was den Vereinigten Staaten dazu behilflich sein könne, den Verbündeten Beistand zu leisten.«

    Schon im April 1916 hatte der amerikanische Präsident seine Absicht angekündigt, »die Vereinigten Staaten in Kriegszustand zu versetzen, und dies sofort ... Wilson drohte nun und sagte, jeder, der ihm in den Weg trete, würde, wenn er einmal seinen Vorsatz durchzuführen begänne, politisch vernichtet werden«.

    In der Reihenfolge der Verantwortlichkeiten faßt Barnes den revisionistischen Standpunkt für die Schuld am Ausbruch des Ersten Weltkrieges wie folgt zusammen: In erster Linie Serbien, Frankreich und Rußland. Sodann Österreich, »obschon dieses niemals einen allgemeinen europäischen Krieg gewünscht hat«. Endlich Deutschland und England, »wobei der deutsche Kaiser viel eifrigere Anstrengungen zur Erhaltung des europäischen Friedens (machte, d. V.) als Sir Edward Grey«.


    Man kann dieser Bewertung nun zustimmen oder nicht, Tatsache bleibt, daß Barnes wesentlich dazu beigetragen hat, die Versailler Kriegsschuldlüge ad absurdum zu führen. Die von ihm angeführten Beweise sind ja nicht zu bestreiten und können von jedermann nachgeprüft werden. Wenn also Poincare, Wilson u. a. sich für den Krieg ausgesprochen haben, so sind sie zweifellos mitschuldig an der Katastrophe von 1914-1918. Da mögen die Herren Fischer und Geiß noch so viele »neue Erkenntnisse« anbieten, an diesen Feststellungen der Revisionisten kommen sie nicht vorbei, wobei obige Zeugnisse natürlich nur eine ganz geringe Auswahl aus dem umfangreichen Dokumentmaterial darstellen.

    Quellen:

    Jagow: Unter dem Joch von Versailles. Berlin 1923
    Elmar Barnes: Die Entstehung des Weltkrieges Stuttgart 1928

  2. #12
    Eiskalter Engel Benutzerbild von Roter engel
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    Konkrete Angaben wären wohl etwas ratsamer gewesen als ein endloser text

    mit antinationalistischen Grüßen, das r:2faces:tes Engelchen

  3. #13

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    @Roter Engel:
    Jeder (imperialistischer) Krieg ist zu viel. (Irak-Krieg von 2003)

  4. #14

    Standard

    Das Attentat von Sarajevo 1914 auf den Trohnfolger und seiner Gattin war nicht der Auslöser des Krieges.
    Dieser menschenschlachtender Krieg wurde schon von den imperialistischen Mächten im Voraus geplant. (Schieffen-Plan von 1905)

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