"Aufklärung ist der Weg aus selbst verschuldeter Unmündigkeit" - lautet das berühmte Zitat von Kant.
Man kann das ganze, je nach Standpunkt großartige oder monströse Projekt in drei Abschnitte unterteilen:
1. Spätes Mittelalter und frühe Neuzeit
Der Buchdruck wird auch in Europa erfunden, die koprnikanische Wende in der Kosmologie, das "Zeitalter der Entdeckungen", aber auch Schwarzpulver und Feuerwaffen, so 15. bis 17. Jahrhundert. Die Gesellschaft mag oft noch "feudalistisch" sein, so nicht schon Manufakturwesen besteht. Doch Dinge wie Fernrohr oder Reisen über Ozeane und um die Welt zeigen, dass es nicht mehr das gleiche System wie im Mittelalter ist.
2. Die eigentliche Aufklärung
Philosophen wie Voltaire oder eben Kant lösen sich geistig endgültig von den tradierten Autoritäten, Ethik wird z. B. bei Kant auf eine rationale Grundlage gestellt; so um das 18. Jahrhundert. Im Schoße einer noch vom Adel bestimmten Gesellschaft wachsen die Kräfte heran, die den Adel stürzen werden.
3. Die Moderne
Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts. Massenproduktion, das Zeitalter der Maschinen beginnt. Mit der Dampfmaschine gehören Zivilisationen, die noch auf Muskelkraft angewiesen waren, endgültig der Vergangenheit an. Wissenschaft und Technik erreichen nie gekannte Höhen. Der Adel verliert seine Macht, Bürgertum und Arbeiter drängen nach vorn.
Die Befürworter der Aufklärung sehen ihr Projekt als epochalen Meilenstein in der Menschheitsgeschichte: die Menschen lösen sich aus tradierten, oft irrationalen Abhängigkeiten, um einander endlich frei und ungebunden gegenüber zu stehen. Wissenschaft und kritische Reflexion treten an die Stelle der von religiösen und anderen Autoritäten verordneten Wahrheiten. Materieller Fortschritt ermöglicht den Menschen ein besseres und längeres Leben und macht sie auch klüger und gebildeter als ihre Vorfahren.
Doch immer wieder gibt es auch Wellen der Kritik an der Aufklärung, ja der Verdammung des ganzen Projektes. Religiös-konservativ ist die Aufklärung die mit Zähnen und Klauen zu bekämpfende Abkehr vom rechten Wege, aus einer selbst eher rationalen Perspektive werden Aufklätung und Moderne die Schaffung eines für frühere Epochen unvorstellbaren Zerstörungspotenzials vorgeworfen. "So ein Chaos wie wir hat keine Epoche vor uns geschaffen", sagte jemand schon vor etlichen Jahren zu mir.
Die Frage ist allerdings, ob es sich Befürworter und Gegner der Aufklärung nicht zu einfach machen. Es gibt auch die "Dialektik der Aufklärung" und mehr Sichtweisen als nur ja und nein. Etwa so:
1. Die Aufklärung hat mehr Schaden als Nutzen angerichtet, ohne sie wären die meisten Menschen besser dran
2. In Aufklärung und Moderne wurden künstlich Bedürfnisse geschaffen, ohne die die Menschen auch und sogar besser zurecht gekommen sind. Wer war glücklicher: Robinson, der auf der Jagd nach Profit Schiffbruch erlitt oder der "Wilde" Freitag?
3. Die Auflärung war unvermeidlich, aber in ihr ist viel Unheil geschehen, vielleicht mehr als in jeder anderen Epoche der Menschheitsgeschichte
4. Die Aufklärung war im Großen und Ganzen richtig
5. Das Projekt der Aufklärung ist noch lange nicht vollendet
6. Die Aufklärung gerät immer wieder in schwere Krisen und stekct gerade in einer
7. Wer die Aufklärung beenden will, sorgt nur dafür, dass Millionen Menschen umsonst gestorben sind, ohne am angerichteten Schaden etwas gut machen zu können
8. Die Moderne hat noch gar nicht begonnen, wir stecken tiefer in der Barbarei, als wir wahr haben wollen
Diese Aussagen scheinen mir zu komplex und zu sehr miteinander verwoben, um sie zum Thema einer Klickumfrage zu machen, deshalb lasse ich sie so stehen.