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Thema: Schwerindustrie und Nationalismus

  1. #1
    forward ever Benutzerbild von Lichtblau
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    Standard Schwerindustrie und Nationalismus

    Zur nationalistischen Manipulierung des deutschen Volkes bezahlte die Schwerindustrie beispielsweise den Hugenberg-Konzern mit seinen von ihm kontrollierten 1600 Zeitungen, der mit seiner nationalistischen Propaganda maßgeblich zur Rechtsentwicklung in der Weimarer Republik beitrug. Allein bis zum 31. Dezember 1918 flossen an den Hugenberg-Konzern folgende Summen (1):


    Friedrich Krupp AG....................................12.166.650 Mark
    Gelsenkirchener Bergwerks-AG..................5.135.140 Mark
    Zechenverband..................................... ....5.000.000 Mark
    Phoenix AG................................................ 4.776.111 Mark
    Stinnes........................................... ...........4.401.300 Mark
    Rheinisch-Westfälisches Kohlensyndikat....1.850.000 Mark
    _______________________________________________
    Gesamt............................................ .........33.329.401 Mark


    Der enge Mitarbeiter Hugenbergs Ludwig Bernhard bezeichnete, in seinem 1928 erschienen Buch „Der Hugenberg-Konzern“ als ersten Punkt der „wesentlichen und lebengebenden Grundanschauungen“ des Konzerns:

    „Mangel an Heimatgefühl und Nationalgefühl führt zur Aushöhlung und zur Schwächung eines Volkes gegenüber anderen Völkern. Heimat- und Nationalgefühl sind daher zu stärken.“(2)


    Weiterhin finanzierten sie die NSDAP, so hat zum Beispiel einer der größten Stahlindustriellen Fritz Thyssen nach Angaben in seinem Buch „I paid Hitler“ der NSDAP 1.000.000 Reichsmark gezahlt.


    Schließlich wurde die NSDAP hauptsächlich von der Schwerindustrie an die Macht gebracht. Am 20. September 1932 schrieb der Verbindungsmann des Ruhrbergbaus zur NSDAP August Heinrichsbauer an Gregor Strasser:

    „dass sehr maßgebliche Herren des Reviers sich bei ausschlaggebenden Berliner Stellen sehr stark dafür eingesetzt haben, dass man Herrn Hitler das Reichskanzleramt übertrage“(3)



    Wieso finanzierte die Schwerindustrie nationalistische Propaganda?




    (1) Dankwart Guratzsch, Macht durch Organisation, Die Grundlegung des Hugenbergschen Presseimperiums, Düsseldorf 1974, S. 328.
    (2) Ludwig Bernhard, Der „Hugenberg-Konzern“, Psychologie und Technik einer Großorganisation der Presse, Berlin 1928, S. 107.
    (3) Joachim Petzold, Die Demagogie des Hitlerfaschismus, Die politische Funktion der Naziideologie auf dem Wege zur faschistischen Diktatur, Berlin 1982, S. 373 ff.
    Geändert von Lichtblau (12.09.2007 um 20:56 Uhr)
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  2. #2
    Mitglied Benutzerbild von Preuße
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Mal ne Frage, wie passt das in den Raum, dass die Nazis 1944 98% des Gewinnes eines jeden Unternehmes als Steuer genommen ahben? Und lass dir mal eine neue Leier einfallen.

    Gruß Preuße

  3. #3
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von Preuße Beitrag anzeigen
    Mal ne Frage, wie passt das in den Raum, dass die Nazis 1944 98% des Gewinnes eines jeden Unternehmes als Steuer genommen ahben? Und lass dir mal eine neue Leier einfallen.

    Gruß Preuße
    Wäre mir neu, aber nimm mal die Fakten zur Kenntnis und versuche die Frage zu beantworten.
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  4. #4
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Wieso finanzierte die Schwerindustrie nationalistische Propaganda?
    Der nationalistische Staat sieht die Wirtschaft als seine Wirtschaft und ist dementsprechend eher bereit, sie zu protegieren, ihr Vorteile zu verschaffen (z.B. über Zölle) oder ihr gar neue Absatzmärkte zu erzwingen.
    Es geht also, wenn wir von den persönlichen Motiven eines Wirtschaftsführers, der ja durchaus auch aus Herzensgründen den Nationalisten spenden kann, absehen, läuft die Sache also auf Wettbewerbsvorteile oder den Liebling des etablierten Kapitals: Wettbewerbsaufhebung hinaus.

    Im Gegenzug wird die Wirtschaft zwar "volksgemeinschaftlich" in die Pflicht genommen, hofft jedoch, vielfach verechtigt, das dies nich über Gebühr geschehen wird.

    Es ist eigentlich immer die gleiche Leier:
    Für den Kapitalisten als Sondereigentümer sachlicher Produktionsmittel gibt es nix Schlimmeres als Kapitalismus im Sinne der schumpeterschen "schöpferischen Zerstörung" durch wirtschaftlichen Wettbewerb.
    Darum versucht das etablierte Kapital immer, den Wettbewerb einzuschränken.
    Das geht auch über Faschismus oder Nationalismus.
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  5. #5
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Der nationalistische Staat sieht die Wirtschaft als seine Wirtschaft und ist dementsprechend eher bereit, sie zu protegieren, ihr Vorteile zu verschaffen (z.B. über Zölle) oder ihr gar neue Absatzmärkte zu erzwingen.
    Glaube ich nicht, jede Regierung unterstützt ihre Wirtschaft.


    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Es ist eigentlich immer die gleiche Leier:
    Für den Kapitalisten als Sondereigentümer sachlicher Produktionsmittel gibt es nix Schlimmeres als Kapitalismus im Sinne der schumpeterschen "schöpferischen Zerstörung" durch wirtschaftlichen Wettbewerb.
    Darum versucht das etablierte Kapital immer, den Wettbewerb einzuschränken.
    Das geht auch über Faschismus oder Nationalismus.
    Dazu bilden sie Monopole, aber Faschismus um Wettbewerb einzuschränken?
    backward never.

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  6. #6
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Glaube ich nicht, jede Regierung unterstützt ihre Wirtschaft.
    Ja, sicher.
    Aber manche mehr, manche weniger.
    Eine ausdrücklich liberale Regierung wird die Wirtschaft eines Staates mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit in Ruhe lassen, als es, sagen wir: eine sozialdemokratische täte.

    Es liegt ein weites Feld zwischen laissez-faire und voller Staatswirtschaft;
    moderne Nationalismen neigen dazu, im Trend eher in letztere Richtung zu gehen.
    (War nicht immer so. Vor 150 Jahren waren bekanntlich die Nationalen eher demokratisch und bürgerlich-liberal.)

    Dazu bilden sie Monopole, aber Faschismus um Wettbewerb einzuschränken?
    Die Monopole sind nicht stabil, solange Wettbewerb möglich ist.
    Jederzeit könnte neue Konkurrenz auftauchen, jederzeit könnte jemand aus dem Kartell ausscheren.
    Daher versuchen sie, den Wettbewerb auf gesetzlichem Wege einzuschränken, zu behindern, sogar zu verbieten.
    Das ist über viele Massnahmen möglich:
    Staatsaufträge; Gesetze und Regulierungen, die die Neugründung von Unternehmen erschweren; Kontrolle des Geld- und Kreditwesens; Auflagen für kleine und mittlere Unternehmen; Subventionen... (Und nicht nur direkte, auch indirekte: Der Handwerksmeister muss seinen Lehrling selber und auf eigene Kosten ausbilden - BASF kriegt Chemiker von den staatlichen Unis.)

    Im Faschismus, im Nationalsozialismus und ähnlichen Systemen wurde die Wirtschaft vielfach staatlich eingespannt, musste für den Staat arbeiten, Plansolle erfüllen, durften Unternehmen nur in bestimmen Bereichen tätig sein.
    Gleichzeitig kamen aber sehr viele Auflagen sozial-, wirtschafts- und kriegspolitischer Natur;
    kamen lukrative Staatsaufträge;
    kamn Ausschaltung von Konkurrenten (Stichwort: Arisierung) und Gewerkschaften;
    kam eine politische Stabilität, wie sie nur durch eine Diktatur erreicht werden kann;
    usw. usw.
    Das Beste für die Unternehmer: Die Profite durften sie trotzdem behalten, weil, wie Adolf Hitler treffend sagte, nicht die Betriebe, sondern die Menschen selber verstaatlicht worden seien.

    Alles sehr bequem für das etablierte Kapital!

    Im italienischen Faschismus kann man das gut sehen:
    Der Korporativismus war tendenziell anti-wettbewerblich, es ging um Zusammenarbeit der Unternehmen miteinander, mit den (Überresten der) Gewerkschaften, dem Staat, der Partei, der Armee.
    Aktueller Kalenderspruch: We have to choose between the freedom of a few professional politicians to talk and the freedom of the people to live.
    (Oswald Mosley, Fascism: 100 Questions)

  7. #7
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Ja, sicher.
    Aber manche mehr, manche weniger.
    Eine ausdrücklich liberale Regierung wird die Wirtschaft eines Staates mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit in Ruhe lassen, als es, sagen wir: eine sozialdemokratische täte.

    Es liegt ein weites Feld zwischen laissez-faire und voller Staatswirtschaft;
    moderne Nationalismen neigen dazu, im Trend eher in letztere Richtung zu gehen.
    (War nicht immer so. Vor 150 Jahren waren bekanntlich die Nationalen eher demokratisch und bürgerlich-liberal.)


    Die Monopole sind nicht stabil, solange Wettbewerb möglich ist.
    Jederzeit könnte neue Konkurrenz auftauchen, jederzeit könnte jemand aus dem Kartell ausscheren.
    Daher versuchen sie, den Wettbewerb auf gesetzlichem Wege einzuschränken, zu behindern, sogar zu verbieten.
    Das ist über viele Massnahmen möglich:
    Staatsaufträge; Gesetze und Regulierungen, die die Neugründung von Unternehmen erschweren; Kontrolle des Geld- und Kreditwesens; Auflagen für kleine und mittlere Unternehmen; Subventionen... (Und nicht nur direkte, auch indirekte: Der Handwerksmeister muss seinen Lehrling selber und auf eigene Kosten ausbilden - BASF kriegt Chemiker von den staatlichen Unis.)

    Im Faschismus, im Nationalsozialismus und ähnlichen Systemen wurde die Wirtschaft vielfach staatlich eingespannt, musste für den Staat arbeiten, Plansolle erfüllen, durften Unternehmen nur in bestimmen Bereichen tätig sein.
    Gleichzeitig kamen aber sehr viele Auflagen sozial-, wirtschafts- und kriegspolitischer Natur;
    kamen lukrative Staatsaufträge;
    kamn Ausschaltung von Konkurrenten (Stichwort: Arisierung) und Gewerkschaften;
    kam eine politische Stabilität, wie sie nur durch eine Diktatur erreicht werden kann;
    usw. usw.
    Das Beste für die Unternehmer: Die Profite durften sie trotzdem behalten, weil, wie Adolf Hitler treffend sagte, nicht die Betriebe, sondern die Menschen selber verstaatlicht worden seien.

    Alles sehr bequem für das etablierte Kapital!

    Im italienischen Faschismus kann man das gut sehen:
    Der Korporativismus war tendenziell anti-wettbewerblich, es ging um Zusammenarbeit der Unternehmen miteinander, mit den (Überresten der) Gewerkschaften, dem Staat, der Partei, der Armee.
    Woher stammt dein Wissen?
    backward never.

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  8. #8
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von Tschuikow Beitrag anzeigen
    Woher stammt dein Wissen?
    Eine sehr allgemein gehaltene Frage, die in dieser Form kaum vernünftig beantwortbar ist.

    Allgemein gehaltene Antwort: Aus Büchern, TV, Netz, Schule, Uni, gesundem Menschenverstand...
    Aber das wusstest Du auch schon vorher, nehme ich an.
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  9. #9
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Zitat Zitat von -jmw- Beitrag anzeigen
    Eine sehr allgemein gehaltene Frage, die in dieser Form kaum vernünftig beantwortbar ist.

    Allgemein gehaltene Antwort: Aus Büchern, TV, Netz, Schule, Uni, gesundem Menschenverstand...
    Aber das wusstest Du auch schon vorher, nehme ich an.
    Du müsstest aber noch die Frage beantworten, warum hauptsächlich die Schwerindustrie, also Kohle und Stahl, den Nationalismus unterstützt.
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  10. #10
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    Standard AW: Schwerindustrie und Nationalismus

    Diese Industrien waren damals wichtig, mächtig, reich;
    ihre Interessen waren und sind mit denen des Staates verwoben via Rüstungswesen und Energieproduktion;
    und sie neigen daher eher zu Oligopolen, als andere, was ihnen es leichter macht, sich abzusprechen zwecks Beeinflussung der Politik;
    und sie profitier(t)en von Rüstung bzw. Krieg.

    Welche Unternehmen wie mit drinhängen in der Sache, ändert sich mit der Zeit.
    Die Briten z.B. haben in Indien Krieg geführt wegen der Textilindustrie;
    und in Lateinamerika soll bei dem einen oder anderen Putsch ein bananenimportierendes amerikanisches Unternehmen eine Rolle gespielt haben.
    In 20 Jahren führt man vielleicht Kriege, um Software- oder Reispatente durchzusetzen.

    Unabhängig davon sind in der Regel wirtschaftliche Interessen des etablierten Kapitals da beeinflussend.
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