Wer bremst verliert
Von den eigenen vier Rädern träumen derzeit viele Menschen in Indien - und die Zahl derjenigen, die sich ihren Traum auch leisten können, steigt ständig. Eineinhalb Millionen Autos werden jährlich neu zugelassen. Die Infrastruktur stellen sie vor eine enorme Herausforderung.
Von Ulrich Leidholdt, ARD-Hörfunkstudio Südasien
Karte Indien Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: ]
Es wird eng auf Indiens Straßen: Zustand und Umfang halten kaum Schritt mit dem wachsenden Verkehr und der boomenden Nachfrage nach dem eigenen Auto. Es herrscht eine Stimmung vergleichbar mit der in der DDR nach dem Mauerfall. Jedes Jahr kommen eineinhalb Millionen neue Wagen auf die Straßen. Inzwischen rollen oder besser schleichen oder stehen insgesamt acht Millionen Fahrzeuge durch Indiens Städte.
Im Kundencenter des größten Autosalons im Herzen Neu Delhis ist jede Sitzecke ausgebucht. Am Eingang warten, wie beim Arzt schön in einer Reihe, weitere potenzielle Käufer geduldig darauf, dass sie aufgerufen werden. Ein junger Mann Mitte 20 ist sich bereits einig mit dem Verkäufer - ein Van soll es sein, eine Familienkutsche. "Wir sind eine große Familie. Ein kleines Auto reicht da nicht. Damit können wir nun am Wochenende alle zusammen wegfahren", erklärt der junge Käufer seine Entscheidung.
Kleinwagen aus eigener Produktion sind gefragt
Harvinder Lamba, der Verkaufsmanager des Autohauses in Neu Delhi, erlebt den brodelnden indischen Automarkt täglich. Bei ihm wird so viel gekauft, dass manch deutsche Verkäufer die Tränen in die Augen steigen könnten. "Wir verkaufen mehr als 1000 Fahrzeuge im Monat, das sind 35 pro Tag", sagt der Manager. Damit steht sein Autohaus beim Absatz an der Spitze Indiens.
Vor allem Kleinwagen aus eigener Produktion sind gefragt. "Das Interesse an indischen Autos ist riesig. Das sind ganz normale Leute, die zu uns kommen. Natürlich gibt's auch ein paar Reiche, aber die meisten sind aus der Mittelschicht und die wollen Kleinwagen", erklärt Lamba. Der junge Mann, der gerade stolz seinen Kaufvertrag unterschreibt und einsteckt, bestätigt die Begeisterung seiner Landsleute für die eigenen vier Räder: "Ein Auto ist für uns Inder sehr wichtig. Bequem muss es sein, reparaturfreundlich und sparsam".
Immer mehr Menschen können sich Luxus leisten
Jedes Jahr kommen eineinhalb Millionen neue Wagen auf die Straßen Indiens. Derzeit rollen insgesamt acht Millionen Autos.
Kleine Autos, kleine Preise - das ist die Devise in Indien. Knapp 4000 bis gut 10.000 Euro sind hier eine Menge Geld, aber die Mittelschicht, die sich das leisten kann, wächst. Zwar versuchen immer noch einige Kunden zu handeln, verrät Manager Lamba, stellt aber umgehend fest: "Bei uns gelten Festpreise".
Hier im seinem Autohaus ist der Maruti der Renner - die indische Variante des japanischen Suzuki. Maruti verkauft mehr als die Hälfte aller indischen Fahrzeuge, Kleinwagen oder untere Mittelklasse. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Längst haben auch ausländische Autobauer das riesige Potenzial des indischen Marktes mit über einer Milliarde Menschen erkannt. Aus Deutschland sind Mercedes und BMW mit ihren Investitionen in die Zukunft präsent. Skoda ist seit 2001 in Indien vertreten. Der VW-Partner ist mit seiner Mittelklasse, dem Skoda Oktavia, eingestiegen, der hier schon als Luxus gilt.
Sicherheit ist nicht so wichtig
Skoda-Direktor Karsten Bogun kann die Erfahrungen einheimischer Autoverkäufer nur bestätigen: "Es gibt immer mehr Inder, die sich mehr leisten können und mehr für Fahrzeuge investieren - auch höherwertige Autos. Auf der anderen Seite steht der Kleinwagen-Bereich: Hier ist es eine Herausforderung für europäische Hersteller, sich auf andere Kundenbedürfnisse einzustellen". Und die heißen in die Sprache hiesiger Käufer übersetzt: Inder wollen einfache Autos - aufwendige Sicherheit ist nicht so gefragt. "Es kommt drauf an, wie man fährt", erklärt ein Käufer, "ich bin nur in Delhi unterwegs und fahr dort nicht so schnell. Da ist Sicherheit für mich kein so wichtiges Thema".
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In Indien boomt der Automarkt
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AW: In Indien boomt der Automarkt
Zitat von Schwarzer Rabe
