Gewaltanwendung ist ausschließlich zum Zweck des Sturzes von Unrechtssystemen statthaft, wobei man sich nicht mit anderen Unrechtssystemen verbünden darf.
Gewaltanwendung ist ausschließlich zum Zweck des Sturzes von Unrechtssystemen statthaft, wobei man sich nicht mit anderen Unrechtssystemen verbünden darf.
Ich lehne "Krieg" und "Militär" grundsätzlich ab, sehe mich aber nicht als über jeden Gewaltakt (Tyrannenmord) erhaben an.
Meine Ablehnung von Krieg und Militär kommen daher, dass ich in ihnen keine tauglichen Mittel einer für mich irgendwie unterstützenswerten Politik halte. Viele die glauben, Krieg sei "unter Umständen" (Landesverteidigung) unvermeidbar oder man könne mit einem Krieg eigene Interessen durchsetzen, geben sich da Illusionen hin.
Es fängt damit an, dass in unserem gemütlichen Mitteleuropa alle Menschen, die jünger als 62 sind, gar keine Kriegserfahrungen haben und gar nicht wissen, wovon sie reden. Bei denen, die Kriegserfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg oder als Nicht-Mitteleuropäer aus einem anderen Kriegsschauplatz haben, sehen die so aus:
1. Als Soldat die meisten Zeit nichts gemacht. Der Vater eines Freundes von mir war ein halbes Jahr als deutscher Soldat im besetzten Frankreich, das war sozusagen Urlaub auf Reichskosten. Ein anderer Kriegsteilnehmer saß im besetzten Norwegen und musste sich da um irgendwelche Pferde kümmern. Das soll die beste Zeit seines Lebens gewesen sein, wegen dem Land und weil er gern mit Pferden arbeitete.
2. Die Kampfhandlungen waren schnell vorbei oder man war obenauf. Danach war man entweder tot, lag im Lazarett oder hatte Glück und es ging zurück zu 1. - nichtstun und ruhige Kugel schieben.
3. Unannehmlichkeiten, wie sie auch im Zivilleben passieren können. Als Flieger über Paris abgeschossen werden ist zwar schlimm, aber ein verunglückter Reisebus kann ebenso entsetzliches Leid mit sich bringen. Gefangenschaft ohne große Misshandlungen - man ist zwar sauer auf den Feind, der einen festhält, aber lebt in seiner Gewalt nicht viel schlechter als in Freiheit.
N. B.: weil immer wieder Fliegerbomben gefunden werden und bei ihrer Entschärfung ganze Wohnviertel evakuiert werden müssen, "dürfen" in diesem Sinne auch nach 1945 Geborene noch "Kriegserfahrungen" sammeln.
Das "Ding an sich", also Krieg, wo Gewalt und Zerstörung nicht 1 bis 5 Prozent der Zeit ausmacht, sondern ohne Unterbrechung "rund um die Uhr" läuft, führt zu
4. Traumatisierte Menschen, die sich fragen müssen, für was sie gelitten haben. Von den Millionen, die es nicht überlebt haben, ganz zu schweigen.
So etwas zum Mittel der Politik zu machen ist so "effizient" wie Streitigkeiten mit dem Nachbarn, mit dem man im gleichen Haus wohnt, dadurch zu "lösen", dass man dieses Haus anzündet.
Hab genommen: "Krieg auch als Angriffskrieg, wenn es dem eigenen Interesse nützt". Und meine damit: Wenn mit Sicherheit Gefahr für die eigene Nation im Verzug ist, oder wenn irgendwo Sachen abgehen, die zur Gefahr für die eigene Nation werden, oder sonst nicht zu akzeptieren sind (Beispiel: Kommunistische Machtergreifung), dann kann auch ein Präventivkrieg gerechtfertigt sein. Verteidigungskriege sind eh immer gerechtfertigt.
Ich weiß nicht, was Sun Tzu und Scholl-Latour geschrieben haben, aber wenn man sich die meisten Kriege ansieht, stellt man fest:
1. sie wären mit etwas gutem Willen vermeidbar gewesen
2. die von den Kriegsparteien verkündeten Ziele erweisen sich entweder als erstunken und erlogen oder als sinnlos und irreal
3. es stellt sich heraus, dass die herrschenden Eliten aller Kriegsparteien nur darauf bedacht sind, ihr eigenes Leben zu schützen
4. einfache Menschen und ihre Güter werden zu entbehrlichen und jederzeit ersetzbarem Spielmaterial
5. gibt es eigentlich einen Krieg, wo ein schneller Verständigungsfrieden den offiziellen Zielen beider Parteien nicht mehr entsprochen hätte als der Sieg einer?
6. Kriege lösen keine Probleme, sondern schaffen neue und nach jedem Krieg ist alles wie zuvor - nur schlimmer
7. Kriege sind die ultimate Form der Zerstörung, die den Menschen alles Leid der Zerstörung aufbürdet, ihnen aber jeden Nutzen, der aus der Zerstörung dysfunktionaler Strukturen resultieren mag, vorenthält - irgendwie ähnelt die "Nachkriegsordnung" immer wieder jener "Vorkriegsordnung", die sie doch überwinden sollte
8. Krieg als Zerstörung, die ein System und seine Herrschaftsverhältnisse im Kern intakt lässt (auch wenn Köpfe rollen und Grenzen verschoben werden), gehört zu Systemen, die auf Zerstörung angewiesen sind. "Solange es den Kapitalismus gibt, gibt es Kriege" - wenn der Kapitalismus Zerstörung braucht, um Überakkumulationskrisen zu "lösen", trifft das zu
9. nicht einmal der totale Sieg über einen hilflosen Feind löst irgendein Problem, wenn man nicht in der Lage ist, mit dem Unterworfenen in Frieden zu leben
10. auch die Vernichtung eines besiegten Feindes löst kein Problem, sondern ruft nur Parteien auf den Plan, die sich aus ehrlichem Abscheu oder eigenen Interessen der Sache des Besiegten annehmen. Ganz davon zu schweigen, dass ein Akteur, der Probleme vorzugsweise durch Vernichtung löst, irgendwann vom Rest der Welt selbst als zu vernichtende Bedrohung angesehen werden wird.
11. der Krieg, der alle Kriege beenden wird, wird wohl niemals kommen
Geändert von Beverly (26.09.2007 um 10:14 Uhr)
Die Rechtfertigung des Präventivkrieges führt schnell zur Eskalation, da sich nicht sauber definieren lässt, was eine Bedrohung darstellt. Wenn Mexiko am Rio Grande Raketenwerfer aufstellt, mag das eine Bedrohung der USA sein. Aber ist es auch eine Bedrohung der USA, wenn die Raketenwerfer in einem Land im Mittleren Osten stehen?
Pazifismus und Militarismus sind nicht unbedingt Gegensätze. Schon die Römer sagten: "Wenn Du den Frieden wills, bereite Dich auf den Krieg vor".
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