Der Science-Fiction wird nachgesagt, "Fluchtliteratur" für Menschen zu sein, die von der "realen" (?) Welt die Schnauze voll haben und lesend oder Filme sehend in eine andere Welt eintauchen wollen. Da bieten die besseren Werke der SF allerdings eine reiche Auswahl und für jeden Geschmack ist etwas dabei
Fangen wir an mit
Technokratisch-utilitaristischen Gesellschaften
Die Menschheit bricht in den Weltraum auf, Wissenschaft und Technik entwickeln sich weiter und die Gesellschaft ist eine um Raumschiffe und ferne Planeten erweiterte Spielart der westlichen Welt in den 1970er Jahren. Dank Wissenschaft und Technik gibt es alles im Überfluss und allen geht es - zumindest materiell - gut.
Für diese Art Zukunftswelt stehen "Perry Rhodan" und die Föderation in "Star Trek", die "Kultur" in den Romanen in Iain Banks und die von KIs regierte "Polis" von Neal Asher. Ungeachtet aller Konflikte und Widersprüche die Zukunftswelt, wie sie sich die meisten Menschen erträumt haben, ehe "Post" und "Neo" und der ganze verlogene Dreck der Postmoderne über uns kamen :rolleyes:
Oft sind die technokratischen Welten allerdings etwas eintönig, eine verfeinerte Variante ist
Kulturelle Vielfalt im Weltraum
Die Menschen mögen moderne Technik nutzen und zu anderen Planeten reisen, aber sie bleiben ihren Herkunftskulturen verhaftet. Im Weltraum und auf anderen Planeten entwickeln sich vielleicht sogar neue Kulturen, die noch exotischer sind als die auf der Erde. So leben die Menschen in "Der schwebende Wald" von Larry Niven in Schwerelosigkeit.
In den Zukunftsentwürfen von Jack Vance besiedeln die Menschen etliche Planeten, doch jeder entwickelt seine eigene Kultur. So ist es bei den Rhunen auf dem Planeten Marune OK, bei Nacht in fremde Häuser einzudringen und die Frauen dort zu vergewaltigen. Es gibt zwar Familienverbände, aber keine Ehe in unserem Sinn und am Familientisch herrschen auch ganz andere Sitten - es ist nämlich unschlicklich, in Gegenwart anderer zu essen.
Die kulturelle Vielfalt der SF führt sogar zu
Feudalistischen und militaristischen Gesellschaften
So in der Art der Klingonen bei Star Trek, aber da gibt es noch mehr.
Auf dem Planeten Barrayar in den Romanen von Louis McMaster Bujold herrscht ein Kaiser, der in einem komplizierten Wechselspiel mit dem "Rat der Grafen" die politische Macht ausübt. Einfache Bürger können sich als "Gefolgsmann" einem Grafen anschließen, indem sie ihm Treue schwören. Jeder Graf kann seinen Distrikt nach Gusto regieren, passt jemandem der Regierungsstil "seines" Grafen nicht, muss er sich einen besseren Distrikt suchen.
Gefällt jemandem der ganze Planet nicht, so kann er in andere Welten auswandern. Jede Welt hat ihre eigene Kultur, von hedonistisch bis faschistisch, von Kaiser bis Verbrecher ist alles vertreten.
Nachtrag: zu diesen Gesellschaften gehören auch die Cardassianer aus Star Trek.
Apropos Verbrecher, es gibt auch SF-Welten, wo
Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat
Siehe "Das Orakel vom Berge" von Dick und "Fatherland" von Robert Harris. Wers mag .... :rolleyes:
oder gleich
nach dem Weltuntergang
In "Der Untergang der Stadt Passau" von Carl Amery sind fast alle Menschen an einer Seuche gestorben. Die wenigen Überlebenden leben als Trapper oder Bauern in kleinen, dörflichen Gemeinschaften. Nur in Passau versuchen sie unter der Führung des "Scheffs", die alte Zivilisation noch am Laufen zu halten.
Ähnlich in "Nach dem Untergang" von Poul Anderson. Irgendwann im 21. Jahrhundert ist finito mit unserer Zivilisation. Die wenigen Überlebenden des Untergangs sind sich darüber uneins, ob sie wieder Technik benutzen sollen. Doch verfallen sie weder in totale Unwissenheit noch begehen sie den Fehler, zusammen mit erneuter Nutzung von Technik wieder einge Mega-Zivilisation mit Milliardenmassen aufzubauen.
Befreites Mittelalter
In "Die Schrecken des Jahres 1000" erlebt die Welt im Hochmittelalter um das Jahr 1000 eine Serie von Umstürzen, welche den diversen Reichen den Garaus macht. An die Stelle der diversen "Imperien" treten autonome Gemeinschaften, die weder auf Expansion aus sind, noch sich voneinander abgrenzen. Keine Reiche - keine Grenzen und keine Hindernisse mehr, auch mit einfachen Mitteln Menschen, Waren und Informationen rund um den Globus auszutauschen.
Das Mittelalter, wo die Menschen PM zufolge auch nicht blöder als heute waren und wussten, was politisch vor sich ging, entledigt sich dysfunktionaler Herrschaftsstrukturen und cancelt dadurch auch die Aufklärung, so wie wir sie kennen. Die Menschen waren schon immer "aufgeklärt" und es gab keine Notwendigkeit, sich Dinge wie "Industrialisierung", "Kolonialismus" oder gar "Kapitalismus" anzutun.
Es ist also in der SF für jeden eine Fluchtwelt dabei. Welche hättet ihr gerne? Habt ihr auch "Lieblingsuniversen"?