Malmö, Sonnabend (Korrespondent des Svenska Dagbladet). Berlin ist zwar schrecklich zugerichtet, aber dort stehen doch noch viele Gebäude. Dresden dagegen - ja, wie es jetzt dort aussieht, ist ganz einfach unbeschreiblich, und wer die Schrekken während der furchtbaren Bombenangriffe erlebt hat, kann wohl kaum mehr eine frohe Stunde in seinem Leben haben, erzählt ein Deutscher, der direkt von der verwüsteten Stadt nach Malmö kam.
Als ich in der schlimmsten Bombennacht auf einem Feld nahe der Stadt lag und das Wüten der Flammen, das ständige Krachen der Bornbeneinschläge und einstürzender Häuser hörte, sagte ich mir immer wieder, Dantes Inferno hätte keine schrecklichere Illustration erhalten können. Aber kann es etwas Schlimmeres geben als Tausende von Häusern auf einmal in Flammen zu sehen und die Schreie sterbender, halb wahnsinniger Menschen zu hören!
Dresden war bekanntlich jene Großstadt in Deutschland, die in allen Kriegsjahren vielleicht am meisten verschont geblieben war. Zwar waren ein paar Bombenangriffe vorgekommen, aber die Schäden erwiesen sich als ganz unbedeutend. Die Bevölkerung hatte sich deshalb in eine gewisse Sicherheit gewiegt. Offensichtlich, meinte man, hätten die Alliierten die Absicht, diese Stadt für einen besonderen Zweck aufzusparen. Die Umstände hatten auch zur Folge, daß ein großer Teil der Reichsverwaltung von Berlin dorthin ausgesiedelt wurde. Auch hatten Massen von Flüchtlingen aus Berlin und dem Rheinland in den letzten Monaten dort Zuflucht gesucht und in Schulen und bei Familien, die ein Zimmer abgeben konnten, Unterkunft gefunden. Am Stadtrand waren außerdem Baracken aufgeführt worden, und es ist gewiß nicht übertrieben, wenn man sagt, daß sich in den letzten Wochen an die 200.000 Flüchtlinge in Dresden aufhielten, dessen eigene Bevölkerung etwa 700.000 zählte.
Immer mehr Menschen sammelten sich draußen auf den Feldern, wohin man auch Massen von Verwundeten trug. Trotz den heldenhaften Anstrengungen der Rotkreuztruppen, der Feuerwehren und anderer Hilfszüge starben die meisten Schwerverwundeten. Es gab keine Krankenhäuser mehr, und es war ganz einfach unmöglich, den Menschen Hilfe zu bringen, die eingeschlossen in Kellern und unter Trümmerhaufen lagen. In der Innenstadt waren die Straßen völlig unwegsam; hier war jedes Haus eingestürzt oder abgebrannt. Viele Häuser waren auf andere gestürzt und hatten diese im Fall mitgerissen. Eines der ersten Bauwerke, die von Bomben getroffen wurden, war die stattliche Hofkirche; es folgte das nahegelegene Schloß, und dann wurde alles vernichtet. Die Häuser, die nicht völlig zerstört wurden, erhielten mehr oder weniger ernste Schäden. Die Mauern fielen oft vom bloßen Druck, da alle Arten von Bomben geworfen wurden. Fabrikanlagen in den Außenbezirken teilten dasselbe Schicksal.
Wieviele Menschen ihr Leben lassen maßten, weiß niemand mit Sicherheit, da immer noch Tausende von Leichen unter den Trümmern begraben sind und dort lange liegen bleiben; aber nach Angaben, die einige Tage nach der Zerstörung gemacht wurden, liegt die Zahl näher bei 200.000 als 100.000. Das erklärt sich daraus, daß unerhört viele keine Gelegenheit hatten, einen ordentlichen Schutz zu suchen, oder sich nicht darum kümmerten. Unzählige wurden in Kellern und unter einstürzenden Hausgiebeln begraben. Tausende erlitten den Tod durch Hitze oder Gase, andere wiederum ertranken.
Svenska Dagbladet vom 25.2.1945