Ein schmutziges Geheimnis der Briten
Wie Winston Churchill im Ersten Weltkrieg zum Giftgaseinsatz gegen die Türken drängte
Von Doron Arazi
Der Tod kam vom Himmel, verpackt in 3000 Giftgasgranaten: Am 17. April 1917, Punkt fünf Uhr, eröffnet die britische Artillerie das Bombardement vor der Entscheidungsschlacht. In ihren Schützengräben kauern die Soldaten der Mittelmächte-Koalition und warten auf den britischen Sturmangriff und auf die Befehle ihres deutschen Feldherrn. Bald würden sie einen Cocktail aus Tränen- und Nervengas riechen. Im Westen nichts Neues?
Die Szene, im Ersten Weltkrieg eine grausame Routine, spielte sich nicht in den Schlammfeldern Flanderns und Nordfrankreichs ab, sondern in den Sanddünen vor Gaza an der Mittelmeerküste. Dort, so enthüllte jüngst der israelische Militärhistoriker Yigal Sheffy, in der Zweiten Gaza-Schlacht zwischen Briten und Türken in Palästina, wurden zum ersten Mal Chemiewaffen im Nahen Osten eingesetzt. Jahrzehntelang wurde dieser Einsatz verheimlicht, verschwiegen und vergessen. Sheffys Studie wird nächstes Jahr in London erscheinen. Jüngst trug er seine Forschungsergebnisse in Tel Aviv und Istanbul vor.
Dieses Treffen selbst zeugt von der Wechselwirkung zwischen Historie und Politik. Sheffy, früher ein hochrangiger Offizier, heute an der Universität Tel Aviv, wechselte von der Feindes- in die Geschichtsforschung und verfasste das Standardwerk über den britischen Geheimdienst im Palästina-Feldzug von 1917/18. Durch seine militärischen Kontakte brachte er die Geschichtsabteilungen der Generalstäbe in Israel und in der Türkei zu einer Reihe von Fachtagungen über die Militärgeschichte des Nahen Ostens zusammen: Abwechselnd in Tel Aviv und Istanbul trafen sich etwa 40 Militärhistoriker in Zivil und in Uniform aus sieben Ländern - gleichsam eine intellektuelle Ergänzung der unausgesprochenen, inoffiziellen Militärallianz zwischen Israel und der Türkei...........
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