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Thema: Die Hölle von Borodino

  1. #31
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    Standard

    Du hast vorhin noch von einer Kriegserklärung gesprochen, oder nicht?
    Nein,ich sprach davon,dass die Logistik der Armee nichts mit der Kriegserklärung zu tun hatte.

    Bereits die Weimarer Republik hatte das im Versailler Vertrag vorgeschriebene 100 000 Mann Heer als 100 000 Offiziere interpretiert. Deutschland hatte 1933 wesentlich mehr Soldaten. Außerdem hat Deutschland mit dem Aufbau der Armee gleichzeitig den Ausstoß der Offiziere erhöht, was Stalin augenscheinlich nicht getan hat.
    Trotz allem standen in Deutschland 1933 100000 Mann unter Waffen,von denen nicht jeder ein Offizier war.

    Also, die 38 000 sind 11,5% des Offiziersbestandes? Dann hätte die Rote Armee 1937 über 330 000 Offiziere gehabt. Zusammen mit deinen 169 000 Offizieren wären dann also etwa 450 000 Offiziere für eine Armee zuständig, die viermal so groß ist wie die 1937...
    Du hast einen logischen Denkfehler gemacht und ich habe das anfangs nichtz nachvollziehen können: Etwa 38000 Offiziere wurden entlassen,eingesperrt oder gar hingerichtet.Davon muss man als erstes die rund 9000 Kommandeure abziehen,die aus nichtpolitischen Gründen(Alter(Weltkriegs-/Bürgerkriegsveteranen,die nutzlos waren in einer modernen Armee),Krankheit,Disziplinarstrafen etc.) entlassen wurden, was dem natürlichen Schwund entspricht,also bleiben etwa 29000 übrig,davon traten aber 1939/40(die ca.4000 von Anfang 1941 nicht miteingerechnet)wieder 12000 Offiziere ein,was bedeutet,dass etwa 17000 Offiziere dauerhaft entlassen,eingesperrt oder eben erschossen wurden.Das entspricht einem Verlust von 11,5% der seit 1925 ausgebildeten Offiziere(148000 Offiziere).Weiter ist es sehr unrealistisch und rein spekulativ,warum ein 1-1,25 Millionen Armee(1937)etwa 330000 Offiziere haben sollte?Du hast einen Denkfehler gemacht,deshalb kommst du auf eine so seltsame Rechnung.

    Aha, du hast das Ding also vorliegen, aber die Tatsache, dass es zur aktiven Verteidigung dienen sollte, wird natürlich nicht erwähnt...
    Natürlich habe ich das "Ding" vorliegen.Die Sache mit der aktiven Verteidigung habe ich bereits erläutert.Ich zitiere einfach mal alle Aufgaben:
    1.Durch aktive Verteidigung unsere Grenzen während(Nur während dieser Phase)der Konzentration der Truppen nachhaltig schützen;
    2.Mit den Kräften der Südwestfront im Zusammenwirken mit der Armee an der linken Flanke der West-Front den entscheidenden Schlag gegen die Gruppierungen des Gegners bei Lublin und Sandomir führen und bis an die Weichsel vorrücken.Im weiteren Verlauf einen Schlag in der allgemeinen Stoßrichtung auf Kielce,Krakau führen und zur Pilica und den Oberlauf der Oder(der Westgrenze des heutigen Deutschlands!)vorstoßen.
    3.Beim Fortschreiten der Operationen die Grenzen der Nordbukowina und Bessarabiens nachhaltig schützen.
    4.Durch aktive Operationen von Nordwest- und Westfront einen großen Teil der deutschen Kräfte nördlich von Brest-Litowsk und in Ostreußen binden bei gleichzeitiger nachhaltiger Deckung der Stoßrichtung Minsk und Pskow.
    Der Stoß unserer Kräfte in Richtung Krakau, Breslau gewinnt,indem er Deutschland von den Baaltenstaaten abschneidet,außerordentliche politische Bedeutung.
    Ausserdem wird ein Schlag in dieser Richtung durch das Territorium des ehemaligen Polen gehen, das im Hinblick auf eine Verteidigung noch sehr dürftig vorbereit ist.

    Es bleibt dein Geheimniss,wie dieser Plan zur Verteidigung dienen konnte,gegen einen Gegner,der seinerseits weder Angriffspläne geschmiedet hat,noch nennenswerte Truppen an der Westgrenze der UdSSR hatte!Nebenbei finde ich es bemerkenswert,dass die Militärführung plante,bis an die Oder vorzustoßen.

    Weil ich dieses Wörtchen "Verteidigung" für am wichtigsten hielt...
    Ich habe bereits erklärt,wieso die Sowjets während der Anfangsphase des Krieges,die mit Provokationen,Grenzgefechten oder Teilangriffen(Nahezu alle Sowjetführer hielten es unmöglich,dass die Deutschen nach ihrem abgeschlossenen Aufmarsch sofort mit allen Kräften angriffen!)rechneten.Du ignorierst die sowjetischen Militärdoktrin der "Anfangsperiode des Krieges",dass diese Aufgabe erklären würde.

    Wenn die Sowjets das vorhatten, warum gab es dann beim Angriff Hitlers sogar den expliziten Befehl, die Grenzen nicht zu überschreiten?
    Diese Frage höre ich ständig,sie ist aber sehr leicht zu erklären:Erst war der Sowjetaufmarsch noch unvollständig und man kann wohl schlecht mit Teilkräften angreifen,während sich im Hinterland noch Truppen konzentrieren,Material aller Art herangeschaft wird usw.Das zweite Problem war folgendes:Als Stalin am 21.6.1941 gegen 9 Uhr abends gemeldet wurde,die Deutschen würden in ihre Stellungen einrücken,konnte sich kein Sowjetführer vorstellen,dass sie am nächsten tag mit allem,was sie haben,angreifen.Man rechnete lediglich mit Grenzgefechten,maximal mit Teilangriffen.Was hätte man auch anderes tun sollen,ohne fertigen Aufmarsch?Eine Grenzübertritt mit einigen Divisionen hätte die Kräfte verzettelt,aussichtslose angriffe mit halben Kräften wären sowieso aussichtslos geblieben.Deshalb lautete die Devise: Den Aufmarsch vollenden,die Konzentration der Truppen abschließen,Provokationen und Grenzgefechte abwehren.

    Lageberichte der Wehrmacht:
    Irrtum,es handelt sich hier um Lageberichte des OKH,nicht der höchsten Instanz des OKW(Was die dachten,war ausschlaggebend,dazu komme ich später noch)
    1.Ich würde dich bitten,vollständig zu zitieren:

    Lagebericht Nr.1 vom 15.3.1941:
    "Seit der erkennbaren Verstärkung unserer Kräfte im Osten wurden folgende russische Maßnahmen festgestellt und bestätigt:
    1. Durchführung einer Teil-Mobilmachung, im Zuge derer wahrscheinlich 4 Jahrgänge einberufen werden. Die Maßnahme ist zahlenmäßig nicht zu übersehen, da die Rote Armee seit 1 1/2 Jahren teilmobil ist...
    2. Truppenverlegungen aller Waffen aus dem Mil.Bezirk Moskauin Richtung Minsk-Smolensk sowie Marschbewegungen im Baltikum und in Richtung auf die deutsche Grenzen zeigen, dass die russischen Truppen z.Zt an die Westgrenze aufschließen.
    3. In größeren Städten finden Probe-Fliegeralarme und Verdunkelungsübungen statt; darüber hinaus ist für einzelne Städte völlige Verdunklung angeordnet.
    4. Die "Kriegspsychose" wächst. Die öffentliche Meinung spricht häufig, teils überheblich, teils sorgenvoll, vom bevorstehenden Kriege.
    Offiziersfamilien der grenznahen Gebiete wurden ins Landesinnere abgeschoben.
    Bewertung: Teilmobilmachung und Aufschließen russischer Truppen zur Grenze ist Defensiv-Maßnahme und dient lediglich zur Verstärkung der Grenzsicherung."
    BA-MA, RH 19 III/722

    Feindbeurteilung vom 20.5.1941:
    "Die Rote Armee steht mit der Masse der Verbände des europäischen Teils der UdSSR, d.h. mit rund 130 Schützendivisionen - 21 Kavalleriedivisionen - 5 Panzerdivisionen - 36 mot.-mech. Panzerbrigaden entlang der Westgrenze von Czernowitz bis Murmansk...Die Tatsache, dass bisher weit günstigere Gelegenheiten eines Präventivkrieges (schwache Kräfte im Osten, Balkankrieg) von der UdSSR nicht ausgenutzt wurden, ferner das gerade in letzter Zeit fühlbare politische Entgegenkommen und festzustellende Bestreben der Vermeidung möglicher Reibungspunkte lassen eine Angriffsabsicht unwahrscheinlich erscheinen... Grenznahe, zähe Verteidigung, verbunden mit Teilangriffen zu Beginn des Krieges und während der Operationen als Gegenangriffe gegen den durchgebrochenen Feind...erscheint aufgrund der politischen Verhältnisse und des bisher erkennbaren Aufmarsches am wahrscheinlichsten."
    BA-MA, RH 2/1983

    Lagebericht Nr.5 vom 13.6.1941:
    "Seit 20.5. sind im Wesentlichen folgende Veränderungen eingetreten: Die Gesamtstärke der Roten Armee im europäischen Teil der UdSSR hat sich...auf 150 Schützendivisionen - 25 1/2 Kavalleriedivisionen - 7 Panzerdivisionen - 38 mot.-mech. Panzerbrigaden erhöht...Starke bewegliche Gruppen in Südbessarabien und um Czernowitz unmittelbar an der Grenze in Verbindung mit Meldungen über weiteres Aufschließen an der unteren Pruth und Bereitstellung von Übersetzmaterial lassen örtliche Offensivvorstöße der Russen nicht unmöglich erscheinen...Im übrigen ist jedoch nach wie vor im großen gesehen, defensives Verhalten zu erwarten."
    BA-MA, RH 19 III/722

    Insgesamt sind doch einige Auffälligkeiten fesstellbar,dass die UdSSR sich deutlich auf einen Krieg vorbereitete!(Fett gedruckt)
    Besonders in der Feindbeurteilung vom 20.5.1941 sind gröbste Fehler zu erkennen,eines der vielen Zeichen,die die Inkompetenz der FHO(Fremde Heere Ost)deutlich machen.

    Die Tatsache, dass bisher weit günstigere Gelegenheiten eines Präventivkrieges (schwache Kräfte im Osten, Balkankrieg) von der UdSSR nicht ausgenutzt wurden
    Dem Verfasser schien es unbekannt zu sein, dass Sowjetrussland für einen Aufmarsch der Größe vom 21.6.1941 unzählige Monate, wenn nicht gar Jahre brauchte, aufgrund der Weite des Raumes, der schlechten Verkehrsverbindungen, vor allem in den eroberten Gebieten. Der Angriff auf Jugoslawien erfolgte für die Sowjets überraschend, als sie sich im Aufmarsch befanden. Sie konnten unmöglich die "Chance"nutzen, weil sie nicht angriffsbereit waren.

    ferner das gerade in letzter Zeit fühlbare politische Entgegenkommen und festzustellende Bestreben der Vermeidung möglicher Reibungspunkte lassen eine Angriffsabsicht unwahrscheinlich erscheinen
    Ebenso scheinen dem Verfasser die Spannungen zwischen Sowjetrussland und dem Reich unbekannt gewesen zu sein, die schon ein halbes Jahr zuvor ihren Höhepunkt erreichten. (Ich komme auf diese Spannungen später zurück)

    Grenznahe, zähe Verteidigung, verbunden mit Teilangriffen zu Beginn des Krieges und während der Operationen als Gegenangriffe gegen den durchgebrochenen Feind...erscheint aufgrund der politischen Verhältnisse und des bisher erkennbaren Aufmarsches am wahrscheinlichsten ."
    Es gibt genug Aussagen, die die sowjetischen Truppenkonzentrationen als Offensivmaßnahmen bewerten. Im Übrigen wird es nur für wahrscheinlich erachtet, das sich die Sowjets verteidigen, d.h. es ist keineswegs sicher. Diese Unsicherheit wird im übrigen wiederlegt, dass es den Deutschen sehr wohl bekannt war, dass die Sowjets hinter Lemberg und Bialystok etwa die Hälfte ihrer motInfDiv./PzDiv. und KavDiv. konzentrierten.

    ... Offensivvorstöße der Russen nicht unmöglich erscheinen ...,
    Immerhin wird es für möglich erachtet, dass es zu Offensivvorstößen kommen könnte. Und was zu erwarten ist oder nicht, darüber konnte man wohl oder übel nur spekulieren.


    Im Übrigen gibt es auch Lageberichte, die etwas anderes über die "friedliebende Sowjetunion" aussagen:
    Bericht Fremde Heere Ost vom 20.3.41:
    1. Im Baltikum laufen seit dem 10.3-. allnächtlich Bahntransporte( 8 bis 12 Züge ) mit Infanterie und Panzern in Richtung Litauen , meist über Riga ...
    2 . Vor der Mitte der Ostfront ( zw. Grodno und Wlodawa ) sind nach unbestätigten ersten Nachrichten neu aufgetreten ( bis zu einer Tiefe von 250 Km ) :
    -4 Generalkommandos
    -5 Divisionen
    -1 mot.mech.Brigade / Bestätigung fehlt
    3. Vor der Südfront ( zw. Wlodawa und Schwarzem Meer ) sind nach unbestätigten ersten Nachrichten neu aufgetreten ( bis zu einer Tiefe von 250Km ) :
    - 4 Generalkommandos
    - 7 Divisionen
    - 5 mot.mech.Brigaden
    - Die Masse davon zw. Lemberg und Czernowitz

    4. Nach unbestätigten Nachrichten hat sich Marschall Timoschenko am 15.3. zu Besprechungen beim Stabe des Besonderen Baltischen Mil.Bezirks aufgehalten .

    Bericht derselben Stelle von Mitte Mai :

    2.... Vor der Südfront, besonders in Bessarabien ... einzelne Truppenteile näher an die Grenze herangeschoben, bei Czernowitz und Lemberg Fallschirmeinheiten festgestellt. An der Karparthenfront Funktätigkeit zugenommen . Vor der Mitte der Ostfront weitere Verstärkung westlich der Linie Grodno-Bialystok . Vor der Nordfront Heranschieben von Kräften . . .in den Memelbogen .

    Ferner Osten : nach japanischen Nachrichten Mitte März -Ende April 20-30 Züge mit Material ( Panzer , Kampfwagen , Kfz. , Geschütze ) nach Westen .
    3. Einberufungen : Vorzeitige Einziehung des Rekruten Jahrgangs 1941 . Gesamtzahl der schon mehrere Wochen andauernden Einberufungen wird z.zt. auf mindestens 500000 Mann geschätzt. Durch dieses Verfahren ist u.U. eine öffentliche Gesamtmobilmachung nicht erforderlich.

    4. Umfangreiche Materialtransporte von Innerrußland nach dem Westen .

    5. Grenzschutz: Die Grenzüberwachung ist an vielen Stellen verstärkt und verschärft worden.

    6. Räumungsvorbereitungen: Die Räumung der 800m-Zone v.d. Zivilbevölkerung ist überall erfolgt. An der Ungarischen Grenze soll eine Zone von 15Km geräumt und um Bialystok die Bevölkerung dt. Abstammung nach Innerrußland gebracht werden. Aus Bessarabien und Nordbukowina Vorbereitungen zur Verlegung von Fabriken und Getreidevorräten nach Osten gemeldet.

    7. Stimmung: Im gesamten Grenzgebiet laufen Gerüchte um, untere Parteidienststellen und politische Kommissare reden selbstüberheblich vom bevorstehenden Krieg mit Deutschland.
    ...

    Fremde Heere Ost berichtete am 29.April.1940,also noch vor dem Frankreichfeldzug:...Truppenansammlungen der Russen an der rumänischen Grenze dauern an...aus den Standorten der seit Herbst 1939 neu aufgetretenen Truppen ergibt sich, dass Russland jederzeit genügend starke Kräfte an der rumänischen Grenze stehen hat, um überraschend eine Angriffsoperation zu beginnen..Ich brauche nicht nochmals zu erwähnen,was geschehen wäre,wenn den Sowjets das rumänische Öl in die Hände gefallen wäre.

    Jodl notierte am 24 Mai: Lage im Ostern wird durch russischen Aufmarsch gegen Bessarabien bedrohlich.
    Dies wird durch FHO bestätigt:
    Fremde Heere Ost berichtete am 27.Mai:
    ...Nach bestätigten Meldungen wurden aber darüber hinaus noch stärkere Truppen in den rumänisch-russischen Grenzraum...herangeführt...

    Es gibt aber noch mehre Notizen und Briefe,die den sowjetischen Aufmarsch als Bedrohung empfanden:
    Das AOK 18 hatte bereits am 13.März an Fremde Heere Ost gemeldet, es lägen Berichte von Rückwanderern aus Lettland über große Manöver im Baltischen Militärbezirk vor; diese Manöver, so die Berichte weiter, dienten zur Tarnung eines Aufmarsches gegen Deutschland, nach dessen Vollendung der Krieg ausbrechen würde.

    Am 4.April musste Fremde Heere Ost gegenüber Generaloberst Halder zugeben, die Stärke des russischen Heeres im europäischen Teil der Sowjetunion unterschätzt zu haben(Was bis zum 22.6.1941 mehrmals zugegeben wurde);Halder bemerkte dazu, dass die Japaner und Finnen dies schon immer behauptet hätten. Die Gesamtzahl der Verbände wurde jetzt auf 171 Schützendivisionen, 36 Kavalleriedivisionen und 40 mot. mech. Brigaden geschätzt.

    Die sowjetischen Truppenkonzentrationen fingen an, dem Generalstabschef des Heeres Kopfzerbrechen zu bereiten; am 6. April notierte er:" Russisch Gliederung: Auffallend die Zusammendrängung, in der Ukraine. Ein Angriff gegen Ungarn und die Bukowina wäre nicht unmöglich. Ich halte sie aber für völlig unwahrscheinlich".

    Halder war sich aber mit seinem Urteil keineswegs sicher, denn am folgenden Tag schrieb er:" Die russische Gliederung gibt zu Gedanken Anlass: Wenn man sich von dem Schlagwort freimacht, der Russe will Frieden und wird nicht von sich aus angreifen, dann muss man zugeben, dass die russische Gliederung sehr wohl einen raschen Übergang zum Angriff ermöglicht, der uns außerordentlich unbequem werden könnte.

    Ein Brief von OKW Chef Keitel an Ribbentrop vom 11.Mai 1941:
    “Das Oberkommando der Wehrmacht ist durch diese Tatsachen mit dem Auswärtigen Amt laufend mitgeteilter Grenzverletzungen sowjetrussischer Flugzeuge und Soldaten zu der Überzeugung gekommen, dass dieses, einer Mobilmachung praktisch gleichkommende Maß des sowjetrussischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze nur noch als Vorbereitung für sowjetische Offensivmaßnahmen größten Umfanges gedeutet werden kann. Die Gefahr eines bewaffneten Konflikts rückt daher in bedrohliche Nähe. Der annähernd abgeschlossene Aufmarsch ihrer Wehrmacht ermöglicht der sowjetischen Staatsführung dabei die freie Wahl des Angriffsbeginns. Entsprechende deutsche Gegenmaßnahmen werden nunmehr unumgänglich.“

    Wie schon angekündigt komme ich nochmal zu den Eischätzungen des OKW,dass anscheindend keine Tomaten auf den Augen hatte:

    Das Oberkommando der Wehrmacht hingegen - und dies vielleicht auch bedingt durch seinen weiteren Gesichtskries - hatte aus den Aufklärungsergebnissen im Frühjahr wesentlich ernstere Schlüsse gezogen als das konkurrierende Oberkommando des Heeres. So richteten der Chef des Wehrmachtsführungsstabes des OKW, General der Artillerie Jodl, und der Chef des OKW, Generalfeldmarschall Keitel, zwischen April und Juni mehrere Schreiben an das Auswärtige Amt und an die Reichsregierung, in denen sie mit wachsender Besorgnis, endlich in fast beschwörendem Ton und mit "stärkstem Nachdruck"darauf aufmerksam, dass Sowjetrussland "den gewaltigsten militärischen Aufmarsch seiner Geschichte gegen Deutschland" vollziehe und "jeden Augenblick eine ungeheure sowjetische Truppenmacht"nach Westen in Bewegung setzten könne.

    Mochten die Aufklärungsergebnisse auf deutscher Seite auch noch mangelhaft sein, in den Lagemitteilungen des OKW fügten sie sich dennoch zu einem Gesamtbild von schon bedrohlichem Ausmaß zusammen.

    Nach Erkenntnissen des OKW hatte "die sowjetische Heeresleitung alle ihr zur Verfügung stehenden Aufklärungsmittel systematisch"in den Dienst der Offensivplanung gestellt. Dazu gehörte auch der "planmäßige Einsatz der Luftwaffe der UdSSR über dem Hoheitsgebiet des Reiches", die "fast täglich einlaufenden Meldungen über weitere Grenzverletzungen sowjetische Flugzeuge","bewusste Provokationen" und ebenso gehörte dazu die planmäßige Terrainaufnahme und Ausspähung des deutschen Gebietes durch sowjetische Militärkommisionen,"teilweise durch höchste Offiziere mit großen Stäben", auf die auch Viktor Suworov als untrügliches Kenntzeichen der bevorstehenden Offensive aufmerksam machte.


    Das immer nährere Heranschieben der sowjetischen Verbände, und zwar auf der ganzen Frontlinie vom Baltikum bis Südbessarbien, wurde vom OKW als "schwere Bedrohung"empfunden und dennoch in seinem tatsächlichen Ausmaß noch weit unterschätzt.Beunruhigend - und dies, wie wir heute wissen, zu vollem Recht, wirkte zugleich der vom OKW konstatierte rasche Fortgang des Ausbaues der Bodenorganisationen und der Belegung "grenznaher Flugplätze mit starken Verbänden der Luftwaffe", wurden diese Maßnahmen doch richtig als "Vorberitung weitreichender Bombenangriffe starker Kampffliegerverbände auf das Deutsche Reich"gedeutet, und dies um so mehr, als zahlreiche Äußerungen führender sowjetischer Offiziere bekannt geworden waren, die "offen von einer baldigen russischen Offensive sprachen".

    Anders als das OKH hatte das OKW im Rahmen seiner begrenzten Möglichkeiten also durchaus zutreffende Folgerungen gezogen. An kaum einer Stelle der Schreiben Keitels oder Jodls lässt sich eine sachliche Übertreibung finden, eher wird die Gefahr aus Unkenntniss noch verkleinert. Denn in Wahrheit standen die Offensivvorbereitungen des Generalstabes der Roten Armee, wie wir heute wissen, nicht mehr allzu weit vor der Vollendung.

    Auch stimmen deine Zahlen oben eindeutig nicht. Es sei denn, die UdSSR hätte seit März 1941 nochmals Leute abgezogen...
    Die Zahlen, die die Abteilung FHO(Fremde Heere Ost)lieferten mussten eigentlich ständig korrigiert werden.

    So wurden insgesamt "nur" erkannt:
    Im europäischen Teil der UdSSR:
    154 Schützendivisonen
    25 1/2 Kavalleriedivisionen
    10 Panzerdivisionen
    32 mot.mech.Brigaden
    7-8 Fallschirmjägerbrigaden

    Im asiatischen Teil der UdSSR :
    25 Schützendivisonen
    8 Kavalleriedivisionen
    5 mot.mech Brigaden

    Gesamtstärke:
    179 Schützendivisonen
    33 1/2 Kavalleriedivisionen
    10 Panzerdivisionen
    37 mot.mech.Brigaden
    7-8 Fallschirmjägerbrigaden

    Tatsächlicher Aufmarsch/Stärke:
    Stärke:
    303 Divisionen
    -198 Schützendivisonen
    -61 Panzerdivisionen
    -31 mot.Div
    -13 KavDiv

    W. Post, Unternehmen Barbarossa("Der Schukowplan")

    Aufmarschiert waren insgesamt 258 Divisionen:163(von 198) SchtzDiv, 58(von 61)PzDiv, 30 (von 31!) motDiv, 7(von 13) KavDiv

    Meine Zahlen stimmen.Heute weiß man,dass FHO die Ausmaße des sowjetischen Aufmarsches nicht erkannte.Dennoch stellten die Erkannten Kräfte eine immense Bedrohung dar,ebenso wie die sowjetische Rüstungsindustrie,die in vollem Ausmaß erkannt wurde.

    s sagt aber immer noch nichts über einen Angriffsplan gegenüber Deutschland aus
    Am 27 Mai wurde in Bukarest der "Ölpakt" unterzeichnet.
    Ich würde dir raten,meie Texte auch mal zu lesen.Es geht hier darum,dass die UdSSR bereit war(wie Hitler im Herbst 1940 erfahren musste)einen Angriff auf das mit Deutschland verbündet Rumänien zu führen, um Deutschland von den lebenswichtigen Öllieferungen abzuschneiden!Hitler war vom rumänischen Öl abhängig,Stalin nicht,dieser hatte riesige Ölquellen in der ganzen UdSSR.Wenn Stalin dieses Öl in seinem Beseitz bringen wollte und dazu bereit war,seinen Verbündeten anzugreifen,dann war dies für Hitler eine ernstzunehmende Bedrohung!

    Der Angriffsplan stammt aber aus der Zeit vor dem deutschen Einmarsch und solange du nicht irgendwelche Quellen ranschaffst, die belegen, dass der Plan noch aktuell war, ist dieser wertlos.
    Dieser Plan,der eine Aggression gegen Deutschland darstellt,war 1941 ohne Zweifel noch aktuell.Im Plan vom 18.September 1940 heist es doch:
    Der Stoß unserer Kräfte in Richtung Krakau, Breslau gewinnt,indem er Deutschland von den Balkanstaaten abschneidet,außerordentliche politische Bedeutung.
    Stalin wollte Hitler vom Öl abschneidet,so hätte er den Krieg schneller gewonnen.

    Quellen:
    W. Post, Unternehmen Barbarossa
    W.Maser, Der Wortbruch
    J.Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg
    Geändert von Panzerlexikon (24.08.2004 um 15:44 Uhr)

  2. #32
    Bereut nichts Benutzerbild von Kaiser
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    Standard

    Zitat Zitat von Siran
    Ausgerechnete Suworow, der Luftlandetruppe gleich mal pauschal als Zeichen für einen geplanten Angriff wertet...
    Luftlandetruppen werden in ihrer Funktion ausschließlich zu offensiven Zwecken gedacht.
    Siegen heißt Leben

  3. #33
    l_osservatore_uno
    Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Panzerlexikon
    Quellen:
    W. Post, Unternehmen Barbarossa
    W.Maser, Der Wortbruch
    J.Hoffmann, Stalins Vernichtungskrieg
    Und diese:

    "Geschichte des Zweiten Weltkrieges", Kartenband, deutsche Ausgabe Berlin (Ost) 1975

    "Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion", deutsche Ausgabe Berlin (Ost) 1962

    Österreichische Militärzeitschrift 1/1993

    Allerdings ist das nichts für Ignoranten, die den Widerspruch gegen die Theorie von der Alleinschuld Deutschlands am liebsten mit so was wie dem 130er und seinen mosaisch inspirierten Spießgesellen 'behandelt' sähen!

    Gruß!

    Enzo

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