Die Nationalhymne wird angestimmt, die 500 im Saal erheben sich, man nimmt Haltung an, zwischen Rasenmähern und Elektrorollern ertönt schließlich das stolze Lied der Magyaren, von Feindeswut ist da die Rede, von Kampf und Gefahren. Dann tritt Gábor Vona ans Rednerpult.
Der 29-Jährige ist der Vorsitzende der Jobbik-Partei, smart, eloquent, gegelte dunkle Haare. Seit Tagen tourt der studierte Geschichtslehrer wie ein Rattenfänger durch die Provinz, um neue Mitglieder zu werben für seine jüngste Neuschöpfung, die "Magyar Gárda". Die "Ungarische Garde" ist eine rechtsextremistische, paramilitärische Gruppe, bislang besteht sie aus 56 Männern, sie tragen Militärstiefel und uniformähnliche Abzeichen. An der Budaer Burg, wo einst die Habsburger den Türken eine bittere Niederlage beibrachten, legten sie vor einigen Wochen feierlich ihren Eid ab, ausgerechnet drei Priester weihten die mitgebrachten Banner.
Selbst Wehrsportübungen sind für die Garde geplant
Dabei ist die völkische Gesinnung der Gardisten alles andere als christlich: Die "Zigeunerkriminalität" soll ausgemerzt, das "Ungarntum" gegen Aggressoren aus den Nachbarländern verteidigt werden, notfalls mit Waffengewalt. Aus diesem Grunde sollen für die Uniformierten künftig auch Wehrsportübungen verpflichtend sein. Wieder einmal ist das ohnehin tief gespaltene Magyarenland in Aufruhr, und wieder einmal kommen die Provokationen von ganz rechtsaußen.