Demokratie ist ein leicht missbräuchlicher Begriff, weil sich bei der Benutzung vor dem Hintergrund von Erfahrungen mit diktatorischen Regimen positive Emotionen einstellen. es ist also, wie bei anderen Begriffen, die ebenfalls auf diese Weise emotionsgeladen sind -etwa bei dem Begriff Freiheit- immer nachzufragen:
Welche Freiheit oder welche Demokratie ist gemeint?
Die Demokratie der athenischen Republik war eine Demokratie, die auf einige wenige tausend Freie über hunderttausende Sklaven entfielen.
Die Demokratie der Barone war keine solche für die Leibeigenen.
Wenn in all solchen "Demokratien" dennoch das gleiche Wort auftaucht, so muss es etwas geben, das sie -formal- vergleichbar macht. Es ist dies das Bestreben, ein größtmögliches Maß an übereinstimmung innerhalb (!) der an der Macht befindlichen Klasse zwischen jenen herzustellen, die unmittelbar die Macht in den Händen haben und jenen, die der Macht fern oder ferner stehen.
Sozialistische Demokratie kann dann ebenfalls nur bedeuten, dass es innerhalb der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten eine größtmögliche übereinstimmung, ja Harmonie bei der Ausübung der politischen und damit auch die wirtschaftliche Macht geben muss.
Dennoch muss auch davor gewarnt werden, in der Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Demokratie-Heuchlerei zu übersehen, dass die bürgerliche Demokratie gleichsam zwei Seiten hat:
Eine gegen die Vergangenheit gerichtete, und da hat sie grosse Fortschritte erwirkt; die nicht preisgegeben sondern im Hegelschen Sinne aufgehoben und weiter entwickelt werden sollte (zur sozialistischen Demokratie), und eine andere, die sich gegen mögliche Gefahren für die Existenz des Kapitalismus (antikapitalistische Massenbewegungen) richtet und die im Extremfall zum Umschlagen der bürgerlichen Demokratie zum Faschismus führt. Die Weimarer Republik ist ein glänzender Beweis dafür!!
Es ist also vor der gedankenlosen Rede in Sachen Demokratie zu warnen, wobei es zweierlei Arten von solcher Gedankenlosigkeit gibt, nähmlich die kritiklose Anbetung der bürgerlichen Demokratie (als ob es nur ein Positivum namens bürgerliche Demokratie gäbe) und die nur ablehnende, nihilistische Einstellung zur dieser Demokratie, als ob es nur deren (extreme) reaktionäre Seiten gäbe.